Freitag, März 29, 2024

Polizisten-Mord an Schwarzem erschüttert die USA

Ein schockierendes Video, das den Mord an einem Schwarzen durch einen Polizisten zeigt, erschüttert die USA. Die Stadt Minneapolis wird nun gegen Proteste aufgerüstet, Trump droht mit der Nationalgarde – und bekommt Probleme mit Twitter.

Wien, 29. Mai 2020 | Die USA versinken durch einen gewaltsamen Polizisten-Mord an einem Schwarzen im Chaos. Ein schockierendes Video, das im Netz kursiert, zeigt einen weißen Polizisten in der Stadt Minneapolis, der sein Knie mehrere Minuten lang an den Hals eines schwarzen Verdächtigen drückt. Dieser fleht wiederholt um Hilfe, bevor er das Bewusstsein verliert. Der Afroamerikaner starb kurz danach in einem nahen Krankenhaus.

Polizei unter Druck – Darstellung entsetzt

Die Polizei Minneapolis teilte mit, der Vorfall werde nun nicht nur intern, sondern auch von der Bundespolizei (FBI) untersucht. Der Bürgermeister der Stadt im US-Staat Minnesota, Jacob Frey, zeigte sich entsetzt:

“Es sollte in Amerika kein Todesurteil sein, schwarz zu sein.”

Die vier in den Fall involvierten Polizisten seien entlassen worden, erklärte Frey am Dienstag (Ortszeit) über Twitter. Der Mann, George Floyd, hätte nicht sterben dürfen, erklärte Frey. Mit Blick auf das Video sagte er vor Journalisten: “Was wir gesehen haben, ist schrecklich.” Er fügte hinzu: “Was auch immer die Untersuchung ergibt, kann nicht die einfache Wahrheit verändern, dass er heute Morgen noch bei uns sein sollte.” Was die Videos des Vorfalls vom Montagabend zeigten, sei “in jeder Hinsicht falsch”. Auch in Washington äußerten sich mehrere Abgeordnete und Senatoren entsetzt.

Brisant: Die Polizei erklärte, die Beamten seien an den Ort gekommen, um einen Betrugsfall zu untersuchen. Der gut 40 Jahre alte Verdächtige habe Widerstand geleistet. Dann heißt es: “Die Beamten konnten den Verdächtigen in Handschellen bekommen und stellten fest, dass er medizinische Hilfe zu brauchen schien.”

„Ich kann nicht atmen“

Das Video, das auf Facebook bis Dienstagmittag (Ortszeit) bereits rund 700.000 Mal angeschaut worden war, zeigt, wie der Afroamerikaner immer wieder nach Hilfe ruft: “Ich kann nicht atmen.” Er fordert die Beamten mehrfach auf, ihn loszulassen. Er sagt ihnen auch zu, dann freiwillig ins Polizeiauto einzusteigen. “Ich kann nicht atmen”, wiederholt er. Ein Passant fordert die Polizisten wiederholt auf, den Verdächtigen loszulassen.

Der Mann am Boden wird dann zunehmend ruhiger, bevor er das Bewusstsein zu verlieren scheint. “Messt seinen Puls”, schreit ein Passant. Sanitäter laden den Mann etwa acht Minuten nach Beginn des Videos in einen Krankenwagen. Zu spät, der Mann stirbt an den Folgen des gewaltsamen Handelns der Polizisten, allen Hilferufen zum Trotz.

Der Anwalt Benjamin Crump erklärte über Twitter, Floyds Familie habe ihn engagiert, um sie in diesem Fall von “missbräuchlicher, exzessiver und unmenschlicher Gewaltanwendung” zu vertreten. Die Polizei müsse zur Rechenschaft gezogen werden.

Trump kriminalisiert Proteste und droht mit „Schiessen“

Nachdem es dann in Minneapolis seit dem Mord zu aufsehenerregenden Protesten gekommen war, reagierte US-Präsident Donald Trump erst mit Kondolenzen gegenüber der Opfer-Familie – doch dann stürzte er sich auf die Demonstranten: “Habe gerade mit Gouverneur Tim Walz gesprochen und ihm gesagt, dass das Militär ganz an seiner Seite steht. Wenn es Schwierigkeiten gibt, werden wir die Kontrolle übernehmen, aber wenn die Plünderungen beginnen, beginnt das Schießen”, twitterte Trump in der Nacht auf Freitag (Ortszeit). Twitter versieht nun seit Tagen Tweets von Trump in diese Richtung mit Warnhinweisen, weshalb der Präsident nun einen Krieg mit der Nachrichtenplattform anzettelt.

In den USA kommt es immer wieder zu aufsehenerregenden Fällen von Polizeigewalt gegen Schwarze. Der jüngste Vorfall erinnerte an den ebenso auf Video festgehaltenen Fall des Afroamerikaners Eric Garner. Der damals 43-Jährige wurde 2014 von New Yorker Polizisten zu Boden geworfen; sie drückten ihm die Luft ab, später starb er im Krankenhaus. Garners letzte Worte – “Ich kann nicht atmen” – wurden zu einem Slogan der Bewegung “Black Lives Matter”. Diese setzt sich in den USA für Gleichberechtigung von Schwarzen und Weißen und gegen Polizeigewalt ein.

(wb/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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