“Peinlich”, “Nullnummer”, “Blamage”
Der gerade noch ausgebesserte Peinlich-Fehler von Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) schlägt auch international hohe Wellen. Vor allem in Deutschland kommt der bald in Wien wahlkämpfende Minister gar nicht gut weg.
Berlin/Wien/New York/Istanbul, 30. Mai 2020 | Die denkwürdigen Nationalratssitzungen rund um das stümperhafte Budget von Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) dürften den Türkisen schwer im Magen liegen. Dass mit Kai Jan Krainer ausgerechnet ein Sozialdemokrat nicht nur peinliche Fehler aufdeckte, sondern in letzter Sekunde wohl die Gefahr der Zahlungsunfähigkeit der Republik verhinderte, dürfte dem in Wien bald wahlkämpfenden Minister gar nicht schmecken. Von Rückenwind ist er jedenfalls weit entfernt.
Deftige Negativ-Schlagzeilen für Blümel
Auch dem Ausland blieb der Wirbel um das Peinlich-Budget nicht verborgen: gerade in Deutschland berichtete die Presse äußert kritisch und scharf über die Fehler des Finanzministers im Angesicht der historischen Wirtschaftskrise.
So berichteten vor allem “Der Spiegel”, “Süddeutsche”, aber auch “Focus” über die Vorkommnisse im Nationalrat. Letzterer bettete in den Artikel ein Puls 24-Interview mit Kai Jan Krainer ein. “Peinlich” war noch der mildeste Begriff, der von den Medien gewählt wurde. Das US-amerikanische Nachrichtenportal “Bloomberg” schrieb ebenso von einem “peinlichen Fehler” (embarrassing mistake, Red.) und titelte “Zahlen-Fauxpas krönt scharfsinnige österreichische Virus-Budget-Debatte”. Auch in der Türkei wurde berichtet.
“Der Spiegel”
Das deutsche Nachrichtenmagazin schrieb im Lead unmissverständlich: “Bei den Haushaltsberatungen in Österreich hat Finanzminister Gernot Blümel dem Parlament eine falsche Summe zur Abstimmung vorgelegt.” Im Text heißt es: “Das genehmigte Budget hätte bei einer Annahme des Antrags dann lediglich 102.000 Euro umfasst – statt 102 Milliarden Euro.”
Tausende statt Milliarden: Peinliche Haushaltspanne – Österreichs Finanzminister übersteht Misstrauensantrag.#Blümel #Blümelgate #ÖVPhttps://t.co/UqUqmjW5GH via @derspiegel
— Christian Cargnelli (@Chrisl7000) May 29, 2020
“Süddeutsche Zeitung”
Die “SZ”, die zusammen mit dem “Spiegel” den Ibiza-Skandal aufdeckte, schrieb gleich zwei Beiträge zum Blümel-Versagen. So wurde gestern Mittag zunächst getitelt: “Blamage beim Budget”, ehe dann nachmittags um ca. 15 Uhr ein neuer Artikel von Österreich-Korrespondent Peter Münch mit dem Titel “Wiener Nullnummer” erschien. Münch schrieb über die Budget-Debatte und den Zahlenfehler:
“Ein peinlicher Lapsus war dies – die Sitzung musste vertagt und die Abstimmung auf den nächsten Tag verschoben werden. Doch letztlich war diese Nullnummer nur der Höhepunkt einer Budget-Woche voller Pleiten und Pannen, die den sonst so alerten Finanzminister und Kanzler-Intimus Gernot Blümel am Ende doch etwas zerzaust zurückließ.”
Blamage beim Budget in Österreich: ÖVP-Finanzminister Blümel bringt versehentlich einen Nachtragshaushalt von lediglich 102 000 Euro ins Parlament ein – ein aufmerksamer Sozialdemokrat bemerkt den gravierenden Fehler. https://t.co/m1uVXjLIGt
— SZ Politik (@SZ_Politik) May 29, 2020
… auf die Berichterstattung der @sz ist Verlass https://t.co/oMSWPNX0ht
— Angelika Plank (@PlankAngelika) May 29, 2020
“Bloomberg”
Aber nicht nur deutschsprachige Medien berichteten über die Zahlen-Festspiele, auch dem US-amerikanischen Nachrichtenportal “Bloomberg”, benannt nach deren Chef und ehemaligen New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg, blieb der Budget-Wahnsinn nicht verborgen.
Austria almost capped government spending for the year at 102,000 euros https://t.co/RlIncyfpsn
— Bloomberg (@business) May 28, 2020
“Daily Sabah”
Interessant ist auch der Bericht der türkischen Zeitung “Daily Sabah”. So wäre Österreich laut dem Blatt nur knapp an einem dünnen Budget vorbeigeschrammt. Die Gefahr der technischen Insolvenz, wird Krainer zitiert, hätte man damit haarscharf abgewendet.
(wb)
Titelbild: APA Picturedesk