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Black Lives Matter: 50.000 setzten Zeichen gegen Rassismus

50.000 setzten Zeichen gegen Rassismus

Die weltweite Bewegung hat Österreich erreicht: Am Donnerstag setzten 50.000 Menschen in Wien ein starkes Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt. ZackZack war vor Ort.

Wien, 05. Juni 2020 | Trotz anfangs heftiger Regenschauer füllte sich der Platz der Menschenrechte innerhalb weniger Minuten: Tausende Menschen jeden Alters und jeder Hautfarbe strömten am Donnerstag unaufhaltsam von allen Seiten auf den Platz zu, um ihr Zeichen gegen Polizeigewalt und Rassismus zu setzen. Auf ihren Schildern: Bekundungen der Solidarität und Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt.

Hintergrund der Kundgebung sind die mittlerweile internationalen Proteste, die vergangene Woche in den USA ihren Anfang nahmen. Der Mord am Afroamerikaner George Floyd durch rassistisch motivierte Polizeigewalt hat Proteste mit hunderttausenden Demonstranten ausgelöst.

Die Kundgebung in Wien war für 3.000 Menschen angemeldet, wimit die Solidarität der Teilnehmer weit unterschätzt wurde. Laut Schätzungen der Polizei sollen 50.000 Menschen beim Protestmarsch zum Wiener Karlsplatz gewesen sein!

Afro Rainbows Austria, einer der Veranstalter, bedankt sich bei den Teilnehmenden.

Weitere #blacklivesmatter-Demonstrationen sollen folgen: am Freitag in Wien vor der US-amerikanischen Botschaft, am Samstag in Klagenfurt.

Österreicher sind solidarisch – über Ländergrenzen hinweg

„I can’t breathe“ – ich kann nicht atmen. Die letzten Worte von George Floyd, bevor er starb, waren auf zahlreichen Schildern zu lesen, genauso „Black Lives Matter“. Die weltweiten Proteste und Kundgebungen werden auf Social Media unter dem gleichnamigen Hashtag geteilt. „Schau nicht weg!“ oder „Gegen Rassismus und Faschismus – Hoch die internationale Solidarität!“ – Mit diesen und hunderten anderen Schildern bekundeten die Teilnehmer ihre internationale Solidarität.

Wir fassen die Eindrücke von der Demo in einem Video zusammen.

Fotostrecke Black Lives Matter

Die Demonstration verlief friedlich, die Stimmung unter den Teilnehmenden war insgesamt gut – wenn auch wütend angesichts des weltweiten Problems von Rassismus und Polizeigewalt, das auch Österreich betrifft. Veranstalter der Demonstration sind schwarze Aktivisten aus Österreich. Polizeigewalt, Rassismus und Racial Profiling stehen auch in Österreich an der Tagesordnung, ist in ihrem Demo-Aufruf zu lesen.

Polizeigewalt auch in Österreich Problem

Auch in Österreich gab es in der Vergangenheit immer wieder Fälle von Polizeigewalt, bei der schwarze Menschen ums Leben kamen. Der Ausgangspunkt der Kundgebung ist nicht zufällig gewählt: Mit der drei Meter hohen und fünf Tonnen schweren schwarzen Granitskulptur am Platz der Menschenrechte setzte die Bildhauerin und Künstlerin Ulrike Truger ein Denkmal für Marcus Omofuma, einen Asylwerber aus Nigeria, der 1999 während einer Abschiebung aus Österreich von Polizeibeamten erstickt wurde.

“Omofuma ist einer der tragischsten Fälle von Polizeigewalt in Österreich. Er und viele andere sind ein Symbol für den strukturellen Rassismus, den es hier in Österreich gibt und der leider auch in brutale Gewalt ausarten kann. Wir sind heute hier, um gegen diesen strukturellen Rassismus aufzutreten. Live, mutig, viele von uns, gemeinsam: Black Lives Matter!”,

sagte Mireille Ngosso, Mitveranstalterin und Aktivistin sowie stellvertretende Bezirksvorsteherin (SPÖ) im ersten Wiener Gemeindebezirk.

Solidarität von Politik und anderen Kundgebungen

Unter den zehntausenden Teilnehmenden bekundeten auch etliche politische Persönlichkeiten ihre Solidarität: Darunter die Wiener Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne), Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) oder die Grünen Nationalratsabgeordneten Ewa Ernst-Dziedzic und Faika El-Nagashi.

Was für ein starkes Zeichen heute in Wien. Ich bin stolz auf unsere Stadt.” – Peter Hacker via Instagram zur Demonstration.

Auch Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne) postete live von der Demo – mit im Bild Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ).

Die Initiative für evidenzbasierte Corona Informationen hatte für den Donnerstag eine Bürgerrechts-Kundgebung zu den ungerechtfertigten Corona-Maßnahmen geplant und sagte sie aus Gründen der Solidarität ab: Auf ihrer Webseite ruft sie auf, zur Black Lives Matter-Demonstration zu gehen:

„Gewalt durch Polizei, Politik und Beamte geht uns alle an, überall auf der Welt. Sie ist nicht zu akzeptieren“.

so ICI-Mit-Initiator DDr. Christian Fiala, der auch selbst an der Demonstration teilnahm.

Kein Sicherheitsabstand: Keine Panik! Starkes Zeichen von Wien

Relativ unaufgeregt ging die Demonstration insbesondere hinsichtlich des unmöglichen Einhaltens von Sicherheitsabstand über die Bühne. Große Tageszeitungen prophezeiten allerdings relativ bald nach Beginn der Demo die nächsten Corona-Cluster und schlugen “Alarm” hinsichtlich nicht eingehaltenem Sicherheitsabstand. Hier ein Beispiel von oe24:

Das Einhalten von Abstand war tatsächlich nicht möglich, obwohl die Veranstalter dazu aufgerufen hatten – zu viele Menschen fanden sich ein. Kein Grund jedoch für die Polizei, die Veranstaltung aufzulösen: Die Versammlung bringt die Verwaltungsübertretung mit sich, wie es schon beim Betreten der Straße der Fall ist. Wiens Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl sah deshalb keinen Grund, die Versammlung aufzulösen.

(lb)

Titelbild: APA Picturedesk

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