Seit heute Nacht unternimmt die Türkei eine Luftoffensive gegen Rojava (Kurdistan). In kurdischen Gebieten im Nordirak wurden 81 Luftschläge gemeldet. Laut kurdischen Medien griff man unter anderem ein Flüchtlingscamp und ein Krankenhaus an.
Istanbul/Erbil, 15. Juni 2020 | Eine neue Offensive startete die Türkei heute Nacht gegen die Autonome kurdische Region Rojava. Nach Angaben der Türkei seien 81 Ziele der in der Türkei verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK bombardiert worden. Laut kurdischen Medien flog die Türkei allerdings Luftangriffe auf Flüchtlingslager und Krankenhäuser.
Flüchtlingslager Makhmour als Ziel
So wurden mindestens sechs Luftschläge auf das Flüchtlingscamp Makhmour gemeldet. Auch die Region Shingal, bevölkert mehrheitlich von verfolgten Jesiden, soll bombardiert worden sein. Dort wurden 28 Luftschläge gemeldet. Darunter soll auch ein Krankenhaus gewesen sein. Alle Regionen liegen im Irak.
Auch am heutigen Tag kreisten erneut türkische Aufklärer über dem Flüchtlingslager Makhmour. Makhmour wurde vor Jahren bereits von ISIS-Kämpfern in Brand gesetzt, nun wird es vom Erdogan-Regime attackiert.
Aufnahmen der Luftangriffe der #Türkei auf das #Shingal Gebirge.
Die Explosionen werden von dem Geschrei traumatisierter Kinder begleitet, welche vor 6 Jahren einem Völkermord durch den Islamischen Staat entkommen sind. pic.twitter.com/ruuPWUFYRt— Rojava News (@Rojava_News_) June 14, 2020
Türkei geht gegen Kurdistan vor
Die Türkei gab wiederum an, mit größter Vorsicht vorzugehen, um Zivilisten „nicht zu schaden“. Man hätte Höhlen zerstört, in denen Terroristen hausen würden. Das Flüchtlingscamp nennt Erdogan schon seit langem „PKK-Basis“.
Seitdem die USA den Kurden im Herbst 2019 die Unterstützung entzog, werden sie von der Türkei offensiv bekämpft. Zuvor widersetzten sich die Kurden über Jahre dem sogenannten “Islamischen Staat” und konnten diesem auch nachhaltige Niederlagen zufügen. Nun geht die Türkei, die vor allem im Nordosten Syriens mit fundamentalistischen, IS-nahen Kämpfern kollaborieren soll, gegen das freie Kurdistan vor.
(ot)
Titelbild: APA Picturedesk