Donnerstag, April 18, 2024

Hat Kurz Studium in Cambridge absolviert? – Netz seit Tagen in Aufruhr

Netz seit Tagen in Aufruhr

Ein Video aus dem Jahr 2012 empört seit Samstag die sozialen Netzwerke. Im “ORF Report” von vor 8 Jahren behauptete Sebastian Kurz, mehrere Universitäten im Ausland abgeschlossen zu haben. Haben seine Biografen dieses Faktum jahrelang vergessen oder hat es der Kanzler schon früher mit der Wahrheit nicht so genau genommen?

Wien, 22. Juni 2020 | Hat Sebastian Kurz die Eliteuniversität in Cambridge „absolviert“? Diese Frage brachte das Netz das gesamte Wochenende in Aufruhr. Dass die akademische Karriere des Bundeskanzlers sehr bescheiden ist, das weiß ganz Österreich – und bringt Sebastian Kurz, der gerade von Ausländern immer wieder Bildung und Fleiß einfordert, regelmäßig Spott ein.

Kurz ein Cambridge-Absolvent?

War die Kritik an der fehlenden Uni-Karriere von Kurz gar nicht berechtigt? So beginnt er im “ORF Report” vom 7. Februar 2012 einen Satz:

„Bei den Unis, die ich im Ausland absolviert hab’, bei der Uni in Cambridge zum Beispiel auch…“

Zu dieser Zeit war Kurz schon fast ein Jahr lang Integrationsstaatssekretär. Damals war sein wichtigster Leitspruch: „Integration durch Leistung.“ Um das zu bewerben, wartete Kurz im ORf-Beitrag zudem mit pauschalen Vorurteilen gegen 4 Milliarden Menschen (so viele Asiaten gibt es) auf.

Böhmermann: Wurde wichtigste Uni-Station des Kanzlers vergessen?

Dass „die Asiaten“ besonders viel Leistung bringen würden, das sei Kurz während seiner “Studienzeit” im Ausland aufgefallen. Hat Kurz also tatsächlich Cambridge absolviert, nur die Medien haben diesen Fakt jahrelang einfach vergessen?

Der deutsche Star-Comedian Jan Böhmermann fragte deshalb auf Twitter im Zuge der Aufregung rund um das angebliche Cambridge-Studium des Kanzlers:

„In der Sebastian Kurz-Biografie von Paul Ronzheimer steht nichts drin vom Absolvieren einer Universität Cambridge. Wie konnte dem Biografen bzw. dem Kanzler diese wichtige Station von Sebastians akademischer Karriere entgangen sein?“

Wikipedia weiß nichts von Kurz’ angeblichem Studium in Cambridge.

Wikipedia erwähnt ein angebliches Cambridge-Studium nicht. Das sagt viel aus: In den geheimen Strategiepapieren zur türkisen Machtübernahme plante die Kurz-Truppe: „Wikipediaeinträge vorbereiten.“ Der Wikipedia-Eintrag zu Sebastian Kurz dürfte zum Teil auch von seinen Medienprofis verfasst worden sein. Ein so wichtiges Detail, wie ein Cambridge-Studium, kann die Kommunikationsabteilung also kaum vergessen haben.

 

Auszug aus den geheimen Stratgiepapieren der türkisen ÖVP: Projekt Ballhausplatz.

Es scheint, als hätte der damals 26-jährige Staatssekretär im “ORF Report” ein bisschen geflunkert, „Unis absolviert“ hat Sebastian Kurz nicht. Ganz gelogen dürfte Kurz allerdings nicht haben, nur ein bisschen übertrieben vielleicht: Laut “meineageordneten.at” soll Sebastian Kurz im Juli 2008 eine sogenannte Sommerschule in Cambridge besucht haben.

 

Laut meineabgeordneten.at besuchte Kurz die Sommerschule in Cambridge. Die Information stammt von der ÖVP Wien aus dem Jahr 2012. Pikant: Einen Monat nach dem “ORF Report”, wurde die Sommerschule in die Biografie von Sebastian Kurz eingefügt.

Thomas Drozda kommentierte die Aufregung treffend: „Er hat wohl den Begriff Universität absolviert, mit „Besuch absolviert“ verwechselt.“

Auch schon in Stanford studiert?

Laut ORF-TV-Ausschnitt aus dem Jahr 2012 behauptete Kurz sogar, mehrere „Universitäten absolviert“ zu haben. Auch im Zuge des Wahlkampfs 2019 gab er vor, bereits viel Zeit auf der amerikanischen Eliteuni Stanford verbracht zu haben. Kurz besuchte im Zuge einer Kalifornien-Reise den österreichischen Physikprofessor Friedrich Prinz, ein Foto dokumentiert den Besuch. Das Foto kommentiert Sebastian Kurz mit den Worten: „Immer wieder schön, zurück in Stanford zu sein.“ Wollte er den Menschen damit sagen, dass er auch in Stanford studiert hat? Darüber ist jedenfalls nirgendwo etwa zu finden.

Das Netz tobte am Wochenende. Vorwürfe der „Hochstaplerei“ wurde laut. Mit der Wahrheit nimmt es der Kanzler wohl schon länger nicht so ernst – zumindest nicht ganz, wie es scheint.

(ot)

 

Titelbild: APA Picturedesk

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