Freitag, März 29, 2024

Edtstadler setzt Holocaust mit Unfall gleich – Peinliche Rede der Verfassungsministerin

Edtstadler setzt Holocaust mit Unfall gleich

Europa- und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler hielt anlässlich des Baubeginns der Shoa-Namensmauern-Gedenkstätte eine Rede, in der sie die Ermordung von sechs Millionen Juden mit dem Unfalltod ihres Großvaters gleichsetzte.

Wien, 25. Juni 2020 | Rund 66.000 österreichische Juden wurden während der Herrschaft des NS-Staats ermordet. Die Namen aller Ermordeten finden bald Platz auf einer Gedenkmauer in der Wiener Innenstadt. Am Montag fand in Wien eine Festveranstaltung anlässlich des Baubeginns statt. Karoline Edtstadler zog in ihrer Rede einen mehr als unpassenden Vergleich. Obwohl Edtstadlers Entgleisung schon am Montag passiert war, fand sie bisher kaum medialen Widerhall.

Karos Großvater

Wer konnte ahnen, was folgen würde, nachdem Hannah Lessing, die Generalsekräterin des Nationalfonds, die „liebe Karo“ auf die Bühne bat? Edtstadler sagte, sie kenne die Ermordung von Millionen von Juden „aus den Geschichtsbüchern und aus der Erzählung von etlichen Zeitzeugen.“ Doch auch sie wisse, „was es heißt, einen geliebten Menschen zu verlieren.“ Als sie zwölf Jahre alt war, starb ihr Großvater an den Folgen eines Verkehrsunfalls.

Martin Tschiggerl, Historiker am Institut für Geschichte der Universität Wien, findet diese Gleichsetzung – bei allem Verständnis für den persönlichen Verlust Edtstadlers – unangebracht, denn: „Die Shoa war eben kein Unfall, ist nicht einfach so passiert.“

“Sogar Strache hat es besser gemacht”

Es sei übrigens gar nicht so schwierig, bei einer Gedenkveranstaltung die passenden Worte zu finden, sagt Tschiggerl und verweist auf die Rede Heinz-Christian Straches als Vizekanzler anlässlich der Jahrestages der Befreiung Mauthausens 2018. „Sogar einem ehemaligen Neonazi und Chef einer rechtsextremen Partei“ sei es gelungen, eine „einfühlendere und bessere Rede“ zu halten als Edtstadler.

Wie so etwas passieren könne? Der Historiker vermutet keine bewusste Provokation, sondern „einfach mangelndes Geschichtsbewusstsein“ bei der Europaministerin und ihrem PR-Team.

(tw)

Titelbild: APA Picturedesk

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