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Kurz verblüfft mit Maßnahmen-Warnung – Nachdem er Corona zuvor „beendet“ hat

Nachdem er Corona zuvor „beendet“ hat

Kanzler Kurz sorgte im gestrigen Sommergespräch mit Corinna Milborn mit einer Warnung über mögliche Maßnahmen-Verschärfungen für Erstaunen. Vor zwei Wochen hatte er auf Facebook noch verkündet, dass wir “die gesundheitlichen Folgen der Krise überstanden haben”.

Wien, 30. Juni 2020 | Der Kanzler lieferte am vergangenen Montag im Puls 24-Sommergespräch mit Corinna Milborn einige überraschende Momente, vor allem beim Thema Corona und der Frage nach möglichen neuen Maßnahmen.

Warnt auf einmal vor Verschärfung

Man müsse, so Kurz, bei einer neuerlichen flächendeckenden Ausbreitung Maßnahmen verschärfen. Das dürfte bei vielen Menschen vor den Bildschirmen für Kopfschütteln gesorgt haben, denn Kurz selbst war es, der Corona quasi „beendet“ hatte:

Kurz am 13. Juni: Corona vorbei? Screenshot: Facebook.

Ein Beispiel ist dieser Facebook-Post vom 13. Juni, also vor etwa zwei Wochen: “Corona überstanden”, das war die Botschaft. Nun ist die Situation für den Kanzler wohl doch nicht so eindeutig.

Auch die Antwort auf die Frage von Puls 24-Anchor Corinna Milborn nach einer „zweiten Welle“ verblüffte: „Mir gefällt der Begriff der zweiten Welle eigentlich gar nicht“. Da unterscheidet er sich offenbar von seinem Innenminister: ZackZack berichtete umfassend, als Karl Nehammer in seiner Anti-Wien-Kampagne mit zahlreichen Fake News vor einer zweiten Welle gewarnt hatte. Kurz lässt die Virus-Einschätzung nach dem Ausrufen des Corona-Endes nun aber wieder offen:

„Es wird bis zum Tag, an dem es einen Impfstoff gibt, bis zum Tag, wo es ein Medikament gibt, viele verschiedene Phasen geben.“

Erstaunlich war noch ein weiterer Umstand: die Neuinfektionen im ÖVP-regierten Oberösterreich seien, so der Kanzler, vor allem auf migrantische Gruppen zurückzuführen, zum Beispiel auf ein aus dem Westbalkan zurück verfolgbares Cluster. Der Spin des Kanzlers erinnerte hierbei an alte Hüte seiner Politik: Infiziert sind vor allem Fremde und wenn das „Containment mal regional nicht funktioniert“, könnte der Fokus, wie schon bei der Nehammer-Kampagne, auf regionale Verantwortlichkeiten gelegt werden. Pikant ist das vor allem mit Blick auf die Wien-Wahl.

„Virus ist in Wuhan ausgebrochen“

Beim Thema Ischgl reagierte Kurz sichtlich schmallippig. Verbrechen müssten Gerichte feststellen, wobei der Kanzler hier nur auf etwaige Vergehen oder Vertuschungsversuche von Infizierten abstellte – und nicht etwa der Tiroler Landesregierung oder anderen Entscheidungsträgern.

Weiters beschwerte sich Kurz beim Thema internationale Berichterstattung zu Ischgl über „mediale Spins“, die einem Wahrheitscheck standhalten müssten. Kurz selbst musste sich im Laufe der Pandemie-Bekämpfung einige Male vorwerfen lassen, die Unwahrheit gezielt verbreitet zu haben, so zum Beispiel bei einem Ischgl-Ablenkungsmanöver rund um einen möglichen Hotspot München im deutschen Fernsehen.

Das Virus käme nicht aus Ischgl, so der Grund-Tenor des Kanzlers im Gespräch mit Corinna Milborn, der damit die gleiche Rechtfertigungsstrategie wie die Tiroler Landesregierung nutzte. Als Milborn nachhakte und Länder aufzählte, die vom Hotspot Ischgl besonders betroffen seien, lenkte Kurz erneut ab:

„Mein Kenntnisstand ist, dass das Virus in Wuhan ausgebrochen ist“.

Kritik aus Wirtschaft prallt ab

Angesprochen auf die Kritik aus der Wirtschaft in Bezug auf die Coronapolitik, lenkte Kurz den Fokus wieder auf die mediale Berichterstattung:

„Ich glaube, die Medien verfolgen manchmal gewisse Spins.“ Es werde immer Teile geben, die Maßnahmen gut finden und Teile, die Maßnahmen schlecht finden würden, so der Kanzler, der beim Thema Wirtschaft betont vage blieb.

(wb)

Titelbild: APA Picturedesk

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