Donnerstag, März 28, 2024

Shredderman drückt ab – und alle bringen seine Bilder

und alle bringen seine Bilder

“Shredderman” schlägt wieder zu, diesmal mit seiner Kamera. Beim EU-Budgetgipfel ist der persönliche Fotograf von Sebastian Kurz mit von der Partie und knipst eifrig Kanzlerbilder. Seine Fotos werden von vielen Medien genutzt – mit teils irreführender Angabe.

Wien, 20. Juli 2020 | Rund um die Budgetverhandlungen wird umfassend berichtet, Bundeskanzler Kurz kommt trotz einer kritischen Rezeption im Ausland und in Brüssel selbst bei heimischen Medien oft gut weg.

Das liegt auch an Haus- und Hoffotograf Arno Melicharek. Dieser ist auch bekannt als “Shredderman”, der letztes Jahr unter falschem Namen fünf Festplatten des Bundeskanzleramts vernichtet hatte – und anschließend nicht bezahlte. Zackzack deckte rund um die Affäre eine geheime Weisung auf, aufgrund derer Ermittlungen offensichtlich “daschlogn” worden waren.

Auftraggeber “nicht” BKA

Am späten Freitagnachmittag veröffentlichte die Bildplattform “APA Picturedesk” sechs seiner Kurz-Fotos aus Brüssel. Neben dem Namen des Fotografen findet man dort voneinander abweichende Beschreibungen bei den einzelnen Bildern. Es ist aber meist nicht das Bundeskanzleramt als Auftraggeber gelistet, sondern die “APA”. Auch in Deutschland wurden die Bilder des Shreddermans von unzähligen Redaktionen verwendet. Die Quellenangabe ist hier die Deutsche Presse-Agentur (“DPA”).

Der Immer-noch-Kanzlerfotograf

Früher war Arno Melicharek als Mitarbeiter für Social Media und persönlicher Fotograf von Sebastian Kurz angestellt. Nach der Shredderaffäre wurde er zunächst beurlaubt. Mittlerweile ist Melicharek aber wieder da, er ist sogar zur Leitung eines Referats im Bundeskanzleramt aufgestiegen. Offiziell leitet er das Referat I/1/c: “Besuchermanagment”.

Das Bundeskanzleramt hat nämlich seinen eigenen Fotoservice. Der Fotograf ist Dragan Tatic und Mitarbeiter der Abteilung I/12 Digitale Kommunikation. Warum statt ihm Arno Melicharek in Brüssel Kurz-Fotos macht, ist unklar.

Kleinwalsertal-Affäre als Beispiel

Weil Redaktionen oft das Geld fehlt, einen eigenen Fotografen für derartige Termine abzustellen, helfen sie sich bei Bilderplattformen der Presseagenturen, um den Lesern zumindest irgendeinen Eindruck von vor Ort zu vermitteln.

Im Zuge der Kleinwalsertal-Affäre des Kanzlers konnte man den Unterschied zwischen Inszenierung und Realität spüren – und damit, was Fotos des Haus- und Hoffotografen ausmachen können. Bei den Fotos des Bundeskanzleramts war Kurz nur mit wenigen Leuten und großem Abstand zu sehen. In einem Video der „Vorarlberger Nachrichten“ wurde aber klar, wie Sebastian Kurz in einer dichtgedrängte Menschenmenge ein “Virenbad” nahm. Masken waren kaum zu sehen, es hagelte auch aufgrund des Videos, das zackzack breit thematisierte, Kritik.

(mp)

Titelbild: APA Picturedesk

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