Donnerstag, März 28, 2024

Sobotka & Marsalek – Moskau-Treffen 2017?

Moskau-Treffen 2017?

Der Krimi um Ex-Wirecard-Finanzvorstand Jan Marsalek ist um eine Facette reicher. Die “Süddeutsche Zeitung” berichtet, dass Wolfgang Sobotka den flüchtigen Marsalek 2017 in Moskau getroffen haben soll. Ob Sobotka eine weitere brisante Figur getroffen hat, soll eine parlamentarische Anfrage klären.

Wien, 20. Juli 2020 | 1,9 Milliarden verpufften im “Schwarzen Loch” Wirecard. Während sich Ex-Vorstandschef und Kurz-Großspender Markus Braun für fünf Millionen aus der Untersuchungshaft freigekauft hat, ist Ex-Vorstand Jan Marsalek weiter auf der Flucht. Zunächst wurde Marsalek auf den Philippinen vermutet, doch nun führt die Spur nach Russland – und offenbar auch zu Wolfgang Sobotka.

Sobotka und Marsalek bei Ehrentreffen

Für besondere Brisanz sorgte ein Detail im Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ vom Wochenende. 2017 soll der damalige Innenminister und derzeitige Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) den umstrittenen Marsalek in Moskau getroffen haben. Marsalek ist seit einiger Zeit Mitglied der Österreichisch-Russischen-Freundesgesellschaft. Wirecard spendete jedes Jahr mehrere Tausend Euro an die Vereinigung, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet. Marsalek soll seit 2011 sogar “Senator” der Gesellschaft sein. Sobotka habe laut “SZ” Marsalek im Rahmen eines Folklore-Abendes der Gesellschaft zu Ehren des damaligen Innenministers getroffen. Das Büro des Nationalratspräsidenten bestätigte, dass Marsalek einer von etwa zwei Dutzend erwarteten Gästen gewesen sei.

Im Vorstand der Österreichisch-Russischen-Freundesgesellschaft befinden sich zahlreiche aktive, als auch ehemalige Politgrößen. Darunter FPÖ-Volksanwalt Peter Fichtenbauer, WKO-Präsident Harald Mahrer, aber auch SPÖ-Abgeordneter Wolfgang Katzian.

Marsalek untergetaucht

Laut „Handelsblatt“ soll Marsalek mithilfe des russischen Geheimdienstes (GRU) in einem Anwesen westlich von Moskau untergetaucht sein. Der Kreml dementierte, man wisse „absolut nichts“ über Marsaleks Aufenthaltsort. Der Ex-Wirecard Vorstand ist eine umstrittenen Person: so soll er unter dem Deckmantel einer humanitären Mission in Libyen geplant haben, mithilfe einer 15.000 Mann starken Miliz die Grenze im Süden des nordafrikanischen Landes zu schließen, um dies der Europäischen Union als Flüchtlingslösung zu präsentieren. Dies soll laut “SZ” aus Protokollen von Teilnehmern hervorgehen.

Marsaleks womögliches Verschwinden gen Moskau wird von der “SZ” als weiteres Indiz für zahlreiche Russlandverbindungen des Managers gedeutet. Die Gerüchteküche über Wirecard und Russland brodelt jedenfalls gewaltig. Etwa, dass Wirecard Geldflüsse des russischen Geheimdienstes verschleiert haben soll. Auch dass Marsalek ein Spion russischer Geheimdienste sei: so sei er im Besitz des strenggeheimen Nervengiftes Nowitschoks gewesen, wird kolportiert.

Parlamentarische Anfrage soll Russlandbesuch klären

Die FPÖ will über Sobotkas Russlandreisen noch mehr wissen. Per parlamentarischer Anfrage von Christian Hafenecker soll ermittelt werden, ob Sobotka eine weiteren bristante Figur in Moskau getroffen habe: „Wir haben Hinweise, dass Sobotka dort nicht nur Marsalek, sondern auch den Gründer des Computersicherheits-Unternehmens Kaspersky Lab, Jewgenij Kasperski, getroffen hat. Dies obwohl dessen Produkte immer wieder aufgrund von Sicherheitsbedenken in der Kritik stehen und etwa die USA oder Großbritannien 2017 ihren Behörden die Nutzung verboten haben.“

Sobotka steht indes seit Wochen an unterschiedlicher Front unter Druck. Erst am Wochenende fand U-Ausschuss-Verfahrensrichter Wolfgang Pöschl deutliche Worte in Richtung Nationalratspräsident und U-Ausschuss-Vorsitzenden Sobotka. Er sehe “juristische Bedenken”, dass Sobotka sowohl Vorsitzender, als auch Auskunftsperson sein soll. Die Oppositionsparteien fordern seit Beginn des Ausschuss den Rückzug von Sobotka.

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

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1 Kommentar

  1. […] Zu diesem Zeitpunkt war Wirecard noch ein stolzer DAX-Konzern. Markus Braun, CEO von Wirecard, wurde von den Mächtigen hofiert. Wenige Monate später sollte er 70.000 Euro an die neue, türkise Volkspartei spenden. Der damalige Wirecard-Finanzvorstand Jan Marsalek trat im Mai 2017, also wenige Tage nach dem „Überraschungsbesuch“ von Kurz in Libyen, in Moskau mit der Österreichisch-Russischen-Freundschaftsgesellschaft bei einem Folklore-Abend auf. Dieser wurde „zu Ehren des österreichischen Innenministers“ abgehalten: Wolfgang Sobotka. Ein Treffen zwischen Marsalek und Sobotka ist wahrscheinlich. […]

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