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Twitter sperrt Anhänger von QAnon – Rechte Verschwörungstheorie: Deepstate, Pizza, Trump

Rechte Verschwörungstheorie: Deepstate, Pizza, Trump

Twitter hat drastische Maßnahmen gegen Anhänger der Verschwörungstheorie QAnon angekündigt. Nutzer, die Inhalte der Pro-Trump-Verschwörungstheorie teilen, sollen künftig gesperrt werden. Was ist QAnon? Zackzack klärt auf.

Wien, 22. Juli 2020 | Bereits 7.000 Accounts sollen in den letzten Wochen vom Kurznachrichtendienst Twitter gelöscht worden sein. Der Grund: Verbreitung der Verschwörungstheorie “QAnon”. 150.000 weitere Profile sind von einer „Reichweitenbegrenzung“ betroffen. Verlinkungen auf Inhalte von QAnon auf anderen Websites sollen nicht mehr möglich sein, hieß es vonseiten des US-amerikanischen sozialen Netzwerks.

Ziel ist es, dadurch die Verbreitung zu minimieren und den „Offline-Schaden“ zu vermeiden. Sogenanntes „Swarming“, zu dem QAnon aufruft, sprich die gezielte Belästigung und Einschüchterung von Menschen, soll so verhindert werden, wie eine Sprecherin von Twitter sagt.

QAnon: die Verschwörer

Im Oktober 2017 beginnt die Geschichte der Verschwörungstheorie auf der Plattform 4chan, ein nicht besonders streng moderiertes Forum, als ein anonymer User eine Reihe von Nachrichten postet. Der User behauptet, streng geheimes Insiderwissen über die US-Regierung zu haben. Seinen Post unterzeichnet der anonyme User mit dem Kürzel „Q“. Aus den Nachrichten „Q“ entsteht die Verschwörungstheorie QAnon, eine Zusammensetzung aus „Q“ und der Abkürzung für „anonym“.

Q’s Nachrichten sind dabei sehr kryptisch formuliert und beinhalten größtenteils Nonsense-Wörter wie „Brotkrümel“ und „Feuerwerk“. Dadurch wird der Interpretationsspielraum groß gehalten, was die weite Verbreitung der Verschwörungstheorie erklärt.

Die Kerngeschichte der Nachrichten Q’s liegt darin, dass FBI-Sonderermittler Robert Mueller, der einen Bericht über mögliche Absprachen zwischen Trump und Russland rund um den US-Wahlkampf 2016 anfertigen sollte, eigentlich etwas anderes untersuchen sollte. Nämlich, dass Trump gegen globale Eliten vorgehen wolle und Top-Politiker wie Hollywoodstars wegen Korruption und Kindesmissbrauch verhaftet werden sollten. “QAnon” baut also auch auf der “Pizzagate”-Verschwörung auf, die 2016 zu einem Schusswaffenangriff auf eine Pizerria führte, weil ein Anhänger der Verschwörung dort einen Kinderpornoring der US-Demokraten vermutet hatte.

Anhänger von QAnon. Das symbolische “Q” auf dem T-Shirt ist das Zeichen der Anhänger

Bild: AFP

Keine Belege, aber rechter US-Mainstream springt auf

Der sogenannte „Deeptstate“ (der tiefe Staat, sprich geheime Netzwerke im Staatswesen, Anm.), der von Rechten als Synonym für einen bürokratisch-korrupten “Sumpf” der Washingtoner Politelite benutzt wird, solle dabei von Trump „befreit“ werden. Antisemitische Züge finden sich ebenfalls im Gedankengut der Anhänger dieser Verschwörungstheorie.

Dafür, dass aus den Nachrichten Q’s keinerlei Belege für Insiderwissen hervorgehen, verbreitet sich die Verschwörungstheorie wie ein Lauffeuer und schaffte es auf Mainstreamplattformen wie Twitter und Facebook. Rechte US-Mainstreammedien nahmen die unbelegte Verschwörung sogar auf. Durch die Coronakrise stieg die Zahl der Anhänger QAnons weiter an. Unter den Unterstützern befinden sich unter anderem die US-Schauspielerin Roseanne Barr und der ultrarechte Radiomoderator Alex Jones.

Anhänger bei Wahlkampfrallys

Trump selbst hat die Verschwörungstheorie zwar nie direkt verbreitet, aber auf Twitter bereits des Öfteren Beiträge mit QAnon-Bezug gepostet. Bei seinen Wahlkampfrallys sind immer wieder zahlreiche Anhänger QAnons zugegen, die sich mit gleichnamigen T-Shirts präsentieren. Andere republikanische Politiker gaben bereits offen an, Anhänger QAnons zu sein.

Der Bann von QAnon-Inhalten auf Twitter kann zu einem erheblichen Dämpfer für Trump im US-Wahlkampf führen, so Experten. So gebe es zahlreiche Überschneidungen zwischen der Kernwählerschaft Trumps und den Verschwörungstheoretikern.

(red)

Titelbild: APA Picturedesk

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