Urlaub geht weiter
Bereits 54 Personen sind in St. Wolfgang positiv getestet. 53 davon sind in der Tourismusbranche beschäftigt. Doch trotzdem läuft der Urlaubsbetrieb weiter. Man habe die Infektionskette durchbrochen, heißt es, obwohl man nicht weiß, wie viele infizierte Gäste schon zurückgefahren sind. Der Jugendherberge in St. Gilgen, im Nachbarort von St. Wolfgang, werden “Safe A”-Tests für Mitarbeiter verweigert, weil die Herberge kein WKO-Mitglied ist.
Wien, 27. Juli 2020 | Als man Anfang Juli in Österreich 26 Kinder positiv auf Corona getestet hatte, sperrte man die Schulen für 85.000 Kinder. Als das Cluster im Tourismusort St. Wolfgang aufkam, sagte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger: „Alarmismus ist jetzt fehl am Platz.“ Die Ministerin setzte sich offenbar durch, trotz über 50 Fällen und internationaler Aufmerksamkeit läuft der Tourismusbetrieb weiter.
Buchung für Zimmer für die nächsten Tage in St. Wolfgang möglich
Bis auf mobile Test-Stationen scheint das Urlaubsleben in St. Wolfgang trotz Corona-Ausbruchs vorerst weiterzugehen. Keine Quarantäne über den Ort, auch nicht über einzelne Hotels. Zackzack-Recherchen haben ergeben, dass man im Ort aktuell problemlos ein Zimmer buchen und in ein paar Tagen die Reise zum Wolfgangsee beginnen kann.
Glaubt man den offiziellen Zahlen, scheinen Touristen ohnehin vom Virus verschont zu bleiben. Stand Sonntag hätten sich demnach sich 53 Menschen in St. Wolfgang angesteckt. Davon sind 52 Hotelmitarbeiter, nur ein Gast soll positiv getestet worden sein. Umso erstaunlicher, dass keine Unterkunft, weder Hotel noch Apartments, in St. Wolfgang geschlossen hat. Und das, obwohl gleich mehrere Hotels von Corona betroffen sind.
Trotzdem bleiben Tourismusbetriebe noch ungetestet: So heißt es aus der Jugendherberge St. Gilgen, dass man seit Tagen bei Behörde und WKO um Mitarbeiter-Tests im Zuge des Köstinger-Projekts “Safe A: Sichere Gastfreundschaft” ansuche. 10 Mitarbeiter wären zu testen, doch der Jugendherberge werden die Tests verweigert. Begründung: Nur WKO-Betriebe können testen lassen und die Jugendherberge ist nicht Mitglied der Mahrer-Kammer.
Relativ auskunftsscheu
Trotz mehrerer Versuche war der Bürgermeister des wichtigsten Tourismusorts Oberösterreichs für zackzack nicht erreichbar. Warum der Tourismus weitergehe, erklärten Bürgermeister Franz Eisl (ÖVP) und Tourismusdirektor Wieser via „ORF“: Man habe rasch und konsequent gehandelt, deshalb habe man die Infektionskette bereits durchbrochen.
Pikant: In der „Zib 2 am Sonntag“ klang das von der Einsatzleiterin des Krisenstabes anders: Man wisse nicht, wie viele Urlauber infiziert abgereist seien. Zackzack versuchte zu eruieren, wie viele Nächtigungen St. Wolfgang in den letzten beiden Wochen vorzuweisen hat. Auch diese Auskunft blieb bisher verwehrt. Via ORF kündigte man zwar an, dass man alle abgereisten Gäste kontaktieren werde, ob das bisher geschehen ist, weiß man aber nicht.
Auch vom Land Oberösterreich und dessen Krisenstab erhielt zackzack bisher keine Auskunft. In den Medien liest man die Zahlen der Tests: 628 Tests wurden durchgeführt, 419 stehen noch aus. Das ergibt aktuell eine Test-Positiv-Rate von über 8 Prozent.
Maske zurück
In der Nachbargemeinde St. Gilgen, derzeit offiziell mit 3 positiv getesteten Personen, läuft der Betrieb ebenfalls ohne Einschränkung weiter. In fast allen Unterkünfte kann gebucht werden, auch weil bereits Stornierungen eintrudeln. Aber man desinfiziere stets alle Zimmer und das Personal trage auch wieder Maske, heißt es von Seiten von Hotelmitarbeitern. Man könne aktuell sogar wieder Zimmer mit Seeblick anbieten, Corona-Rabatt gäbe es aber keinen, ebenso wenig wie in St. Wolfgang.
Die Maske ist, zumindest für jenes Tourismuspersonal, das Kontakt mit Gästen hat, wieder zu tragen. In St. Wolfgang wurde zudem die Sperrstunde auf 23 Uhr vorverlegt. Teilweise sind bis zu 10 Prozent der Belegschaft infiziert, man könne den Betrieb aber aufrechterhalten. Zur Reiseüberwachung der Gäste ist aber ab heute Montag ein Formular auszufüllen, offenbar braucht es neben der Anmeldung in Hotels noch eine weitere Datenaufnahme.
Im Februar noch Polizei, diesmal Tourismus-Spass
Obwohl 14 Betriebe betroffen sind, beschwichtigt der Tourismusverband: „Von einer Beendigung der Sommersaison würde ich jetzt nicht sprechen“, sagt Tourismuschef Wieser gegenüber „ORF“, für zackzack war er nicht erreichbar.
Der lockere Umgang überrascht. Als Ende Februar im Gran Hotel Innsbruck eine infizierte Rezeptionistin bekannt wurde, rückten mindestens 15 Polizisten an, um das Hotel unter Quarantäne zu stellen. Niemand durfte mehr raus oder rein – auch Gäste nicht. Am Wolfgangsee versucht man nun einen anderen Weg, der Touristendurchzug geht weiter, trotz Corona im Ort.
(ot)
Titelbild: APA Picturedesk