Wer zahlt das?
Nachdem im Sommer 2019 die „Falter-Leaks“ über die kolportierte doppelte Buchhaltung der ÖVP veröffentlicht wurden, sorgte ein Thema für ganz besonders viel Wirbel: Die Frisur des Kanzlers und wer sie bezahlt. Die FPÖ fragte in einer parlamentarischen Anfrage nach, ob die Minister ihre Frisur auf Kosten der Steuerzahler abrechnen.
Wien, 27. Juli 2020| In den internen ÖVP-Dokumenten, die der Falter im September 2019 veröffentlichte, war neben den Schulden, Spenden und Spesen auch von den „Make-up und Haar-Grooming“-Kosten des Kanzlers Sebastian Kurz die Rede. Diese sollen auf Parteikosten abgerechnet worden sein. Der stolze Preis: zwischen 300 und 600 Euro pro Haarschnitt. Die ÖVP hat die Echtheit der Dokumente mittlerweile zugegeben.
FPÖ fragt nach
FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz fragte im Mai bei allen Ministerien an, ob der Steuerzahler für die Aufwendungen für Friseure, Visagisten, Stilberater durch die Bundesminister aufkommt. Nun ist die Beantwortung durch die Ministerien da.
Klausur mit Visagistenkosten
Bundeskanzler Sebastian Kurz gab in der Beantwortung an, dass dem „Bundeskanzleramt keine Kosten im Sinne der Anfrage“ entstanden. Einzig bei der Regierungsklausur am 29. und 30. Jänner stand allen Ministern eine Visagistin zur Verfügung. Die Kosten beliefen sich auf 1.361,28 Euro.
Opernballbesuch die Ausnahme
Wie oft der Kanzler seit seinem Amtsantritt beim Friseur war, wollte er nicht beantworten. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck hingegen antwortete, dass sie immer wieder diese Dienste in Ansprüche nehme, jedoch diese stets aus privater Tasche bezahle. Einzige Ausnahme laut Schramböck: Der Opernballbesuch. Die angefallenen Kosten von 180 Euro wurden über ihre Amtspauschale abgeglichen.
Nehammer hat die Haare schön – auch ohne Friseur
Karl Nehammer gab hingegen an, seit seinem Amtsantritt am 7. Jänner „persönlich keine Leistungen von Visagisten, Friseuren oder sonstige Dienstleistungen in Anspruch genommen“ zu haben. Er lässt sich laut seinem Instagram-Account die Haare von seiner Frau schneiden. Auch dem Ministerium von Vizekanzler Werner Kogler seien laut Anfragebeantwortung keine Friseurkosten entstanden – kein Wunder, Kogler schneidet sich die Haare nach eigenen Angaben selbst.
Innenminister Nehammer meidet Friseurbesuche
Gesundheitsminister Anschober nimmt seine Haarpflegetermine als Privatperson in Anspruch und bezahlt auch privat.
Styling-Anfragen nichts Neues
Anfragen über die Styling-Kosten der Minister sind im Übrigen nichts Neues. Bereits 2018 fragten die NEOS über die Ausgaben nach. Bereits damals gab Sebastian Kurz an keine Kosten für Visagisten und Co. für die Steuerzahler zu haben. Heinz-Christian Strache, damals Vizekanzler, hatte für Visagistenleistungen 180 Euro verrechnet.
(bf)
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