Dienstag, April 23, 2024

G’riss um Citybikes – Leihfahrräder vor Patsch’n gerettet

Leihfahrräder vor Patsch’n gerettet

Ab Herbst sollen die Wiener Linien das gesamte Netz der Wiener Citybikes übernehmen. Die rot-grüne Stadtregierung freut sich. Wichtig ist den Koalitionsparteien aber vor allem: Wer hat die Leihfahrräder gerettet?

Wien, 30. Juli 2020 | Die Citybikes wird es weiter geben. Statt der privaten Werbefirma Gewista sind künftig die Wiener Linien für rund 5.000 Leihräder zuständig. Die Gewista hatte angekündigt, 61 von 121 Leihstationen schließen zu wollen. Genau das passierte Anfang Juli, da sich die Gewista nicht mit der Stadt auf eine Lösung für die unrentablen Bikes einigen hatte können. Das erklärte die Gewista gegenüber zackzack.

Citybikes fahren jetzt mit den Wiener Linien

Nun springen die Wiener Linien ein. Das städtische Verkehrsunternehmen bestätige zackzack, dass es am Mittwoch den Auftrag der Stadt Wien erhalten habe, das gesamte Citybike-Netzwerk so rasch wie möglich wieder in Betrieb zu nehmen:

Das freut uns sehr und wir haben uns sofort an die Arbeit gemacht. Die nötigen Vorarbeiten laufen, um möglichst noch im Sommer wieder zu starten. Im ersten Schritt wird das aktuelle und gewohnte Citybike-Netz so rasch wie möglich wieder den Wienerinnen und Wienern zur Verfügung stehen.

Derzeit feile man mit der Stadt Wien an einem offziellen Vertrag und einem neuen, moderneren Buchungssystem über die „WienMobil“-App:

Mittelfristig werden wir ein Leihrad-System für ganz Wien betreiben, in dem Fahrgäste auch ihre Jahreskarte und die Bikesharing-Mitgliedschaft kombinieren und Angebote über die WienMobil-App buchen können. Wir bieten unseren Fahrgästen so Mobilität aus einer Hand.

Grüne: „erpresserische Forderung“

Was steckt hinter dem Konflikt zwischen Gewista und Stadt Wien? Der frühere Betrieber der Citybikes verlangte laut Büro der zuständigen Vizebürgermeisterin Birgit Hebein 1,1 Mio. Euro für den Weiterbetrieb. Ein Sprecher Hebeins bezeichnete diese Forderung gegenüber zackzack als „erpresserisch“:

Dieser unmoralische Forderung der Gewista sind wir nicht nachgegangen, ganz einfach aus dem Grund, dass es hierfür überhaupt keine rechtliche Grundlage gibt. Es wird kein Geld aufgrund einer erpresserischen Forderung einfach an ein privates Unternehmen überwiesen.

Hebein habe sich dennoch stets gesprächsbereit gezeigt:

Am 14. Juli schlugen wir dem Bürgermeister mündlich vor, eine gemeinsame Lösung mit den Wiener Linien anzustreben. Am 16. Juli haben wir diesen Vorschlag schriftlich eingereicht. Unserer Meinung nach haben die Wiener Linien das Know How und die Kompetenzen, die Citybikes zu übernehmen.,

so der Sprecher Hebeins.

Ludwig kündigt Investitionen in Citybikes an

Im Büro des Bürgermeisters verweist man darauf, dass die Problematik schon seit rund einem Jahr bekannt sei. Die zuständige Stadträtin Hebein habe bisher nichts zur Lösung unternommen. Hebein sei auch nicht an ihre Stadtratskollegin Ulli Sima, in deren Zuständigkeit die Wiener Linien fallen, herangetreten. Bürgermeister Ludwig, dem viel am „international erfolgreichen“ Konzept der Wiener Citybikes liege, habe sich nun selbst um eine Lösung bemüht, wie ein Sprecher Ludwigs gegenüber zackzack erklärte.

Der Einstieg weiterer privater Anbieter hatte sich in den vergangenen Jahren nicht bewährt. Ludwig kündigte Investitionen der Stadt in den Ausbau der Citybikes an.

Über den „Verband der Wiener Arbeiterheime“ hält die SPÖ knapp 10 Prozent an der Gewista – ein Umstand, den der grüne Rathausklubchef David Ellensohn in einem Social Media-Video kritisierte. Mehrheitseigentümer der Gewista ist jedoch ein französisches Unternehmen.

Opposition: „Peinlicher Streit“

Die Opposition zeigte sich über die gefundene Lösung erfreut. NEOS-Chef Christoph Wiederkehr kritisierte Ludwig jedoch scharf: Der Bürgermeister inszeniere sich als Retter der Citybikes. Auf Twitter sprach Wiederkehr von einem „peinlichen Streit“. ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch beklagte hingegen das aus seiner Sicht „völlig misslungene Verhandlungsergebnis der grünen Verkehrsstadträtin“, das nun „ausgebügelt“ werden müsse. FPÖ-Verkehrssprecher Toni Mahdalik freute sich über die „einzig vernünftige Lösung“, die mit der Übernahme durch die Wiener Linien gefunden worden sei. Die Verantwortlichen seien „zum Glück aufgewacht“ ehe die Citiybikes „endgültig an die Wand gefahren“ worden seien.

Fest steht: Wiener und Touristen können weiterhin mit den Leihrädern durch die Stadt gondeln.

(jz)

Titelbild: APA Picturedesk

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