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Neue Studie der Charité Berlin: Können frühere Erkältungen die Schwere von Sars-CoV-2 beeinflussen?

Neue Studie der Charité Berlin

Warum erkranken manche Menschen am Coronavirus schwer, andere wiederum merken die Symptome kaum? Die Wissenschaft sucht händeringend nach Antworten. Eine neue Studie der Charite Berlin könnte nun Hinweise liefern.

Wien, 03. August 2020 | In Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für molekulare Genetik hat die Charité Berlin einen möglichen Einflussfaktor identifiziert, der die Schwere einer Covid-19-Erkrankung beeinflusst.

Die Immunzellen von in der Vergangenheit an harmlosen Coronaviren erkrankten Testpersonen, die aber noch keinen Kontakt mit dem neuartigen Coronavirus hatten, konnten Teile des sogenannten Spike-Proteins von SARS-CoV-2 erkennen.

Untersuchungen an Erkrankten und Gesunden

Im Rahmen der Studie gewannen die Forscher Immunzellen aus dem Blut von 18 Covid-19-Erkrankten, die positiv auf SARS-CoV-2 getestet und an der Charité zur Behandlung aufgenommen worden waren. Gleichzeitig wurden Immunzellen aus dem Blut von 68 gesunden Personen isoliert, die nachweislich noch nie mit dem neuen Coronavirus in Kontakt gekommen waren. Deren Immunzellen wurden von den Forschern mit künstlich hergestellten Bruchstücken des sogenannten Spike-Proteins von SARS-CoV-2 stimuliert, wodurch sich die corona-typische „Krone“ auf der Oberfläche des Virus bildete. Dadurch wird dem Virus der Eintritt in menschliche Zellen ermöglicht.

Anschließend wurde überprüft, ob die sogenannten „T-Helfer-Gedächtniszellen“, die für eine Reaktion des Immunsystems verantwortlich sind, auf diesen Prozess reagierten.

T-Helferzellen gesunder Probanden reagierten auf SARS-CoV-2

Bei 85 Prozent der Covid-19-Erkrankten reagierten die T-Helferzellen auf die Bruchstücke der Virusoberfläche. Von Wissenschaftler wurde das erwartet, da das Immunsystem der Patienten das neue Coronavirus gerade bekämpfe und deshalb auch im Reagenzglas darauf reagiert werde, so Dr. Claudia Giesecke-Thiel, eine der drei leitenden Autorinnen der Studie.

Überraschend war für das Forscherteam allerdings, dass auch die T-Helferzellen der gesunden Testpersonen auf die Stimulation hin aktiv wurden. Bei 35 Prozent der Getesteten wurden die Zellen aktiv. Dabei erkannten die Zellen der Covid-19-Erkrankten das Spike-Protein über seine komplette Länge, jene der gesunden Testpersonen identifizierten nur Abschnitte, und zwar jene, die harmlosen Erkältungs-Coronaviren ähneln.

Mögliche Kreuzreaktionen mit vergangenen Erkältungs-Coronaviren

Das Forscher-Team schließt daraus, dass die T-Helferzellen der Gesunden auf SARS-CoV-2 reagieren, weil sie sich in der Vergangenheit mit heimischen Erkältungs-Coronaviren auseinandersetzen mussten. Die T-Helferzellen merken sich Eindringlinge. Die Forschergruppe konnte nachweisen, dass die T-Helferzellen damit „kreuzreagierten“.

Wie sich diese Kreuzaktivität bei den gesunden Testpersonen im Falle einer Covid-19-Erkrankung tatsächlich auswirkt, kann die aktuelle Studie aus dem Fachmagazin „Nature“ allerdings nicht beantworten.

„Grundsätzlich ist vorstellbar, dass kreuzreaktive T-Helferzellen eine schützende Wirkung haben, indem sie zum Beispiel dazu beitragen, dass der Körper schneller Antikörper gegen das neuartige Coronavirus bildet“,

erklärt Prof. Dr. Leif Erik Sander, ebenfalls leitender Autor der Studie. In einem solchen Fall würden kürzlich durchgemachte Coronavirus-Erkältungen die Symptome von Covid-19 „vermutlich abschwächen“. Auch negative Auswirkungen der Kreuzreaktion seien nicht auszuschließen.

Weitere Studien nötig

Ob überstandene Coronavirus-Erklätungen nun tatsächlich vor einer späteren Infektion mit SARS-CoV-2 schützen, muss noch überprüft werden. Eine Studie dazu ist bereits in Zusammenarbeit von Charité, Technischer Universität Berlin und Max-Planck-Institut im Gange. Dafür suchen die Wissenschaftler derzeit Personen, die an Covid-19 nachweislich erkrankt und wieder gesundet sind.

(lb)

Titelbild: Pixabay, Grafik: zackzack

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