Dienstag, April 23, 2024

Videoüberwachung? – Kameras beobachten Besucherstrom in Innsbruck

Kameras beobachten Besucherstrom in Innsbruck

Auf einem Innsbrucker Markt werden mit mehreren installierten Kameras Besucherströme überwacht. Das soll als Maßnahme gegen den Anstieg des Coronavirus auf Märkten und Straßenfesten dienen, stößt jedoch auf scharfe Kritik.

Wien, 11. August 2020 | Auf dem Fischmarkt „Fischvergnügen“ in Innsbruck soll das neue Kamerasystem zur Überwachung der Besucherströme ausprobiert werden. Die Kameras wurden an den Eingängen des Marktes installiert. Um die Sicherheit der Besucher auf Märkten zu gewährleisten, wolle man eine Technologie mit dem Innsbrucker Start-Up „Swarm Analytics GmbH“ entwickeln.

Erkennung ohne Identifizierung

Mithilfe der Kameradaten sollen die Besucherströme auf den Straßenfesten analysiert und ausgewertet werden. “Swarm Analytics” erklärt zackzack, dass Standardkameras zur Informationsgewinnung in intelligente Sensoren verwandelt werden. So könne festgestellt werden, welche Objekte sich gerade im Bild befinden. Bei der Frage nach Privatdaten wiegelt man ab:

Im Falle des Fischmarktes in Innsbruck werden Personen beim Ein- und Austritt des Geländes gezählt, das heißt, unsere Sensoren erfüllen dort die Aufgabe von Drehkreuzen. Es gibt dabei keine Identifikation, persönliche Daten, wie die Gesichtserkennung, können nicht erhoben werden. Dies ist technisch auch nicht möglich”,

so ein Sprecher von “Swarm Analytics”.

Laut Karl Josef Ischia von der Wirtschafskammer Innsbruck, habe man somit immer die exakte Besucherzahl parat. Wenn diese ansteige oder der Mindestabstand nicht mehr eingehalten werden könne, solle ein Ampelsystem oder ein Zutrittssystem den Zugang regeln.

“Man kann sogar Menschen mit und ohne Maske erkennen. Wenn Maskenpflicht herrscht, kann man so feststellen, ob die Menschen die Maske tatsächlich tragen.”

so Ischia.

Kritik: Überwachung in der “neuen Normalität”

Eine Überwachung durch Kameras – das stößt schnell auf scharfe Kritik. Aufgrund der Corona-Krise kann laut Kritiker die von Kanzler Kurz betonte “neue Normalität” dazu führen, dass es mit der Videoüberwachung nicht mehr so streng genommen wird. Zumal vielen nicht klar scheint, um welche Form von Überwachung es sich im Fall des Innsbrucker Fischmarktes handelt. Johannes Margreiter (NEOS) kritisiert vor allem die Leichtgläubigkeit, die sich in der Gesellschaft breit gemacht hat. Was vor einem Jahr sensibler behandelt wurde, werde heute einfach so hingenommen:

“Swarm Analytics” behauptet, dass es für die Datenermittlung keine Genehmingung nach der Datenschutzgrundverordnung bedarf, da es sich lediglich um eine Zählung handle. Margreiter erklärt gegenüber zackzack, dass dennoch Kameras im Einsatz seien, welche Bilder aufnehmen. Das zeigt dieses Video.

https://youtu.be/GsXAwRAFsdc

“Es ist daher die Frage, ob nicht doch ein Anwendungsfall gemäß § 50a DSG vorliegt, wenn auch die Bilder in der Folge nicht gespeichert werden”,

so Margreiter.

Maskenerkennung ohne Gesichtserkennung: Wie geht das?

Wie ist es möglich, auf “anonymisierten” Kamerabildern zu erkennen, wer die Maske trägt und wer sich nicht daran hält? Laut dem Sprecher von “Swarm Analytics” habe das Unternehmen vor einigen Wochen im Labor damit experimentiert, wie gut eine Maskenklassifizierung möglich sei. Der Test fiel angeblich “vielversprechend” aus, jedoch habe kein Kunde diese Software zurzeit im Einsatz, da es anscheinend an Bedarf mangle. Bedenken zum Datenschutz nehme man ernst:

“Für tatsächliche Überwachung von einzelnen Personen mit Alarmierung des Sicherheitspersonals halten wir das System für nicht geeignet und das würde unserer Strategie und Zielen widersprechen”,

so der Sprecher gegenüber zackzack.

Christkindlmärkte retten als Begründung

Die Absagen der Traditionsfeste finden nicht nur die Touristen traurig: viele Standbesitzer stehen dadurch vor einer existenziellen Krise. Laut “Kurier” werde durch die Bergweihnacht allein jährlich rund 40 Millionen Euro erwirtschaftet. Auf dieses Geschäft wolle man in der Stadt nicht verzichten.

Wie stark sich das System etablieren wird, bleibt jedoch offen. Laut Bernhard Vettorazzi vom österreichischen Stadtmarketing ist man sich im Dachverband darüber einig, dass es eine bundesweite Regelung geben müsse.

(jz)

Titelbild: APA Picturedesk

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