Donnerstag, April 25, 2024

Melbourne im dritten Lockdown – Überwachung durch Drohnen

Überwachung durch Drohnen

Die australische Fünf-Millionen-Stadt Melbourne schickt seine Bewohner in einen weiteren, sechs-wöchigen Lockdown. Es herrschen strenge Regeln: Kein Verlassen des Hauses über einen Radius von 5km, totale Ausgangssperre ab 20 Uhr und Drohnen zur Überwachung. Die Kritik an der Regierung wächst.

Wien 21. August 2020 | Wie zackzack bereits im Juni berichtete, hatte die Regierung des Bundesstaates Victoria Melbournes Einwohner erst vor zwei Monaten in einen zweiten Lockdown geschickt. Unmittelbar nach den ersten Lockerungen wurden erneut weitere sechs Wochen für den dritten Lockdown verhängt. Was den meisten Einwohnern nicht bewusst ist: Das Ganze soll mit Drohnen überwacht werden!

Lage extrem angespannt

Ausschlaggebender Grund waren 671 neue Corona-Fälle in der Nacht vom 1. auf den 2. August in Victoria. Victoria-Regierungschef Daniel Andrews sagte in einer Pressekonferenz, die Beschränkungen seien eingeführt worden, um die Ausbrüche unter Kontrolle zu bringen. Die Menschen dürfen ihr Haus für den nächsten Monat nur noch verlassen, um lebensnotwenige Dinge einzukaufen, Sport zu treiben, um Angehörige zu versorgen oder um arbeiten zu gehen. Das erinnert an die „vier Gründe“ in Österreich, die aufgrund ihrer rechtlichen Unklarheit heiß debattiert wurden.

Die in Melbourne lebende Lydia K.* beschreibt zackzack, dass die Lage vor Ort äußerst angespannt sei. Niemand habe den erneuten Lockdown kommen sehen:

“Es war ehrlich gesagt ziemlich verheerend zu erfahren, dass wir uns für weitere sechs Wochen in den Lockdown begeben müssen. Wieder ein völliger Verlust der Freiheit, kurz nach ein paar Wochen „halbe“ Normalität”,

so K.

Überwachung mit Drohnen

Mehr als 1.000 Polizisten, darunter Eliteeinheiten, sperrten laut australischem Online-Magazin “The Age” die Straßen von den Vororten ab. Drohnen sollen zusätzlich eingesetzt werden, um gegen die ansteigenden COVID-19-Fälle zu kämpfen. Die zunehmende Polizeipräsenz sei laut Melbournes Hauptkommissar Shane Patton darauf zurückzuführen, dass hunderte von Einwohnern bei der Hotline des Staates anrufen, um Verstöße gegen die Sperrregeln zu melden. In den Stunden vor Inkrafttreten wurden angeblich 500 Anrufe getätigt.

Patton erwähnte gegenüber “The Age”, dass er Drohnen im öffentlichen Raum für die Einhaltung der Maßnahmen befürworte. Seinen Beamten habe er gesagt, sie sollen “hart gegen diejenigen sein, die das Falsche tun – und Drohnen zur Überwachung einsetzen.” Die Menschen werden mit Geldstrafen in Höhe von 1.652 US-Dollar bestraft, wenn sie gegen die Beschränkungen verstoßen.

Andrews über Polizei: “Ich wurde nicht informiert”

Gegenüber dem australischen Nachrichtensender “9 News” stellt sich der Ministerpräsident als unwissend dar. Er sei über das Vorhaben der Polizei, Militärdrohnen einzusetzen, nicht informiert worden. Er sei jedoch nicht kritisch gegenüber der Maßnahme eingestellt.

Als Grund nannte er “Maskenverweigerer” und Verstöße gegen die Ausgangssperre. Lyda K. traf es persönlich: eine Freundin von ihr wurde von der Polizei angegriffen, weil sie keine Maske getragen hatte. Davon machten Passanten ein Video gemacht, das Viral ging:

Freundin von Lydia K. 

Ihre Freundin wurde gewürgt, während sich ein Polizist auf sie setzte. Mit einem ärztlichen Attest versuchte sie der Polizei zu beweisen, dass sie keine Maske tragen müsse.

“Die Polizei ist hier so beängstigend geworden, dass wir uns machtlos fühlen.”

Szene im Video: Nachdem die von der Polizei angegriffene Frau mehrmals vom Boden aus fragt, wofür sie verhaftet wird, sagt einer der Polizisten, sie habe einen Polizisten angegriffen.

“Ein Leben in einer abgeschotteten Blase”

Informationen des australischen Gesundheitsministeriums zufolge, dürfen sich die Menschen in Melbourne nicht über einen Radius von 5km hinausbewegen. Ab 20 Uhr bis fünf Uhr morgens gibt es eine komplette Ausgangssperre, Gesichtsmasken müssen jederzeit und überall draußen auf der Straße getragen werden. Pro Haushalt darf nur eine Person pro Tag einkaufen gehen.

Es falle den Menschen immer schwerer, positiv zu bleiben. Überall kontrolliere die Polizei und an manchen Orten sogar die Armee, erzählt Lydia zackzack. Das Vertrauen in die Regierung habe sie bereits verloren. Sie fragt sich, was hinter den Absichten der Regierung stecke.

“Es fühlt sich an, als ob wir in einer kleinen Blase leben, abgeschottet vom Rest der Welt, und es ist ehrlich gesagt ziemlich beängstigend.”

(jz)

*Name wurde von der Redaktion geändert

Titelbild: APA Picturedesk

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