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Die Verantwortungslosen – Wenn es brenzlig wird, taucht unsere Regierung ab – Kommentar

Wenn es brenzlig wird, taucht unsere Regierung ab – Kommentar

Den Lockdown hat die Regierung ziemlich gut hinbekommen. Da ließ sie sich feiern. Seitdem ist ihr praktisch alles misslungen. Und plötzlich will keiner verantwortlich sein. Kommentar von Thomas Walach

 

Wien, 24. August 2020 | Es ist ja nicht so, als ob Kurz, Kogler, Nehammer und Anschober die Öffentlichkeit scheuten. Wer eine Presskonferenz gibt, um den Bürgern mitzuteilen, welche Farben eine Ampel hat, fürchtet sich nicht vor Kameras. Am ersten Höhepunkt der Coronakrise nannte unsere Regierung die Supermarkt-Kassiererinnen „Helden“. (Den angekündigten Corona-Tausender gab es zwar nicht, aber dafür Applaus.) Das ministerielle Kleeblatt hatte aber auch nichts dagegen, selbst ein bisschen Heldenverehrung abzubekommen. „Moderne Musktiere im Kampf gegen das Virus“ nannte Kronen-Zeitungs Kolumnist Michael Jeannée die Regierungsspitze.

Schuld sind immer die anderen

Ganz anders sieht die Sache aus, wenn es etwas schief geht. Dann ducken sich die türkisgrünen Minister verschämt weg. Dann sind die anderen schuld: Die Bevölkerung. Man solle den Kleinwalsertalern nicht die Schuld geben, sagte Kurz. Das tat auch niemand außer ihm.

Leonore Gewessler, immerhin Verkehrsministerin, will nicht für die AUA verantwortlich sein. Also gibt sie die Verhandlungen über Staatshilfen einfach ab. Finanzminister Blümel möchte auch nichts mit der AUA zu haben. Die ÖBAG unter Thomas Schmid setzt die Sache in den Sand, und plötzlich zeigen alle mit dem Finger auf jemand anderen.

Anschober erlässt schlampige und illegale Verordnungen am Fließband. Der letzte Schildbürgerstreich: Alle, die vom Balkan aus die österreichische Grenze überqueren, müssen ein Formular ausfüllen. Wer hätte da bloß mit Staus rechnen können? Dass die Verordnung an einem Samstag Gültigkeit bekommt und die Bezirkshauptmannschaften, die sie umsetzen müssen, nicht einmal informiert werden, ist nur die Kirsche am Frotzelei-Häubchen.

Glaubt man im Gesundheitsministerium ernsthaft, dass in den Bezirkshauptmannschaften am Samstag jemand herumsitzt, der auf Verdacht das Rechtsinformationssystems des Bundes durchsucht: Könnte ja zufällig was dabei sein, das einen Horror-Stau bei uns verursacht? Man hätte auch einen Tag vorher anrufen können, sollte man meinen.

Führungsqualität sieht anders aus

Der Regierungsspin dazu lautet: Selbst schuld, was fahrt ihr auch auf Urlaub? Haben wir euch nicht gesagt, dass ihr in Österreich bleiben sollt? An den heimischen Seen drängen sich zwar die Massen, aber das Virus kommt ja bekanntlich nur aus dem Ausland rein. Das habt ihr jetzt davon.

Kurz und Nehammer lachen sich derweil ins Fäustchen. Schuld sind die Gesundheitsbehörden, sagt Nehammer zur APA. Der Rudi hat schon wieder einen Bock geschossen! Dabei sollten die ÖVP-Minister lieber vor ihrer eigenen Haustüre kehren. Wer war es denn, der in den letzten Wochen strenge Grenzkontrollen „forderte“? Aber klar, wenn es schief geht, stellen sich die Musketiere nicht gern vor die Kamera.

Führungsqualität zeigt sich auch daran, wie man mit eigenen Fehlern umgeht. Jeder kennt die Art von Chef, die für eigene Schnitzer gerne ihre Mitarbeiter verantwortlich macht. Wenn Sie könnten: Würden Sie so einen Chef wählen?

Bilder: APA Picturedesk

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