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Häftlinge als Arbeiter? Strabag: “Resozialisierungsprojekt”

Strabag: “Resozialisierungsprojekt”

Häftlinge als Strabag-Arbeiter in Serbien? Es habe sich um ein „Resozialisierungsprojekt“ gehandelt und wäre ohnehin 2016 eingestellt worden, sagt die Strabag gegenüber ZackZack. Und: Kann man ausschließen, dass noch weitere Häftlinge als Arbeiter ranmüssen? Das sagt der Haselsteiner-Riese zu den Vorwürfen.

Wien/Belgrad, 25. August 2020 | 28 Häftlinge beschäftigte die Strabag im Jahr 2016, um in Serbien eine Brücke zu bauen. Dafür bekamen die Arbeiter weniger als 20 Cent pro Stunde – ZackZack berichtete. Man habe damals aber „an einem öffentlich organisierten Resozialisierungsprojekt für Häftlinge teilgenommen.“

Strabag eine NGO?

28 Häftlinge „wurden durchschnittlich etwas mehr als 2 Wochen lang beschäftigt.“ Das sei ein Bruchteil der geleisteten Arbeitsstunden in Serbien, nämlich nur 0,2 %. Keinesfalls sei es darum gegangen, Profit zu erwirtschaften, indem Lohnkosten gespart werden. Stattdessen sieht das Unternehmen einen “sozialen Aspekt”:

„Unsere Motivation für das Projekt war der soziale Aspekt, nämlich Häftlingen eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten, die sie auch auf das Leben nach der Haft vorbereitet.“ Jedoch habe sich das „Pilotprojekt letztlich nicht bewährt“. Laut Strabag soll es auch auf Druck der Gewerkschaft beendet worden sein. Ob der Bau-Riese ausschließen könne, dass sich die serbische Strabag-Firma weiterer Häftlinge bediene?

„Dem Management sind abgesehen von diesem vom Bezirksgefängnis Zajecar initiierten Projekt keine weiteren solcher Resozialisierungsprogramme in Zusammenarbeit mit Gefängnissen bekannt.“

Laut dem serbischen Arbeitssicherheits-Sprecher der Strabag seien die 28 Häftlinge beim Brückenbau nicht die ersten Gefängnisinsassen gewesen, die von der Strabag beschäftigt worden waren. Doch es sei zum ersten Mal vorgekommen, dass man sie als Bauarbeiter beschäftigte. Bis dahin hätte man Häftlinge zum „Müllsammeln oder Putzen“ beschäftigt. Warum beschäftigt die Strabag aber überhaupt Menschen zum Müllsammeln? Solche Arbeiten „fallen bei allen Baustellen an und können auch von ungelernten Kräften durchgeführt werden“, so Konzernsprecher zu ZackZack.

Nicht der einzige Arbeitsskandal der Strabag

Sind die Müllsammler auch Teil der „Resozialisierungsprojekte“? Die Plattform „Balkan Investigative“, gab zu bedenken: Von Serbien gibt es keine offiziellen Zahlen, wie viele serbische Häftlinge als Arbeiter ausgebeutet werden. Der Strabag ist wichtig zu betonen, dass der Vorfall schon 2016 geschah.

Doch Arbeitsskandale der Strabag in Serbien gab es auch nach 2016: Im September 2018 verunglückten 2 Arbeiter auf einer Baustelle in Belgrad. Der Bau-Multi nannte den Unfall damals „menschliches Versagen.“ Das serbische Arbeitsministerium verweigerte Akteneinsicht und Antwort auf Medienanfragen. 2019 meldete die serbische Arbeitsaufsicht 42 Personen, die von der Strabag illegal beschäftigt worden waren.

(ot)

Titelbild: APA Picturedesk

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