Samstag, April 20, 2024

China-Konzern ATB wandert aus – Kurz ignorierte Hilfe-Schreiben – 360 neuen Arbeitslose

360 neuen Arbeitslose

Das ATB-Werk im steirischen Spielberg sperrt zu. Der chinesische Besitzer „Wolong“ will in Serbien und Polen weiter produzieren. Damit stehen 360 Arbeiter auf der Straße, sie wendeten sich deshalb vor einem Monat an Kanzler Kurz – eine Antwort kam keine.  

 

Wien/Graz, 27. August 2020 | Seit neun Jahren ist der Elektromotor-Hersteller ATB im Besitz der chinesischen Wolong-Gruppe. Jetzt wird das Werk in Spielberg geschlossen, die Produktion in Polen und Serbien weiterbetrieben. 360 Mitarbeiter, die Hälfte über 50 Jahre alt und oft seit Jahrzehnten im Konzern, verlieren ihren Job. Sie richten schwere Vorwürfe an Kanzler Kurz und seine türkis-grüne Regierung.

„Jahrelang geplant“

Laut Beriebsrat Michael Leitner plant Wolong schon länger die Schließung des Werks:

„Seit Jahren arbeitet man auf diesen Tag hin. Man ließ das Werk verfallen, investierte nichts. Die Strategie von Wolong ist ein Knowhow-Transfer, um dann, sobald man das Wissen hat, die Produktion in billigere Länder zu verfrachten“,

sagte er zu „kontrast.at“.

Das Werk wird per Insolvenz geschlossen. Im Zuge eines Sanierungsverfahrens bleiben 40 von 400 Mitarbeitern im Betrieb, den Gläubigern wurden man 30 Prozent der Schulden angeboten. Weil das Angebot angenommen wurde, kann das Werk nicht mehr verkauft werden.

Kurz nicht interessiert

Am Mittwoch demonstrierten mehr als 1.000 Arbeiter und Unterstützer vor dem Werk. Sie verlangen den Erhalt der Arbeitsplätze. Sollte das nicht passieren, dann wollen sie, dass ATB „ordentlich Konkurs“ anmeldet. Weil der Bund durch die Finanzprokuratur eingreifen hätte können, schrieb man Ende Juli einen Brief an Kanzler Kurz. Der antwortete aber nicht.

Am Mittwoch kam dann ein Anruf aus dem Bundeskanzleramt. Der Brief sei „übersehen worden“, man möge sich doch an Arbeitsministerin Christine Aschbacher wenden. Betriebsrat Leitner ist sich sicher: „Hätte uns irgendwer von der Regierung geholfen, hätten die Gläubiger anders entschieden.“ Stattdessen stimmte das Finanzministerium, vertreten durch die Finanzprokuratur, dem Konkurs zu.

1982 war die ATB schon einmal insolvent gewesen. Mit viel Aufwand konnte Bruno Kreisky mit dem Land Steiermark das Werk retten. Diesmal sehen sich weder Kanzler, noch sein enger Partei-Freund und Finanzminister Gernot Blümel überhaupt zuständig.

SPÖ und Gewerkschaft erbost

Trotz Interessenten, die das Werk weitergeführt hätten, kaufte nun die chinesische Konzern-Mutter das Werk leer, die Maschinen und Geräte nach Polen und Serbien verfrachtet.

„Der Mutterkonzern in China schreibt Hunderte Millionen Gewinn und schickt eine kleine GmbH in der Steiermark bewusst in Konkurs. Das ist eine völlig neue Auslegung des Insolvenzrechts und eigentlich Sozialbetrug“, zitiert „kontrast.at“ den steirischen Gewerkschafter Christian Jammerbund.

„Das ist die Art von Globalisierung, die uns alle anwidert: Alle Vorteile nutzen und sich dann bei erstbester Gelegenheit davonstehlen und die Produktion in ein billigeres Land zu verlagern“, sagt der steirische Abgeordnete Max Lercher (SPÖ).

(ot)

Titelbild: APA Picturedesk

Redaktion
Redaktion
Die ZackZack Redaktion
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

2 Kommentare

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Polizeiäffäre "Pilnacek"

Denn: ZackZack bist auch DU!