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Kanzler oder Virologe? Corona-Ende “Sommer 2021”

Corona-Ende “Sommer 2021”

Im Sommer 2021 kommt die „Normalität“ zurück, erklärte Sebastian Kurz zwei Tage vor seiner groß angekündigten Rede. Auf Facebook und Twitter kassiert der Kanzler schon vorab einen Shitstorm.

 

Wien, 27. August 2020 | Seit Tagen kündigt das Kanzleramt für Freitag eine große “Rede an die Nation” an. Dann wird Sebastian Kurz zurück aus der Sommerpause sein. Eigentlich ist er jedoch schon seit Mitte August zurück. Damals hatte der Kanzler ausgewählte Medienvertreter ins Kanzleramt geladen.

Dabei hatte er strengere Grenzkontrollen veralng und die Bevölkerung aufgeklärt: „Das Virus kommt mit dem Auto nach Österreich.“ Wenige Tage später folgte ein Verordnungschaos seiner Regierung, 15 Stunden mussten Familien in ihren Autos vor der österreichischen Grenze ausharren. Internationale und nationale Empörung folgten. Welche Strategie verfolgt Kurz?

Nächster Kanzler-Auftritt

Nach dem Sager lancierte seine PR-Abteilung Kurz-Bilder mit Wein und Bier. Zum Verkehrschaos am Karawankentunnel sagte er kein Wort. Am Freitag plant der jüngste Bundeskanzler der Geschichte einen Ausblick zur epidemiologischen Lage im Land. Via „APA“ vermeldete das Kanzleramt gestern: „Rückkehr zur Normalität bis Sommer 2021.“

Seit Beginn der Pandemie verblüfft der Kanzler immer wieder mit medizinischem Fachwissen, das sich danach allerdings als falsch herausstellt. Es begann mit „100.000 Toten“ – eine Angstpolitik. Im Juni erklärte er dann „die gesundheitlichen Folgen der Krise“ für „überstanden“, nur um wenige Tage später neue Beschränkungen zu verkünden.

Schon jetzt große medizinische Fortschritte

Martin Sprenger, Epidemiologe und ehemaliges Mitglied im Corona-Krisenstab, kritisiert Kurz aufgrund „unnötiger Angstmacherei“ schon länger. Für ihn ist Corona „ein weiteres Gesundheitsrisiko neben anderen“, das gekommen sei, um zu bleiben. Ein zweites Mal Ausgangsbeschränkungen durchzusetzen sei „überhaupt nicht notwendig, auch nicht im Winter“, sagte Sprenger am Samstag in „Oe1“.

Kurz, der glaubt, dass die „Normalität“ im Sommer 2021 zurückkommen wird, setzt dabei auf Impfstoffe und neue Therapie-Methoden zur Behandlung von schweren Verläufen:

„Allerdings ist damit zu rechnen, dass es nächstes Jahr eine starke Entlastung durch mögliche Impfstoffe und Medikamente geben wird, sodass wir im Laufe des Jahres voraussichtlich wieder unser normales Leben führen werden können”,

übermittelte Kurz der APA.

Experte Sprenger dazu: „Im Frühjahr sind noch fünf Prozent der positiven Fälle gestorben, aktuell sind es 2 Promille.“ Schon jetzt habe man große medizinische Fortschritte gemacht. Das bestätigt eine Ärztin der Wiener Corona-Station, die anonym bleiben will, gegenüber ZackZack:

„Erst vor wenigen Tagen haben wir eine 90-jährige Dame entlassen. Wir haben uns, was die Behandlung angeht, im Vergleich zum März schon enorm gesteigert. Die neue Krankheit ist keine unbekannte mehr, wir wissen, was zu tun ist. Bekommen will ich das Virus trotzdem nicht.“

Das Virus bleibt gefährlich, die Situation ist aber eine andere als im März. Auch die Zahlen belegen das: Mussten bis Ende Mai 668 Menschen mit oder an Corona in Österreich sterben, waren es von Juni bis heute noch 58 Personen. Für Winter und Herbst braucht es laut Experten aber eine bessere Strategie als bislang.

Empörung über Kanzler-Show

Weil sich der Kanzler mit einer großen Rede ankündigt, empören sich die sozialen Medien. Auch Zeitungen und Medienportale stehen in der Kritik, weil diese beim Inszenierungsmarathon mitspielen würden.

https://twitter.com/MartinEhn1/status/1298745740093784064

Auch auf seinem Facebook-Kanal kassiert Kurz einen Shitstorm, hier einige ausgewählte Kommentare:

Die Empörung der Facebook-Nutzer, dass Kurz eigenständig Corona bis “Sommer 2021” verlängert, ist groß. Grafik: zz/ot.

(ot)

Titelbild: APA Picturedesk

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