Donnerstag, April 25, 2024

Neuer ORF.at-Chef auf Druck der ÖVP? – Protest der Redaktion

Protest der Redaktion

Nach einer Ausschreibung für einen zweiten Chefredakteur des reichweitenstarken Nachrichtenportals „orf.at“, stellt sich die Redaktion gegen das eigene Haus. Die redaktionelle Unabhängigkeit sei gefährdet. Man behalte sich weitere Schritte vor.

 

Wien, 28. August 2020 | „Orf.at“, das reichweitenstärkste Nachrichtenportal des Landes, hat mit einer Ausschreibung für Unmut bei der eigenen Redaktion gesorgt. Langzeitchef Gerald Heidegger soll zwar nicht ganz abgesägt werden, allerdings soll ihm der nun gesuchte zweite Chef zur Seite gestellt werden.

„Untergräbt Glaubwürdigkeit des ORF“

Dem „Standard“ liegt ein Mail vor, in welchem die ORF-Führungsriege um Generaldirektor Alexander Wrabetz aufgefordert werde, von der Neubesetzung Abstand zu nehmen. Man habe zwar nichts gegen Umstrukturierungen an sich, allerdings:

“Einen weiteren Chefredakteur neben Gerald Heidegger betrachtet die Redaktionsvertretung als Pauschalkritik an ORF.at und unserer bisherigen jahrzehntelangen äußerst erfolgreichen journalistischen Arbeit. Dass in Medien bereits ein erster Name – die Person hat notabene null Onlineerfahrung – kursiert, untergräbt die Glaubwürdigkeit des ORF.”

Der Name, der für den neuen Posten kolportiert wird: Christian Staudinger, Leiter der „Zeit im Bild“. Die Sendung steht insbesondere seit Corona in der Kritik, zum „Regierungsfunk“ zu mutieren.

Politischer Druck der ÖVP

Eine komplette Ablösung des bisherigen „ORF.at“-Chefredakteurs Heidegger soll vor allem auf Druck der ÖVP vorangetrieben worden sein. Pikant ist die Besetzung eines zweiten Chefredakteurs auch deshalb, weil dieser die redaktionelle Hoheit über das Nachrichtenportal bekommen würde.

Laut Ausschreibung soll der Neue sowohl die “fachliche und disziplinäre Leitung der gesamten redaktionellen Online-Tätigkeiten des Unternehmens”, als auch “Themenfindung, -planung und -koordination der Online-Redaktion im Verbund mit den anderen Medien des ORF” übernehmen. Auch ökonomisch gesehen sei diese Aufteilung laut Redaktionsvertretung wenig sinnvoll. Man sehe die Effizienz durch die Doppelführung massiv gefährdet.

Unabhängigkeit gefährdet

In der Mail heißt es laut „Standard“ weiter:

“Warum soll die Redaktion des größten Onlinemediums Österreichs und eines der größten im deutschsprachigen Raum mit stetig wachsenden Zugriffszahlen unter – kolportierte politische – Kuratel gestellt werden? Die durch das ORF-Gesetz und ORF-Statuten garantierte Unabhängigkeit der Redaktion, aber auch jeder einzelnen Redakteurin und jedes einzelnen Redakteurs muss weiterhin gewahrt bleiben.”

Für heute ist eine Infoveranstaltung geplant, doch die Redaktion behalte sich weitere Schritte vor. Im Sommer 2021 steht die nächste ORF-Wahl ins Haus. Alexander Wrabetz hält sich bislang bedeckt, was eine weitere Amtszeit als General betrifft.

Der ursprünglich auf rotem Ticket bestellte Chef bräuchte diesmal die türkisen Stiftungsräte für eine Mehrheit. Zwei davon kennt der kundige ZackZack-Leser bereits: die ÖVP-nahen Berater Gregor Schütze und Jürgen Beilein, beide auf türkisem Ticket im ORF-Gremium, mischten beim Test-Flop von Elisabeth Köstinger mit.

(wb)

Titelbild: APA Picturedesk

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