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ATB will Betriebsräte feuern – China-Attacke

China-Attacke

Die chinesischen Eigentümer der ATB Spielberg gehen in die Offensive: die 12 Betriebsräte des Unternehmens sollen entfernt werden, man zieht vor Gericht. Der Betriebsrat zeigt sich kämpferisch, die Gewerkschaft nimmt ihn in Schutz.

 

Wien/Spielberg, 01. September 2020 | Für die chinesischen Eigentümer „Wolong“ hat der Elektromotorenhersteller ATB in Spielberg ausgedient. Die Produktion soll im altehrwürdigen Werk, das schon von Kreisky 1982 vor dem Konkurs gerettet wurde, geschlossen werden. Nur 40 der 400 Beschäftigten sollen im Betrieb bleiben. Seit letzter Woche lehnt sich die Belegschaft dagegen auf, es kam zu Demos mit mehr als 1.000 Menschen. Jetzt setzt der chinesische Eigentümer zum Gegenschlag an: Alle 12 Betriebsräte sollen gekündigt werden!

Betriebsrat kämpferisch

Der Vorsitzende des ATB-Betriebsrates, Michael Leitner, lässt sich nicht einschüchtern:

„Das ist psychologische Kriegsführung. Man möchte uns jetzt zermürben und einschüchtern. Aber mich motiviert das nur umso mehr für die Arbeitsplätze zu kämpfen.“

Betriebsräte unterliegen einem Kündigungsschutz, können also gar nicht gekündigt werden. Deshalb zieht die ATB nun vor das Landesgericht Leoben. So will man sich von den sieben Arbeiterbetriebsräten und den fünf Angestelltenbetriebsräten entledigen. Leitner verweist gegenüber ZackZack auf einen besonderen Umstand: „ATB sagt immer wieder, man wolle nicht das gesamte Werk schließen, sondern den Betrieb restrukturieren. Aber nur bei einer gesamten Schließung im Zuge der Insolvenz kann man alle Betriebsräte hinausbefördern.“

Gewerkschaft nimmt Betriebsräte in Schutz

Die Gewerkschaft kritisiert indes das scharfe Vorgehen der “Wolong”-Gruppe gegen die Betriebsräte und sichert ihnen Unterstützung zu:

„Dass jetzt seitens des Eigentümers auf die ATB-Betriebsräte losgegangen wird, ist ein moralisches Armutszeugnis. Die Betriebsräte kämpfen seit Wochen pausenlos um jeden Arbeitsplatz, jetzt sollen sie dafür bestraft werden. Als Gewerkschaft GPA-djp stehen wir hinter den Betriebsräten und unterstützen sie mit ganzer Kraft”,

so GPA-djp-Gewerkschafter Christian Jammerbund gegenüber ZackZack.

Planen die chinesischen Besitzer etwa doch die gesamte Schließung, sobald das Werk leergeräumt und die Maschinen nach Polen verfrachtet worden sind? Bisher bringt der Konzern die Maschinen nicht aus dem Werk, dazu ist ein Verfahren beim Oberlandesgericht Graz anhängig. Dieses muss darüber entscheiden.

Wissen über Produktion in der Hand der Belegschaft

Das Wissen über die Produktion wäre ohnehin in der Hand der Arbeiter, sie bräuchten keine Chefs und Besitzer, um die Produktion am Laufen zu halten: „Unser Werkmeister, der seit 2 Jahren im Betrieb ist, kennt nicht mal die Komponenten unseres Motors, den wir produzieren“, sagte Biela Alexander gegenüber ZackZack am Wochenende.

Alexander ist seit 15 Jahren bei der ATB beschäftigt, er begann als Lehrling. Ebenso wie der Werkmeister sei auch der Geschäftsführer eine chinesische Strohpuppe, hört man aus den Reihen der Belegschaft. Sie seien eingesetzt worden, um die Produktion mit möglichst wenig Widerstand ins Ausland zu verfrachten.

Von der Bundesregierung hat sich zum geplanten Produktionsende im Spielberger ATB noch niemand geäußert.

Per Twitter kritisiert Julia Herr (SPÖ) heute das Schweigen von Kogler, Kurz und Arbeitsministerin Christine Aschbacher.

(ot)

Titelbild: Patricia Huber

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