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“Je suis Charlie”: Prozess startet, Karikaturen erneut veröffentlicht

Prozess startet, Karikaturen erneut veröffentlicht

Die französische Satirezeitung „Charlie Hebdo“ hat im Zuge des Prozessstarts erneut die Karikaturen veröffentlicht, die heftige Kritik unter Muslimen und schließlich vor fünf Jahren einen Terroranschlag in Paris ausgelöst hatten. Frankreichs Präsident Macron verteidigt indes das Recht auf Blasphemie.

 

Wien, 02. September 2020 | Die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ bringt ein Sonderheft mit den Karikaturen des muslimischen Propheten heraus. Anlass dafür ist der heute startende Prozess zum Terroranschlag im Jänner 2015 in Paris. “Wir werden niemals ruhen. Wir werden niemals aufgeben”, schrieb der Reaktionsleiter Laurent Sourisseau alias “Riss” am Dienstag in der Online-Ausgabe.

“Charlie Hebdo” soll weiterleben

Laut „Riss“ habe dieser Terroranschlag nicht nur die Satirezeitschrift, sondern vor allem das Herz Frankreichs und der Pressefreiheit getroffen. Er sitzt der Bevölkerung immer noch tief in den Knochen. Es gebe laut „Riss“ keine Garantie dafür, dass so ein Anschlag nie wieder passieren werde. Dennoch möchte man die Karikaturen erneut ins Leben rufen, um auf die blutige Ermordung aufmerksam zu machen und nicht in Vergessenheit zu geraten.

„Heute wird ein Prozess eröffnet, der monatelange Ermittlungen, jahrelange Befragungen und die unerträgliche Realität dieser tragischen Tage dauerhaft in Stein meißeln wird“,

so „Riss“ in einem Artikel der Online-Ausgabe.

„Wir werden daher die Prüfung unserer Vergangenheit, aber auch unserer Zukunft miterleben. Morgen kann uns noch töten“,

fährt er fort. Die Mohammed-Karikaturen erscheinen auf dem Titelbild der Mittwochsausgabe. Darauf sind ein Dutzend Karikaturen zu sehen, die 2005 erstmals von der dänischen Tageszeitung “Jyllands-Posten” veröffentlicht und 2006 von “Charlie Hebdo” nachgedruckt worden waren. Weltweit fühlten sich viele Muslime durch die Abdrücke provoziert. Die Zeichnung auf der Titelseite soll einen Propheten zeigen. Sie stammt vom “Charlie Hebdo”-Karikaturisten Jean Cabut. Dieser war unter den Todesopfern des Anschlags.

Die Regierung in Pakistan übte scharfe Kritik an dem erneuten Abdruck der Mohammed-Karikaturen durch “Charlie Hebdo”. Pakistan verurteile dies “auf schärfste Weise”, hieß es in einer auf Twitter veröffentlichen Erklärung des Außenministeriums. Durch die erneute Veröffentlichung würden “die Gefühle von Milliarden von Muslimen” absichtlich verletzt. Dies lasse sich nicht mit der Presse- oder Meinungsfreiheit rechtfertigen.

In Pakistan gibt es strikte Gesetze gegen die Blasphemie. Beleidigungen des Propheten Mohammed können dort mit der Todesstrafe geahndet werden.

“Redaktionelle Entscheidungen müssen unabhängig von der Regierung sein”

Der französische Präsident Emmanuel Macron verteidigte zuvor das Recht auf Blasphemie in seinem Land. Das Recht auf blasphemische Äußerungen und Darstellungen sei in Frankreich durch die Gewissensfreiheit abgedeckt, sagte Macron am Dienstag während eines Besuchs in der libanesischen Hauptstadt Beirut.

Seine Rolle als Präsident sei es, “diese Freiheiten zu schützen”, betonte Macron bei einer Pressekonferenz. Es sei nicht die Aufgabe des französischen Präsidenten, die redaktionellen Entscheidungen eines Journalisten oder einer Redaktion zu beurteilen.

Abrechnung mit den Terrorhelfern

Im Prozess zu dem Anschlag auf “Charlie Hebdo” müssen sich ab heute elf Verdächtige vor einem Schwurgericht wegen “Mitgliedschaft in einer Terrorgruppe” verantworten. Drei weitere Männer sind in Abwesenheit angeklagt, sie werden mit internationalem Haftbefehl gesucht.

Die Verdächtigen sollen das islamistische Brüderpaar Chérif und Saïd Kouachi unterstützt haben, das die Redaktionsräume von “Charlie Hebdo” gestürmt und kaltblütig zwölf Menschen getötet hatte, darunter einige der bekanntesten Karikaturisten Frankreichs.

Zudem sollen die Angeklagten im Pariser Prozess einen weiteren Islamisten unterstützt haben, der danach eine Polizistin tötete, sowie vier Kunden eines von Juden besuchten Supermarktes. Den Angeklagten drohen Haftstrafen bis zu lebenslänglich. Die Kouachi-Brüder selbst waren nach einer zweitägigen Verfolgungsjagd durch Elitepolizisten aufgespürt und getötet worden.

(jz/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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