Donnerstag, April 25, 2024

Das Banksy-Boot – Streetart-Künstler unterstützt “Sea-Watch”

Streetartkünstler unterstützt “Sea-Watch”

Im Streit um den Umgang mit Flüchtlingen im Mittelmeer hat der geheimnisvolle Streetart-Künstler Banksy die EU kritisiert und seine Unterstützung für das Rettungsschiff “Louise Michel” bekräftigt. Mit der Hilfsorganisation “Sea-Watch” konnten 353 Menschen nach Palermo gebracht werden.

Wien, 03. September 2020 | Rund einen Tag nach den ersten Hilferufen des vom Straßenkünstler Banksy finanzierten Boots “Louise Michel” hat das Rettungsschiff “Sea-Watch 4” nach eigenen Angaben Geflüchtete von der “Louise Michel” im Mittelmeer aufgenommen. Wie die Hilfsorganisation “Sea-Watch” am Samstagabend twitterte, seien rund 150 Menschen auf das Schiff der Organisation gewechselt. 353 Geflüchtete wurden nun mit der “Sea-Watch 4” nach Palermo gebracht.

Hilfeschrei über Twitter

Das von Banksy finanziertes Rettungsboot gab am Samstag eine Reihe dringender Hilferufe heraus und sagte, es sei im Mittelmeer mit Menschen überladen, die es nicht an Land bringen konnte.

Das ehemalige französische Zollschiff, das mit einem pinkfarbenen Gemälde bedeckt ist, einschließlich einer modifizierten Version von Banksys berühmtem Gemälde „Girl With Balloon“, sendete am Freitag mehrere Tweets.

Am späten Freitag begann das Boot zu twittern, dass es mit 219 Flüchtlingsflüchtlingen und 10 Besatzungsmitgliedern an Bord einen „Ausnahmezustand“ erreicht habe – inklusive der Leiche eines Geflüchteten, der auf dem Boot starb.

“Die anderen haben Treibstoffverbrennungen, sie sind seit Tagen auf See und jetzt werden sie in einer #EU (!) Such- und Rettungszone allein gelassen. Lass es nicht zu einer Körperzählung werden. Mach deinen Job. Rette sie“,

twitterte die Crew am späten Freitag. Laut “Sea-Watch” habe die EU nichts unternommen, Hilfe zu leisten. Auch die Küstenwache habe auf die Hilferufe nicht reagiert.

Das Boot kennzeichnet Banksy Kunstwerk, das ein Mädchen in einer Schwimmweste zeigt und eine herzförmige Sicherheitsboje hält. / Foto: APA Picturedesk.

Banksy mit scharfer Kritik an EU

“Es ist ein Schiff der französischen Marine, das wir in ein Rettungsboot umgebaut haben, weil die EU-Behörden Notrufe von “Nicht-Europäern” absichtlich ignorieren”, ist in den Untertiteln eines knapp einminütigen Videos zu lesen, das am Samstag auf einem Instagram-Account von Banksy veröffentlicht wurde:

https://www.instagram.com/p/CEeHxqgF7gU/

Im Video schlägt Banksy einen ironischen Ton an:

“Wie die meisten Menschen, die es zu etwas in der Kunstwelt gebracht haben, habe ich eine Yacht gekauft, um auf dem Mittelmeer herumzukreuzen”,

heißt es in den Untertiteln des Videos. Unterlegt ist es mit Fotos und Videosequenzen, die unter anderem die “Louise Michel” und schwarze Menschen im Wasser zeigen. Das Video, das innerhalb von drei Stunden mehr als 1,3 Millionen Mal aufgerufen wurde, endet in Anlehnung an die Bewegung “Black Lives Matter” mit der Aufschrift: “All Black Lives Matter” (Alle schwarzen Leben zählen).

Mail an “Sea-Watch”-Kapitänin von Banksy höchstpersönlich

Banksys Beteiligung an der Rettungsaktion geht dem britischen “Guardian” zufolge auf eine E-Mail zurück, die er vor knapp einem Jahr an die deutsche “Sea-Watch”-Kapitänin Pia Klemp geschickt hatte.

“Du klingst, als ob du ein harter Typ bist. Ich bin ein Künstler aus dem Vereinigten Königreich und habe einige Arbeiten über die Flüchtlingskrise gemacht, offensichtlich kann ich das Geld nicht behalten. Kannst du es benutzen, um ein neues Schiff oder etwas anderes zu kaufen? Lass’ es mich bitte wissen. Gut gemacht. Banksy”,

zitierte der „Guardian“ aus der E-Mail des Künstlers.

Klemp, die das Schreiben laut “Guardian” zunächst für einen Scherz gehalten habe, glaube mittlerweile, Banksy habe sie wegen ihrer politischen Einstellung ausgewählt.

“Ich sehe die Seenotrettung nicht als eine humanitäre Aktion, sondern als Teil eines antifaschistischen Kampfes”,

sagte sie dem “Guardian”. Sie habe deutlich gemacht, dass sich Banksys Beteiligung an den Operationen auf die Bereitstellung finanzieller Unterstützung beschränke. “Banksy wird nicht so tun, als wüsste er besser als wir, wie man ein Schiff führt, und wir werden nicht so tun, als seien wir Künstler.”

Aufmerksamkeit durch Kunst schaffen

Erst vor einem Monat hatte Banksy ein Kunstwerk zur Flüchtlingskrise versteigern lassen. Die mehr als 2,2 Millionen Pfund (fast 2,5 Millionen Euro) gehen an eine Klinik im Westjordanland, um dort ein Zentrum für akute Schlaganfälle aufzubauen. Zudem sollen Hilfsmittel für die Rehabilitation von Kindern beschafft werden.

Banksys Identität gibt nach wie vor Rätsel auf. Bekannt ist, dass er aus Bristol im Südwesten Englands stammt und Ende der 90er-Jahre nach London kam. Einen Namen machte er sich mit gesellschaftskritischen und meist kontroversen Motiven, die oft überraschend auftauchen. Er thematisierte zum Beispiel auch Obdachlosigkeit, Konsumverhalten und die Corona-Krise.

(jz/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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