Donnerstag, März 28, 2024

Teil 5: Wird Tiefgarage zu Benko-Kaufhaus? Gemeindezentrum in Lech

Gemeindezentrum in Lech

Lech baut ein neues Gemeindezentrum. 2.500 Quadratmeter davon hätte gerne Rene Benkos “KaDeWe”. Nun kommt heraus: die Tiefgarage könnte zu einer Shoppinghölle mutieren. Die Kosten für die Gemeinde könnten dabei explodieren, wie ein geheimer Prüfbericht belegt, der ZackZack vorliegt.

 

Wien/Bregenz, 08. September 2020 | Man kennt das: Die öffentliche Hand baut Bahnhöfe und es entstehen Einkaufszentren. In Lech am Arlberg braucht es ein neues Gemeindezentrum. Das kommt nun auch, aber möglicherweise inklusive Benko-Kaufhaus. Inmitten der Corona-Ausgangssperren zauberte der Austro-Oligarch ein fertiges Konzept aus dem Hut. Die seit April im Bau befindliche Tiefgarage könnte möglicherweise zur “Shoppinghölle” werden.

Übernimmt jetzt Benko?

Finanzieren wollte man das Großprojekt durch die langfristige Vermietung von Parkplätzen, Gewerbeflächen und den ständig steigenden Gemeindeeinnahmen. Mit Corona sind die Einnahmen aber eingebrochen. Die Finanzierung, schon vor Corona auf wackligen Beinen, wurde noch schwieriger. Dennoch begann man im April mit dem Bau der Tiefgarage. Auch die Gegner des Projekts sind für die Garage – allerdings zum Zweck von Parkplätzen und nicht für ein Benko-Kaufhaus.

Neun Millionen müssten zusätzlich in die Hand genommen werden, um die Tiefgarage zum Einkaufszentrum umzubauen – so wie es das Benko-Angebot vorsieht. Das belegt ein interner Bericht der Wirtschaftsprüfer BDO vom Juni, was vom Lecher Bürgermeister bestätigt wurde.

Innerhalb von drei Jahren würden die Schulden der Gemeinde Lech von 13 Millionen Euro auf 66 Millionen Euro ansteigen. Auch nach 2022 würde das Minus hochbleiben, man rechnet mit 64 Millionen Euro Miese bis 2025 – im besten Fall. Die Tiefgarage würde dann langfristig an einen “externen Mieter” vermietet werden, “KaDeWe” stünde dafür bereit.

Die “Erweiterung” der Tiefgarage ist eigentlich eine Umnützung. Aus Parkplätzen im Untergeschoss soll ein Kaufhaus werden. So würde der Schuldenstand in Lech explodieren. 

Benko-Entscheidung nach der Wahl

Der Bürgermeister von Lech, Ludwig Muxel, beruhigt. Ob aus der Tiefgarage eine Benko-Garage werde, ist keinesfalls entschieden. Lediglich eine Anfrage haben man erhalten – Benko will 2.500 statt 500 Quadratmeter Einkaufsfläche. Ausgeschrieben wurden im März 510 Quadratmeter, mit Option auf 2.000 weitere. Den Vertragsabschluss müssten die neuen Gemeindevertreter unternehmen, sagt Muxel zu ZackZack. Am Sonntag wird in Lech gewählt.

„Dass man überhaupt auf die Idee kommt, aus einem Kulturzentrum ein Einkaufszentrum zu machen, und zwar hinter dem Rücken der Gemeindevertretung, ist absurd“,

sagt Gerold Schneider, Gemeindevertreter in Lech. Der BDO-Prüfbericht sei den Gemeindevertretern nicht vorgelegt worden.

Er kritisiert einerseits die jahrelange massive Intransparenz des Bürgermeisters, andererseits würde sich Muxel nun bei den neuen Vertretern abputzen. Allerdings ist auch das Land Vorarlberg alarmiert. Weil es sich nun um 2.500 statt nur um 500 Quadratmeter Kommerzfläche handelt, sei eine Landesraumplanung des Landes notwendig. Auch Schneider hoffe, dass Vorarlberg die Entstehung der möglichen Benko-Garage genauer prüfe. Immerhin sei die ursprüngliche Tiefgarage wirklich als Garage gedacht gewesen.

Wieder Ärger mit Benko

Schon einmal sorgte Rene Benko in Lech für Ärger. Er kaufte sich 2011 ein altes Gasthaus, machte daraus ein Luxus-Chalet. Damals löster der Kanzler-Freund mit einer halben Million Euro das Vorkaufsrecht der Gemeinde ab. Die WKStA ermittelte, per Weisung der Oberstaatsanwaltschaft Wien wurden die Ermittlungen aber “derschlogn”.

Für den Bürgermeister ist diese Sache heikel: Der Hobbyjäger ist eine Institution in Lech, hat das Amt seit 1993 inne. Am Sonntag wird gewählt. Es wird dabei wohl auch über die Benko-Garage abgestimmt. Schon im Juli gingen die lokalen Handelsbetriebe wegen des geplanten Benko-Deals auf die Barrikaden. Das Kaufhaus könnte auch Familienbetriebe gefährden – angesichts der Corona-Krise aber wohl auch die Zahlungsfähigkeit der Gemeinde Lech.

(ot)

Titelbild: APA Picturedesk

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