In Kenia läuft seit einigen Jahren ein Experiment zum bedingungslosen Grundeinkommen. Eine erste Auswertung hat sich die Auswirkungen auf die Empfänger während der Pandemie angeschaut – mit äußerst positiven Ergebnissen.
Wien, 09. September 2020 | Afrika hat die Corona-Pandemie bisher weitaus besser überstanden, als zunächst befürchtet. Womit die Bevölkerung des Kontinents weit mehr zu kämpfen hat, sind die Folgen der Lockdowns für die Wirtschaft. Vor allem die ärmsten Teile der Bevölkerung sind besonders hart getroffen: Ohne Rücklagen und gut ausgebaute Sozialsysteme kämpfen sie um ihre Existenz.
Vergangene Woche veröffentlichte die Organisation „Give Directly“ nun erste Ergebnisse ihres sozialen Experiments. Mittels Studie wurden die Auswirkungen eines bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) auf die Empfänger während der Covid-19-Pandemie untersucht. Teilnehmer waren allesamt aus ländlichen Gebieten Kenias, der ausgezahlte Betrag umgerechnet bei 75 Cent pro Tag.
Weniger Hunger, Empfänger investierten klug
Die Studienautoren kommen zu einem eindeutigen Ergebnis: Empfänger des BGE hatten eine um fünf bis zehn Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, innerhalb der letzten dreißig Tage hungerleidend gewesen zu sein.
Die Wissenschaftler erklären sich den Effekt dadurch, dass Menschen in guten Zeiten das Geld nutzen, um in sich selbst zu investieren. Sie bauen sich kleine Geschäfte auf oder bilden sich fort, und sichern so ihre Existenz ab, so das Ergebnis. Auch Teilnehmer, die ihr BGE nur bis Ende 2019 erhielten, während der Corona-Pandemie weniger an Hunger litten.
UNO fordert BGE zur Armutsbekämpfung
In schlechten Zeiten konnten die Folgen des wirtschaftlichen Einbruchs mittels BGE zumindest abgefedert werden: Menschen, die BGE erhalten, sind weiterhin bereit, in sich zu investieren, wenn es die wirtschaftliche Lage zulässt. Menschen mit BGE essen zudem mehr und besser, sind sich die Studienautoren einig. Gleichzeitig sind die Lebensmittelpreise in Kenia unverändert geblieben. Eine wichtige Beobachtung, denn während Katastrophen steigen Lebensmittelpreise oft auf Grund von Versorgungsengpässen.
Das war in Kenia nicht so – die lokale Versorgung blieb intakt, die Preise gleich. Die Ergebnisse könnten auch für die Vereinten Nationen von Interesse sein, die im Juli wegen Corona ein bedingungsloses Grundeinkommen zur Armutsbekämpfung in Entwicklungs- und Schwellenländern vorgeschlagen hatten.
(lb)
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