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“Kinder begehen Selbstmord” – Initiative will Menschen aus Schreckenslagern retten

Initiative will Menschen aus Schreckenslagern retten

Alle gegen Kurz, alle für die Flüchtlinge – am heutigen Freitag richtet eine Initiative von Promis, Gemeinden und Bürgern einen dramatischen Appell an die Regierung. Ihr Ziel: Flüchtlingen sichere Plätze bieten. Die Regierung müsse nichts tun, außer die Helfer machen zu lassen.

 

Wien, 11. September 2020 | In Moria sei „mehr in Flammen aufgegangen als die lausigen Unterkünfte“, sagt Schauspielerin Katharina Stemberger. Sie ist Mitgründerin der Initiative „Courage – Mut zur Menschlichkeit“. Ziel der Bewegung ist, Menschen aus den Elendslagern in Griechenland retten. Stemberger macht „der Bundesregierung ein Angebot“: Sichere Plätze für Flüchtlinge in österreichischen Gemeinden und Städten, die helfen wollen.

Bei der Flüchtlingswelle 2015 nach Ausbruch des Syrien-Kriegs musste die Zivilgesellschaft einspringen, weil die Regierung überfordert war. Fünf Jahre später verhindert die Regierung, dass Menschen helfen können. Das soll sich ändern. „Österreich kann mehr“, sagt Mitinitiator Ferry Maier, Ex-ÖVP Spitzenpolitiker und Flüchtlingskoordinator. Die 2016 von der ÖVP mitbeschlossene Obergrenze für Flüchtlinge in Österreich sei noch gar nicht erfüllt, von 22 Quartieren der Bundesregierung würden derzeit nur vier verwendet.

Grauenhafte Zustände in griechischen Lagern

„Lasst uns Menschenleben retten! Mehr wollen wir nicht,“ sagt Katahrina Stemberger. 144 Menschen will die Initiative zunächst sichere Plätze bieten. Angesichts der Lage in den griechischen Elendslagern sei das dringend nötig, wie Marcus Bachmann von Ärzte ohne Grenzen betont. „Kinder begehen Selbstmord“ – so schlimm seien die Zustände in den Lagern. Fünf Jahre nach seiner Errichtung erfülle Moria nicht einmal die Mindeststandards für die akute Anfangsphase. Das Leid solle unsichtbar gemacht werden; Medien und Hilfsorganisationen würden aus den Lagern ausgesperrt, so Bachmann. Das sei besonders dramatisch weil „Moria überhaupt nicht auf einen Corona-Ausbruch vorbereitet ist.“

Dabei kann sich verhältnismäßig glücklich schätzen, wer überhaupt lebend das Lager erreicht hat. Migrationsexpertin Judith Kohlenberger erinnert daran, dass Euopas Grenzen zu den „tödlichsten der Welt“ gehören, weit vor der US-amerikanischen Südgrenze.

Die Initiatoren von “Courage – Mut zur Menschlichkeit”: Ferry Maier, Judith Kohlenberger, Katharina Stemberger, Marcus Bachmann, Stefang Sengl (v. l. n. r.). Bild: Martin Pichler/ZackZack.

Die vielzitierte „Hilfe vor Ort“ lässt Ferry Maier nicht als Ausrede gelten. Der christlichsoziale Manager erinnert: Das Budget für Entwicklungshilfe ist kleiner als das Inseratenbudget der Bundesregierung. An den öffentlichen Auftritten von Außenminister Alexander Schallenberg lässt Maier kein gutes Haar. Schallenberg sei „angeblich Diplomat“. Davon merke man angesichts seiner Rhetorik allerdings nichts.

Ferry Maier: Kurz, der „bessere Strache“

„Wir wollen und können nicht länger zusehen!“, sagt Katharina Stemberger. Jenen, die Flüchtlingen helfen wollen, versichert sie: „Ihr seid nicht allein.“ Die Initiative will auf ihrer Website in Kürze eine „Landkarte der sicheren Plätze“ veröffentlichen. Darin sind jene Gemeinden verzeichnet, die Flüchtlinge aufnehmen wollen.

Alle Initiatoren erinnern an die lange Tradition Österreichs bei der Aufnahme von Schutzsuchenden. „Der bessere Strache sein – das kann nicht die Zukunft unseren Landes sein“, sagt Maier in Richtung von Bundeskanzler Kurz. Wird der sich bewegen? Grünen-Insider Daniel Landau sagt am Rande der Veranstaltung, er sehe eine „große Schwungmasse“ in Bewegung. Auffällig: Als Zeichen der Solidarität haben sich auch namhafte Grün-Politiker unter die Zaungäste gemischt.

Prominente Unterstützung

Mitinitiator Stefan Sengl will mit der Initiative zeigen, dass das Wort „Hilfe“ in „unserem Land noch Bedeutung hat.“ Stemberger: Dazu brauche es aber „Eier in der Hose.“

Über die verfügen die zahlreichen prominenten Unterstützer der Initiative, darunter Ex-Raiffeisen-General Christian Konrad, Schriftsteller wie Doron Rabinovici und Julya Rabinowich oder die Künstler Willi Resitarits, Klaus Maria Brandauer, Hilde Dalik und Cornelius Obonya offenbar. Die große Mehrheit der Unterstützer ist öffentlich nicht bekannt – doch auch sie wollen helfen.

(tw)

Titelbild: APA Picturedesk/Martin Pichler/ZackZack

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