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Wie im Netflix-Schocker – Blümel-Show wird zum Cyber-Grusel

Wie im Netflix-Schocker

Gruselshow von Gernot Blümel und der Volkspartei Wien beim Wahlauftakt: Die reine Online-Veranstaltung erinnerte stark an den Netflix-Schocker „Black Mirror“. Sogar ZackZack hatte einen Gastauftritt beim türkisen Start in den Wahlkampf.

 

Wien, 11. September 2020 | Vier Wochen vor der Wien-Wahl startete die ÖVP Wien ihren Wahlkampf. Vor der Parteizentrale in der Lichtenfelsgasse traten die beiden Kandidaten Peter L. Eppinger und Bernadette Arnoldner vor einer überdimensionalen Videowall auf. Außer ein paar vereinzelten Journalisten war sonst niemand physisch anwesend.

Ultrarechter Vucic mit selber Gruselinszenierung

Nach einer kurzen Ansprache des ehemaligen Ö3-Plaudermanns Eppinger wurden auf der Videowand Parteimitglieder und Kandidaten zugeschaltet. Vergleiche in den sozialen Medien mit der Science-Fiction-Serie „Black Mirror“ wurden schnell gezogen. Die Netflix-Serie ist bekannt für dystopische und überwachungskritische Themen. Gerade im Hinblick darauf, dass die ÖVP immer wieder große Mengen an Daten im Wahlkampf sammelt, erzeugte der Vergleich mit „Black Mirror“ enorme Resonanz auf Facebook, Twitter & Co.

Was auffällt: Serbiens Präsident und Parteifreund der ÖVP, Aleksandar Vucic, hatte im Mai auf dieselbe Gruselinszenierung gesetzt. Die ÖVP beging hingegen nicht den Fehler von Vucic, „Fans“ der Partei mehrmals auf der Videowand einzublenden.

Wie bei der ÖVP. Quelle: Screenshot “Black Mirror”, Episode 2.

ÖVP attackiert ZackZack

Inhaltlich widmete sich der Auftakt den bekannten ÖVP-Themen. Doch ein weiteres Thema hat sich in die Schallplatten-Sammlung eingeschlichen: ein „Wahlkampf mit Anstand“, wie Eppinger es formulierte, schwebe ihm vor. Pikant: ausgerechnet dieselbe ÖVP unterzeichnete nicht das Fairnessabkommen. Eppinger rückte die ÖVP bei seiner Inszenierung in die Opfer-Rolle.

Dabei hatte sogar ZackZack einen Gastauftritt. Als Eppinger groß und breit auf die „Attacken“ auf die Volkspartei aufmerksam machte, etwa auf die NEOS-Darstellung Gernot Blümels als alten Mann aufgrund seines veralteten Weltbildes, zeigte die ÖVP auch eine Karikatur unseres Haus- und Hofkarikaturisten Othmar Wicke. Künstlerische Freiheit und Satire ist bei der Volkspartei offenbar nicht gerne gesehen. Noch dazu verzichtete die ÖVP auf einen Urheberverweis.

https://www.facebook.com/gernot.blumel.1/videos/732280840957195

Der Wahlkampfauftakt der ÖVP. Bei Minute 18:42 ist auch die Karikatur von Othmar Wicke zu sehen. Quellenverweis fehlt. Wir zitieren die Quelle des Videos freilich: Gernot Blümel auf Facebook.

ÖVP selbst mit fragwürdigsten Methoden

Dabei setzte im bisherigen Wahlkampf vor allem die ÖVP auf fragwürdige Methoden – und kassierte aufgrund des Wahlkarten-Tricks eine Rüge von der Wahlbehörde.

Eppinger hingegen war stets bemüht, untergriffige Attacken gegen die politischen Gegner zu verteilen. Die ÖVP sei aber so fair gewesen und habe einen Plakatständer der Grünen mitten auf ihrer Veranstaltungsfläche stehen lassen. „Es reicht, dass der Gürtelpool weg ist“, kommentierte Eppinger süffisant.

Auch der nicht-amtsführende Stadtrat Markus Wölbitsch schloss sich in einem Videobeitrag Eppinger an und attackierte den Gürtelpool. Er kritisierte die 150.000 Euro, die dieser kosten würde. Zum Vergleich: Wölbitsch erhält als nicht-amtsführender Stadtrat 14 Mal im Jahr 9.000 Euro. Das macht 126.000 Euro im Jahr für den Steuerzahler – etwas weniger also für aufgabenlose Politiker als fürs Plantschen am Gürtel.

Kurz muss es für strauchelnden Blümel richten

Zugeschaltet wurde auch die Integrationsministerin, die wieder einmal auf ihren Integrationsbericht verwies. Vor Italienern und Chinesen warnte sie diesmal jedoch nicht.

Auch der Bundeskanzler musste dem in den Umfragen fallenden Gernot Blümel zur Seite stehen. Der Finanzminister verlor innerhalb von nur vier Monaten sieben Prozent. Dass der Fokus mehr auf Sebastian Kurz liegen sollte als auf Gernot Blümel, wurde im Gespräch mit der Landesgeschäftsführerin Arnoldner schnell klar. Kurz betonte die „herausfordernde Zeit“, bei Blümel kamen die gewohnten Phrasen.

Mehr als 6 Minuten Blümel kann man Zusehern nicht zumuten

Spitzenkandidat Gernot Blümel erschien im Gegensatz zu seiner Plakatpräsentation diesmal sogar persönlich. Seine Rede begann er damit, auf die Corona-Zahlen in Wien hinzuweisen. Blümel sprach auch seine gewohnten von der FPÖ abgekupferten Themen an: Kritik bei Integration und Migration. Trotzdem betonte er, er trete an „weil Wien es ihm wert ist“.

In der ZIB 2 bei Armin Wolf stellte er jedoch klar, er werde nur in Regierungsverantwortung nach Wien wechseln – aller Wahrscheinlichkeit nach also gar nicht. So viel ist ihm Wien dann offenbar doch nicht wert. Nach sechs Minuten war der Auftritt Blümels übrigens wieder vorbei.

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

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