15-Minuten-Appell geht viral
Die Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf sind nicht nur für ihre Fernsehshows bekannt, sondern auch für öffentliche Statements zu gesellschaftlich relevanten Problemen. Bei ihrem gestrigen Beitrag auf ProSieben ließen sie einen Flüchtling aus Moria über die inhumanen Zustände, vor Ort berichten.
Wien, 17. September 2020 | Nachdem Joko und Klaas in der Show „Joko und Klaas gegen ProSieben“ den Sieg zum 8. Mal für sich entscheiden konnten, wurde ihnen von ihrem Arbeitgeber 15 Minuten Extra-Sendezeit zur Verfügung gestellt. Sie nutzten die gewonnene Zeit wie bereits mehrere Male zuvor, um den Menschen, die gehört werden müssen, eine Stimme zu geben. Daher kam bei dem gestrigen Beitrag ein afghanischer Flüchtling (21 J.), der sich seit 9 Monaten in Moria befindet, zu Wort. Betitelt wird die Kurzdokumentation mit „A Short Story of Moria“. Der Protagonist, der stellvertretend für alle Flüchtlinge im Lager Moria spricht, ist Milad Ebrahimi.
„Bitte nicht mit Kindern schauen“
Das Flüchtlingsthema ist den beiden Entertainern ein besonders großes Anliegen, wie sie bereits mit ihrem ersten Video zum Thema Rettungsschiffe auf dem Mittelmeer bewiesen haben. Die Idee ein Video über Moria zu machen, kam Joko und Klaas bereits vor einem Monat. Sie setzten sich mit Bewohnern und Hilfsorganisationen vor Ort in Kontakt und sammelten Berichte zu den dort herrschenden Zuständen. Nach dem verheerenden Feuer verschlechterte sich die Situation drastisch, wie auch in dem Video zu sehen ist.
Bereits zu Beginn raten Joko und Klaas davon ab das Video mit Kindern zu schauen, da es am „Rande des Erträglichen“ sei. Der Hintergedanke bei der Thematisierung Morias sei nicht die fehlende mediale Aufmerksamkeit, so Joko Winterscheidt: „Wir wollen, dass künftig jeder weiß, welche Zustände mitten in Europa existieren. Nur zwei Flugstunden entfernt.”
Lob und Kritik
Zahlreiche Medienvertreter und Zuschauer reagierten in sozialen Netzwerken mit tiefer Betroffenheit und sprachen den Machern großes Lob aus. Darunter auch der eigene Sender und Arbeitgeber:
Manchmal gibt es keine Worte. Daher einfach ein Danke an euch, lieber @officiallyjoko, lieber @damitdasklaas. #JKlive
— ProSieben (@ProSieben) September 16, 2020
Ein Bild-Journalist schrieb dazu: „Meine Frau und ich saßen gerade auf der Couch und haben geweint. In jedem schreienden Kind haben wir unser eigenes gesehen. Es ist schrecklich! Und ich fühle mich hilflos, während ich das schreibe.“
Andererseits kam es bei einigen Zuschauern zu Kritik und teilweise Diskussionen. ProSieben konterte:
Wir finden es gut, dass in diesem Land jeder seine Meinung sagen darf. Selbst Sie. Sie dürfen sogar öffentlich lügen. Lügen Sie gerne weiter. Aber beleidigen Sie bitte weder uns noch andere. https://t.co/AW5OCXgGXU
— ProSieben (@ProSieben) September 17, 2020
Wissen Sie, was Sie da sagen? Es sind nicht Personen. Es sind Menschen. Menschen, deren notdürftige Unterkünfte abgebrannt sind. Es sind Menschen, die Angst um ihr Leben habe. https://t.co/NOXo2soPYx
— ProSieben (@ProSieben) September 17, 2020
Halbe Million an Spenden gesammelt
Das Video bewirkte, dass sich mehrere Menschen an der Spendenaktion von Klaas Heufer-Umlauf und Jan Böhmermann für die Seenotrettung beteiligten. Binnen 24 Stunden kam eine Summe von über 530.000€ zusammen. Heute Abend veröffentlicht auch der Fernsehsender WDR eine Dokumentation über eine Flüchtlingsfamilie in Moria. Obwohl ProSieben im Vorfeld ankündigte, das 15-minütige Programm der beiden Entertainer nur einmalig zur Verfügung zu stellen, hat man aufgrund der Wichtigkeit des Themas die Meinung geändert. Das Video gibt es hier zu sehen:
(nb)
Titelbild: APA Picturedesk