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Die gefährlichste Luft der Welt – Rauch aus Kalifornien drängt bis nach Norwegen vor

Rauch aus Kalifornien drängt bis nach Norwegen vor

Wer sich in manchen Regionen Kaliforniens zu lange draußen aufhält, muss mit schwerwiegenden Gesundheitsschäden rechnen. Die Luftqualität wird teilweise als „gefährlich“ eingestuft. Nirgendwo auf der Welt ist das Atmen so giftig wie dort. Die Ursache sind die schwersten Waldbrände, die das Land je verzeichnet hat – der Rauch hat mittlerweile den Süden Norwegens erreicht.

 

Wien, 21. September 2020 | Aufgrund des Klimawandels und der Landbewirtschaftungspraktiken wirken sich die Brände auch massiv auf Menschen aus, die weit entfernt von den tatsächlichen Flammen sind. Massive Rauchwolken haben fast den gesamten westliche Rand der Vereinigten Staaten bedeckt. Sie sind in den vergangenen Tagen in die Nachbarstaaten Nevada und Arizona gelangt und haben die Luftqualität stark verringert. Heute Morgen haben sie sogar Norwegen erreicht.

Der Dunst entlang der Westküste hat in der vergangenen Woche die am stärksten verschmutzte Luft der Welt erzeugt und Millionen von Bewohnern in Innenräume gezwungen. In der Bay Area gab es einen Rekord an Tagen mit gefährlich hoher Luftverschmutzung. Den Bewohnern wurde geraten, fast einen Monat lang keine zusätzliche Umweltverschmutzung zu verursachen. Luftfilter und Luftreiniger sind größtenteils ausverkauft. bewohner haben Handtücher um ihre Türrahmen und Fenster gelegt. Das Gehen ins Freie ist selbst für gesunde Lungen gefährlich, Sport treiben kommt nicht in Frage. Das berichtet die Washington Post.

Rauch aus Kaliforniern erreicht Europa

Wie der Atmosphärenüberwachungsdienst der Europäischen Kommission (CAMS) berichtet, sei der Rauch bereits bis nach Süd-Norwegen vorgedrungen.

Laut Mark Parrington, einem leitenden Wissenschaftler am CAMS, wird der Rauch voraussichtlich auch in Island, Schweden und Finnland ankommen. Schottland werde voraussichtlich ebenfalls betroffen sein.

“Die Tatsache, dass diese Brände so viel Verschmutzung in die Atmosphäre abgeben, dass wir immer noch dichten Rauch in mehr als 8000 Kilometern Entfernung sehen können, zeigt, wie verheerend sie in ihrer Größe und Dauer waren”,

so Parrington.

Auf Twitter teilten die Menschen aus Norwegen bereits erste Fotos des Rauchs in Norwegen:

Ein Leben, das einem post-apokalyptischen Film ähnelt

Neben dem Coronavirus gehört der Rauch und die giftige Luft zu den täglichen Gesprächen in Kalifornien. Tom Schulte* lebt in der kalifornischen Stadt Berkley und arbeitet am „Berkely Lab“ als Ingenieur für erneuerbare Energien. Er schildert ZackZack in einem Interview die Lage vor Ort:

ZZ: Stimmt es, dass die Sonne in Kalifornien immer noch nicht zu sehen ist?

Schulte: Als ich um acht in der Früh aufgewacht bin, dachte ich, dass etwas mit der Uhrzeit nicht stimmt, weil es immer noch stockfinster war. Die Straßenlaternen waren noch bis um 11 Uhr vormittags an, weil es einfach nicht hell wurde. Jeder sitzt nur drinnen, eigentlich hat jeder mittlerweile einen Luftfilter bei sich zuhause.

ZZ: Wie erfahren Sie, wie gut oder schlecht die Luftqualität bei Ihnen ist?

Schulte: Es gehört mittlerweile seit einigen Wochen zur Routine, dass man morgens nach dem Aufwachen erstmal die Luftqualität checkt. Die kann man auf der Internetseite der Umweltschutzbehörde „AirNow“ prüfen. Hoch im Kurs sind auch Gespräche über die Größe der Feuer, die neuesten Eindämmungsraten oder welches Feuer jetzt wieder ausgebrochen ist.

ZZ: Wie gefährlich ist es, raus zu gehen?

Schulte: Es gibt Orte, da sollte man sicher nicht das Haus verlassen. Das schlimme ist, dass man die feinen Partikel, die sich in der Luft befinden, nicht spürt oder riechen kann. Sie werden eingeatmet und setzen sich in der Lunge fest.

Dann sind die Coronavirus-Fallzahlen immer noch so hoch, dass man kann im Prinzip nichts anderes tun kann als zuhause bleiben und zu hoffen, dass es bald besser wird.

ZZ: Und die eigentlichen Feuer?

Schulte: Die Region in Oregon, wo ich vor sechs Wochen im Urlaub war, ist zu großen Teilen abgebrannt, das Airbnb wo wir gewohnt haben, liegt in einer Evakuierungszone. Orte, wo man im letzten Jahr noch wandern oder zelten war, sind abgebrannt und es wird Jahrzehnte dauern, bis der Wald wieder nachwächst und sich komplett davon erholt hat.

Schulte sendete ZackZack Einblicke aus seinem Wohnort. Die Fotos wurden mitten am Tag in Berkely aufgenommen:

Fotos: Tom Schulte

Trump sieht Lösung der Waldbrände im „Waldaufräumen“

Der ehemaliger Stabschef des Weißen Hauses, Mick Mulvaney, betont in Medienberichten, dass der Präsident der Vereinigten Staaten Donald Trump kein Geld mehr für den Klimaschutz ausgibt. Das werde als „Geldverschwendung“ betrachtet, so Mulvaney. Zudem sieht Trump keine Bedrohung durch Klimawandels, der Wald hätte einfach mal “sauber” gemacht werden können:

„Es ist kein Erderwärmungs-Ding, sondern ist eine Management-Situation. Man muss einfach den Wald aufräumen, dann gibt es keine Waldbrände. Versucht doch mal den Boden der Wälder sauber zu machen“,

so Donald Trump.

Die Freisetzung der Partikel im Rauch kann zu unmittelbaren Problemen wie Kopfschmerzen, Husten und Keuchen führen. Mindestens 33 Menschen sind an den Folgen gestorben. Da an der Westküste weiterhin rekordverdächtige Waldbrände herrschen, sind die Zahlen immer noch schwer nachzuvollziehen.

(jz)

Titelbild: APA Picturedesk

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