Donnerstag, März 28, 2024

Ein Fünftel mehr häusliche Gewalt – Für Raab und Nehammer nur „leichter Anstieg“

Für Raab und Nehammer nur „leichter Anstieg“

Die Zahl der Annäherungs- und Betretungsverbote wegen häuslicher Gewalt stieg während des Lockdowns von 886 im Februar auf 1.081 im April. Der Anstieg von 22 Prozent sei für die Frauenministerin Raab und Innenminister Nehammer (beide ÖVP) jedoch nur ein „leichter Anstieg“. Kritik an den beiden kommt von der SPÖ.

Wien, 21. September 2020| Die Coronakrise hat in Österreich aus Sicht von Innenminister Karl Nehammer und Frauenministerin Susanne Raab zu keinem signifikanten Anstieg bei häuslicher Gewalt geführt. Zu diesem Schluss sind die beiden am Montag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Wien gekommen.

Die Zahlen sagen aber etwas anderes. 886 Mal wurden im vergangenen Februar in Österreich Annäherungs- und Betretungsverbote gegen Gewalttäter verhängt. Im März waren es bereits 972, im Lockdown-Monat April erhöhten sich die Fallzahlen dann auf 1.081 – deutlich unter dem Wert, der zu befürchten war, wie Raab betonte. Im Juli waren es 1.085 Fälle, im August 1.055, im September bisher 507. Raab sprach von einem “leichten Anstieg”, wobei “jeder Gewaltakt einer zu viel ist und in unserer Gesellschaft keinen Platz hat”. Insgesamt sei man hinsichtlich häuslicher Gewalt aber “gut durch die Krise gekommen”, sagte die Frauenministerin.

38 Prozent mehr Anrufe

Dazu hätten die ausgebaute 24 Stunden-Frauen-Helpline, verstärkte Online-Beratungen und eine eigens geschaffene Informationskampagne beigetragen, meinte Raab. Die Helpline habe seit März um 38 Prozent mehr Anrufe erhalten. Für den Herbst haben das Innen- und das Frauenministerium einen Gewaltschutz-Gipfel geplant. Man müsse nämlich “wachsam sein”, warnte Raab: “Im Herbst verlagert sich das Leben mehr ins Innere.” Das bedeute ein erhöhtes Risiko.

SPÖ-Heinisch-Hosek kritisiert Raab und Nehammer

SPÖ-Frauenvorsitzende und -Frauensprecherin Gabriele Heinisch-Hosek warf Nehammer und Raab vor, die Gefahrenlage für Frauen zu bagatellisieren. Die beiden würden den Eindruck vermitteln, “das Problem sei nicht so akut wie angenommen. Das ist alarmierend”, meinte Heinisch-Hosek in einer Presseaussendung. Sie verlangte einen verstärkten Dialog mit den Experten im Gewaltschutzbereich und ein Soforthilfepaket von fünf Millionen Euro für die Betroffenen. Weiters trat Heinisch-Hosek ein Mal mehr für Hochrisiko-Fallkonferenzen ein, die hoch gefährliche Fälle analysieren und beraten sollten.

(apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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