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Straches Mann für dubioses Geld – Wäscherei Fichtenbauer

Straches Mann für dubioses Geld

Heinz Christian Strache bezahlt am liebsten bar – auch große Beträge. Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass Straches Millionen in der Kanzlei von Ex-Volksanwalt Peter Fichtenbauer eingesammelt und verteilt wurden. Fichtenbauer war FPÖ-Abgeordneter, ORF-Stiftungsrat, Volksanwalt und Rechtsanwalt. Für seinen Chef HC Strache war er der Mann für die Geldrucksäcke. Jetzt ist Fichtenbauer Beschuldigter. Und: Er ist abgetaucht.

Wien, 21. September 2020 | Wer Peter Fichtenbauer erreichen will, hat es schwer. Der Ex-Abgeordnete und Ex-Volksanwalt hat sich aus dem Anwaltsregister streichen lassen. Bei Anrufen hebt er nicht ab. Aber warum taucht Fichtenbauer ab?

Beschuldigter Fichtenbauer

Am 6. Dezember 2019 erhält der frühere FPÖ-Abgeordnete und Volksanwalt, Peter Fichtenbauer, einen Brief im blauen Kuvert:

Der freiheitliche Rechtsanwalt Peter Fichtenbauer ist Beschuldigter. Gemeinsam sollen Fichtebauer, Ex-FPÖ-Abgeordneter Thomas Schellenbacher und Ex-Parteichef HC Strache mehrere Millionen Euro, die ukrainische Oligarchen in die FPÖ „investieren“ wollten, eingesteckt haben.

Das Bundeskriminalamt hält am 25. September 2019 fest:

Straches Basar, in dem Nationalratsmandate und EU-Mandate gegen Bargeld vergeben wurden, war in der FPÖ bekannt. Als die stellvertretende FPÖ-Klubobfrau Dagmar Belakowitsch-Jenewein am 21. September 2019 in eine Telefonüberwachung gerät, kommt sie auf die zehn Millionen Euro, die ukrainische Oligarchen für ein Nationalratsmandat der FPÖ bezahlt haben. Sie habe damit nichts zu tun, denn: „Da hängen andere drin!“

Auf ZackZack-Nachfrage, wer „die anderen, die drinhängen“ seien, ist ihre Antwort eindeutig: „Fichtenbauer“.

Jeder brauchte das Geld für ganz spezielle Zwecke: Schellenbacher will, wie Zeugen berichten, ein bekanntes Wiener Bordell kaufen, Strache braucht Bargeld für seinen extravaganten Lebensstil und Fichtenbauer, weil er tief im Konkurs der Trigon-Bank steckte. Darüber berichtet das Bundeskriminalamt der Staatsanwaltschaft Wien am 25. September 2019:

Strache transportiert das Geld aus dem Mandatsverkäufen im Rucksack und zwischendurch in der Sporttasche. Aber die Millionen haben immer wieder eine Zwischenstation: die Kanzlei Fichtenbauer.

„Warum so teuer?“ Beim Team Stronach billiger

Ernst N. hat mit seiner Anzeige die Affäre „Mandatskauf Schellenbacher“ ins Rollen gebracht. Er legt der WKStA ein Protokoll eines Telefonats zwischen Schellenbacher, Fichtenbauer und ihm selbst vor.

Darin beklagt sich Schellenbacher über den hohen Preis für sein Mandat: „Warum so viel? Ich habe mit ÖVP und Team Stronach verhandelt. Beim Team Stronach hätte ich das für 400.000 Euro bekommen.“

Fichtenbauer erklärt: „Herr Schellenbacher, Sie müssen das im Gesamten sehen. Sie investieren in die ganze Partei (…). Wenn Sie was brauchen können wir auf alle Ressourcen der Partei zurückgreifen, Sie haben die ganze Partei hinter sich.“

Schellenbacher ist damit zufrieden und fragt: „Wie soll das laufen?“

Fichtenbauer: „Bar im Koffer… in meiner Kanzlei.“

Der saudische Prinz und die Hypo

Szenenwechsel: Als sich die Abwickler der Hypo Alpe Adria in der Zentrale der Bank durch die Unterlagen arbeiten, finden sie einen Aktenvermerk – und erstatten am 26. Oktober 2010 Anzeige wegen des Verdachts der Geldwäsche.

Wieder geht es um Fichtenbauer und Koffer voller Geld. Im Sommer 2004 hat der saudische Prinz Khaled 300 Millionen Dollar in Koffer verpackt. Sein Ziel heißt Wien. Dort wartet Hypo-Chef Kulterer gemeinsam mit Rechtsanwalt Fichtenbauer auf die Saudi-Millionen. Ihre Aufgabe ist klar: Sie sollen 300 Millionen Dollar unauffällig in das europäische Bankensystem einspeisen. Für ein Honorar von 1,8 Millionen Dollar sind sie dazu bereit.

Wenige Tage später ist klar: Der Termin findet nicht statt. Dem saudischen Prinzen ist Österreich zu unsicher. Er nimmt seine Koffer und fliegt nach London.

Wieder hat Peter Fichtenbauer seine guten Dienste angeboten. Aber aus dem Geschäft ist nichts geworden.

Fichtenbauer und Strache

Ab und zu sieht man jetzt den Ex-Abgeordneten, Ex-Volksanwalt und Ex-Rechtsanwalt Peter Fichtenbauer durch die Wiener Innenstadt spazieren. Aber seine Spur führt nach wie vor zu Strache und in die FPÖ.

Bis heute hat Strache nicht erklärt, warum er Spenden für FPÖ-Mandate und andere freiheitliche Dienstleistungen durch die Kanzlei Fichtenbauer schleusen ließ. Und bis heute hat er nicht erklärt, wie viel Geld durch Fichtenbauers Kanzlei geflossen ist.

Aber vielleicht hat auch das einen einfachen Grund: Am selben Tag wie Fichtenbauer erhielt auch HC Strache einen Brief von der WKStA. Auch er ist seit dem 6. Dezember 2019 Beschuldigter im Strafverfahren rund um den Kauf des Mandats des FPÖ-Abgeordneten Schellenbacher.

Für die Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

(red)

Titelbild: APA Picturedesk

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