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750 Millionen Menschen hatten Virus – WHO-Schätzung

WHO-Schätzung

Jüngste Schätzungen rechnen mit 750 Millionen Menschen, die einer Corona-Infektion ausgesetzt waren. Doch die WHO gibt keine Entwarnung. Kritisiert werden die fehlende globale Anstrengung im Umgang mit dem neuartigen Virus, ebenso die mangelnde politische Kooperation bei Impfungen. Viele Länder stehen derweil vor neuen Ausgangssperren.

Wien, 05. Oktober 2020 | Die WHO schätzt, dass sich 750 Millionen Menschen mit Corona infiziert haben könnten. Das sagte der irische WHO-Epidemiologe Mike Ryan letzte Woche. Fast zehn Prozent der Weltbevölkerung könnten sich also das Virus geholt haben, das sei aktuell die „beste Schätzung“.

Keine Entwarnung

Diese Schätzung würde sich ergeben, wenn Antikörperstudien sowie die aktuelle Infektionsrate in Relation gesetzt werden. Offiziell sind über 35 Millionen Menschen positiv auf Corona getestet worden, etwas mehr als 1 Million Menschen sind an oder mit Corona oder der dadurch erzeugten Covid-19-Erkrankung verstorben.

Der WHO-Epidemiologe gibt aber keinesfalls Entwarnung.

„Unsere Sorge sind die restlichen über 6 Milliarden Menschen“,

so Ryan.

Ryan kritisierte die fehlende globale Anstrengung im Umgang mit dem neuartigen Virus, ebenso die fehlende politische Kooperation bei Impfungen. Allerdings lobte er Afrika, das von gröberen gesundheitlichen Auswirkungen verschont wurde.

Die politischen Maßnahmen wird Afrika jedoch besonders schlimm zu spüren bekommen. Rund 500 Millionen Menschen werden zusätzlich in die Armut rutschen, viele davon aus Afrika (ZackZack berichtete).

Auch der „Economist“ veröffentlichte wenige Tage vor der Stellungnahme von Mike Ryan umfassende Schätzungen. Diese rechnen mit 500 bis 750 Millionen Menschen, die dem Virus ausgesetzt sind oder waren. Auch die Todeszahlen werden hier hochgerechnet. Diese könnten in Wahrheit bei 1,5 bis 2 Millionen liegen.

Frage der Fallsterblichkeit

Diese Schätzungen bringen wieder Bewegung in die Frage um die sogenannte Letalität (Fallsterblichkeit). Hier unterscheiden sich die Expertenmeinungen weiterhin. Vor einigen Wochen rechnete AGES-Epidemiologe Franz Allerberger im „ZIB2“ Studio mit etwa 0,25 %, der „Economist“ ließ Experten anhand der umfassenden Hochrechnungen die Letalität auf 0,4 % schätzen. Das schätzte auch die US-Gesundheitsbehörde CDC Anfang Juni für die USA.

Die USA sind durch das schlecht finanzierte öffentliche Gesundheitssystem und einer weitverbreiteten Adipositas-Pandemie besonders anfällig für das Virus. Bei Amerikanern über 70 Jahre rechnet die CDC aktuell mit einer hohen, 5-prozentigen Fallsterblichkeit, bei Menschen im Alter von 50-69 kalkuliert man mit einer Letalität von 0,5 Prozent. Unter 50 Jahre rechnet die CDC mit Stand September eine Fallsterblichkeit von unter 0,01 Prozent.

Einschränkungen zurück, WHO: “Höllenritt”

Politisch wird, nach zwischenzeitlichen Lockerungen, wieder die Seuchenbekämpfung ausgerufen. Nachdem sich Israel als erstes Land in eine zweite Ausgangssperre (sogenannter „Lockdown“) versetzt hat, sind die Einschnitte nun auch wieder in Europa angekommen: Madrid steht unter Quarantäne, Moskau verordnete von allen Unternehmern, ein Drittel der Belegschaft ins Home-Office zu schicken. Herbstferien wurden zudem verlängert. Italien plant offenbar eine umfassende Maskenpflicht im Freien, wo diese noch nicht besteht, und Paris erhielt am Wochenende die „höchste Corona-Alarmstufe“.

In Tschechien erließ man den Notstand, weshalb die Regierung nun Grundrechte wie Versammlungsfreiheit beschränken darf. Auch in der Slowakei wurde letzte Woche der Ausnahmezustand erlassen.

Mike Ryan, der WHO-Epidemiologe, kündigte übrigens an, dass die Welt in den nächsten acht oder neun Monaten „one hell of a ride“ – einen “Höllenritt”- erleben werde.

(ot)

Titelbild: APA Picturedesk

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