Samstag, April 20, 2024

Große ZackZack-Analyse – Wie schlugen sich die Parteien auf Facebook?

Wie schlugen sich die Parteien auf Facebook?

Facebook-Werbung gehört mittlerweile zum A und O der Wahlkampagnen. Wer gibt am meisten aus? Wer erreicht wie viele Leute? ZackZack hat den Facebook-Auftritt aller Parteien genauestens unter die Lupe genommen.

 

Wien, 07. Oktober 2020 | Neun Parteien treten zur Wien-Wahl an. Ein wichtiger Faktor für die Parteien, gerade in Zeiten der Corona-Pandemie, sind die sozialen Netzwerke. Wohl auch wegen des geminderten physischen Kontakts in der Wahlkampfzeit, pumpten die Parteien ordentlich Steuergeld in Facebook-Werbung. Manche mit mehr, andere mit eher mäßigem Erfolg.

GRÜNE – Viel Geld für junge Stimmen

Platz 1 bei Ausgaben

Platz 4 bei Fans (47.000)

Platz 3 bei Interaktionen

Spitzenreiter bei den Ausgaben sind die Grünen um Spitzenkandidatin Birgit Hebein. Insgesamt gaben die Facebook-Seiten der Vize-Bürgermeisterin und der grünen Wien-Partei 154.330 Euro innerhalb der vergangenen 90 Tage aus. Fokus der grünen Werbeeinschaltungen war vor allem die Zielgruppe 25 bis 34. Die größte Werbeanzeige, für die bis zu 20.000 Euro ausgegeben wurde, wurde speziell auf diese Zielgruppe gerichtet. Werbung für über 55-Jährige sucht man bei den Grünen hingegen länger. Bei den Interaktionen – also der Kombination aus Kommentaren, geteilten Inhalten und Likes in den letzten sieben Tagen – liegen die Grünen auf Rang 3.

Eine typische Werbeschaltung der Grünen. Große Zielgruppe: die Jungen. Grafik ZackZack/bf.

ÖVP – Wahlkarte und Blümel-Fixierung

Platz 2 bei Ausgaben

Platz 3 bei Fans (50.000)

Platz 5 bei Interaktionen

Der ÖVP-Facebook-Wahlkampf ist auf eine Person ausgerichtet: Spitzenkandidat Gernot Blümel. Mit dem Kanal des Finanzministers hat man ein Zugpferd. Aber die Seite der Volkspartei Wien liegt, gemessen an Fans, abgeschlagen am Ende aller antretenden Parteien. Der Großteil der 80.000 investierten Euros wurde in den Blümel-Kanal gepumpt.

Auffallend ist der überproportionale Versuch, junge Männer zu erreichen. Mitgrund könnten die von der FPÖ abgekupferten Themen sein, die traditionell in dieser Zielgruppe beliebt ist. Ebenfalls ins Auge sticht die massive Investition in die Bewerbung der Wahlkarte. Die ÖVP Wien produzierte zudem mehrere Videos, um Wähler zur Briefwahl zu animieren. Bei den Interaktionen in der finalen Wahlkampfwoche hinkt der türkise Spitzenkandidat allerdings der Konkurrenz hinterher. Hier liegt man nur auf Platz 5 von 9. Ein unfreiwilliges Interaktionshoch dürfte man in diesem Wahlkampf allerdings bereits erlebt haben – nachdem Blümels Social Media-Team einen kritischen Post von Schriftsteller Robert Menasse gelöscht hatte. Es folgte ein regelrechter Shitstorm.

NEOS – Kampf gegen die Unbekanntheit

Platz 3 bei Ausgaben

Platz 8 bei Fans (20.000)

Platz 7 bei Interaktionen

Die NEOS Wien hatten einen denkbar schweren Start in den Wien-Wahlkampf. Sowohl die Facebook-Seite des Spitzenkandidaten Christoph Wiederkehr, als auch die Landesseite hinkten den anderen Kandidaten in Bezug auf Facebook-Fans hinterher. So liegt man trotz leichter Aufholjagd nur auf dem vorletzten Platz, jedoch besitzt man mit der Bundespartei-Seite (fast 90.000 Fans) eine schlagkräftige Unterstützung in der Hinterhand.

Bei den Ausgaben mischt man indes bei den Spitzenreitern mit. Mit 74.000 Euro in den letzten 90 Tagen liegt man nur knapp hinter der ÖVP auf Platz 3. Besonderer Fokus liegt auf der Bewerbung von Videos des Spitzenkandidaten. Besondere Beliebtheit erfuhr die Videoserie “Liebesg’schichten und Parteisachen”, in Anlehnung an die ORF-Sendung Liebesgschichten und Heiratssachen. Lieblingszielgruppe der NEOS ist das Alterssegment 25 bis 34, genau wie bei den Grünen.

https://www.facebook.com/NEOS.Wien/videos/3576578435693955

Die Facebook-Werbeausgaben der letzten 90 Tage. Grafik ZackZack/bf.

FPÖ – Interaktionskaiser Nepp

Platz 4 bei Ausgaben

Platz 2 bei Fans (112.000)

Platz 1 bei Interaktionen

Weit in Führung bei den Interaktionen liegt die FPÖ und ihr Wien-Chef Dominik Nepp. Von den insgesamt 68.000 Euro, die in den FPÖ-Facebook-Wahlkampf investiert wurden, wanderten satte 66.000 Euro in die Nepp-Seite.

Bei der FPÖ keine Seltenheit, liegt ein besonderer Fokus der Partei auf einer möglichst großen Reichweite für die Personen an der Parteispitze. Auffallend an Nepps Facebook-Bewerbungen ist, dass Werbungen im Vergleich zu anderen Parteien zu einem großen Teil auf Frauen geschaltet werden.

SPÖ – Der Alltag des Bürgermeisters zieht

Platz 5 bei Ausgaben

Platz 1 bei Fans (114.000)

Platz 2 bei Interaktionen

Die SPÖ hat mit 114.000 Fans auf dem Wien-Kanal der Partei und dem des Bürgermeisters Michael Ludwig die meisten Fans von allen. Auch deswegen musste man wohl am wenigsten von den großen Parteien investieren, um Reichweite zu generieren. Beiträge des Bürgermeisters widmen sich vor allem dem Alltag des SPÖ-Spitzenkandidaten. Für besonders viel Interaktionen sorgte sein Arbeitstag bei der MA 48. Bei den Usern kommt das gut an: Platz zwei bei den Interaktionenin den letzten sieben Tagen.

https://www.facebook.com/MichaelLudwig.at/posts/1644729555704598

Team HC – Trotz Accountverlust im Interaktionsrennen

Platz 6 bei Ausgaben

Platz 7 bei Fans (23.000)

Platz 4 bei Interaktionen

Hätte Heinz-Christian Strache noch seinen ehemaligen Facebook-Account, der rund 800.000 Fans hatte, wäre er wohl unangefochten an der Spitze. Nachdem die FPÖ ihn allerdings von diesem befreite, muss sich der THC-Spitzenkandidat mit rund 23.000 auf den einschlägigen THC-Kanälen begnügen. Interaktionsfreudig sind seine Fans hingegen schon. Mit 5.600 an der Zahl schafft es der ehemalige Vizekanzler, die viertmeisten Interaktionen zu generieren. Ob alle diese Interaktionen positiv sind, sei einmal dahingestellt: der Wahlkampfsong des Spitzenkandidaten und sein “Zombie-Video” sorgten jedenfalls für Aufregung und Belustigung.

Die Interaktionen der letzten sieben Tage. Grafik ZackZack/bf.

LINKS – Mit Aktionismus zur Aufmerksamkeit

Platz 7 bei Ausgabe

Platz 9 bei Fans (8.000)

Platz 8 bei Interaktionen

LINKS hat mit der kleinsten Facebook-Seite (8.000 Fans) einen schweren Stand. Trotz minimaler Ausgaben schlug man sich in der finalen Wahlkampfwoche wacker. Mit aktionistischen Posts vor Unternehmenszentralen, die in den vergangenen Wochen massenhaft Kündigungen durchgeführt hatten, sorgte man auch ohne großes Budget für Interaktionen. Manko der Kleinpartei: die Spitzenkandidatin Anna Svec besitzt keine große Facebookseite.

SÖZ – Kleines Budget – passable Reichweite

Platz 8 bei Ausgaben

Platz 6 bei Fans (33.000)

Platz 9 bei Interaktionen

Mit dem Kanal der Spitzenkandidatin Martha Bissmann besitzt man über eine im Vergleich zu anderen Parteien große Facebookseite. Bissmann hat mit 22.000 Fans allein mehr als die Seite des NEOS-Spitzenkandidaten Wiederkehr und der NEOS-Landesseite zusammen. Kein Wunder: sie war auch Nationalratsabgeordnete, oft mit schrillen Auftritten. Bei den Interaktionen liegt man zwar auf dem letzten Platz in den vergangenen sieben Tagen, allerdings investierte man insgesamt im Wahlkampf nur 1.700 Euro.

Bierpartei – Es geht auch ohne Kohle

Platz 9 bei Ausgaben

Platz 5 bei Fans (46.000)

Platz 6 bei Interaktionen

Große Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken erlangte der Bierpartei-Spitzenkandidat Marco Pogo. Mit weniger als 100 investierten Euros lag er lange an der Spitze der Interaktionen. Besonders durch die ausgefallenen Wahlkampfvideos erreichte die Bierpartei massenhaft Reichweite. Ein Beweis, dass Geld nicht immer regiert.

https://www.facebook.com/mutzurdichtheit/videos/3118033758308486

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

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