Mittwoch, April 24, 2024

Steuer-Razzia bei Deutschem Fußball-Bund

Sechs Verantwortliche des DFB werden verdächtigt, Steuern in Höhe von 4,7 Millionen Euro hinterzogen zu haben. Es geht um Einnahmen aus der Bandenwerbung.

Wien/Frankfurt am Main, 07. Oktober 2020 | Wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in besonders schweren Fällen hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main am Mittwoch die Geschäftsräume des Deutschen Fußball-Bundes sowie Privatwohnungen von DFB-Verantwortlichen durchsucht. An den Durchsuchungen waren in Hessen, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz insgesamt rund 200 Beamte beteiligt, wie die Staatsanwaltschaft Frankfurt mitteilte.

DFB wollte Steuervorteil nutzen

Bei der Hinterziehung gehe es um Einnahmen aus der Bandenwerbung von Heimländerspielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft aus den Jahren 2014 und 2015.

“Die wegen des Verdachts der fremdnützigen Hinterziehung von Körperschafts- und Gewerbesteuern in besonders schweren Fällen geführten Ermittlungen richten sich gegen sechs ehemalige bzw. gegenwärtige Verantwortliche des DFB“,
teilte die Staatsanwaltschaft mit.
“Ihnen wird zur Last gelegt, Einnahmen aus der Bandenwerbung von Heimländerspielen der Fußball-Nationalmannschaft aus den Jahren 2014 und 2015 bewusst unrichtig als Einnahmen aus der Vermögensverwaltung erklärt zu haben.”
Damit sei der DFB einer Besteuerung in Höhe von etwa 4,7 Millionen Euro entgangen.

Namen der Verdächtigen nannte die Behörde nicht. Präsident des größten Sportfachverbandes der Welt war damals Wolfgang Niersbach, der wegen des immer noch nicht restlos aufgeklärten “Sommermärchen”-Skandals um die WM 2006 dann zurücktrat.

“Nach den bisherigen Ermittlungen besteht der Verdacht, dass die Beschuldigten von dieser steuerlichen Unrichtigkeit wussten, sie aber bewusst wählten, um dem DFB hierdurch einen Steuervorteil von großem Ausmaß zu ermöglichen”,

erklärte Oberstaatsanwältin Nadja Niesen in der Pressemitteilung.

Vorwürfe gegen Firma “Infront”

Der DFB und seine langjährige Vermarktungs-Agentur Infront hatten kürzlich ihre Zusammenarbeit nach fast 40 Jahren “einvernehmlich” beendet. Begründet wurde dies mit Ergebnissen einer Untersuchung des Beratungsunternehmens Esecon. Darin waren Vorwürfe gegen Infront erhoben worden. Infront hatte diese zurückgewiesen und die Kündigung durch den DFB nicht anerkannt.

Die Agentur hatte bis 2018 den Auftrag, Bandenwerbepartner für Spiele der Nationalelf zu beschaffen. Laut dem Ermittlungsbericht von Esecon habe die Firma 2013 vom DFB den Zuschlag für das Geschäft erhalten, obwohl ein Konkurrent bis zu 18 Millionen Euro mehr geboten habe.

Von der Kreisklasse bis zur Nationalmannschaft: der DFB ist die höchste Instanz im deutschen Fußball. Sieben Millionen Mitglieder machen ihn zum größten Sportverband der Welt. Seit der Affäre um die mutmaßlich gekaufte WM 2006 erntet der Verband jedoch einiges an scharfer Kritik – und zwar nicht nur auf sportlicher Ebene.

(apa/jz)

Titelbild: APA Picturedesk

Redaktion
Redaktion
Die ZackZack Redaktion
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

Jetzt: Polizeiäffäre "Pilnacek"

Denn: ZackZack bist auch DU!