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“Teil-Lockdown” in den Niederlanden – Bewohner sind verwirrt

Bewohner sind verwirrt

Angesichts massiv steigender Corona-Neuinfektionen spricht der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte von einer “alarmierenden” Lage. Die Regierung ordnet Einschränkungen an und versetzt das Land damit nicht nur in einen “teilweisen” Lockdown, sondern auch in große Panik.

Wien/Den Haag, 15. Oktober 2020 | Die Niederlande haben die Corona-Maßnahmen drastisch verschärft. Ministerpräsident Mark Rutte kündigte am Dienstag in Den Haag einen “Teil-Lockdown” an. Wer wieder als erstes die Türen verriegeln muss: Beiseln, Cafés und Restaurants.

Was ist mit “Teil-Lockdown” gemeint?

Im Grunde dürfen die Menschen weiterhin ihrem Alltag nachgehen. Dennoch müssen gastronomische Betriebe im ganzen Land wieder schließen. Der Verkauf von Alkohol wird ab 20.00 Uhr verboten. Damit wolle die Regierung “spontanen Treffen bei Freunden” entgegensteuern, wie “Oe1” berichtete. Zusätzlich dürfen die Bürger nur noch maximal drei Gäste pro Tag in ihren Wohnungen empfangen und “sollen Bus und Bahn nur noch in dringenden Fällen” nutzen.

“Ab 20 Uhr kein Alkoholverkauf”, Kiosk in Amsterdam / Foto: APA

Das ist zwar kein vollständiger Lockdown, die Niederländer sind aber offensichtlich verwirrt:

“Ich verstehe nicht genau, was der Sinn hinter diesen Maßnahmen ist und was sie genau bringen sollen. Ich glaube nicht, dass das Verkaufsverbot von Alkohol ab 20 Uhr dazu beiträgt, die Pandemie einzudämmen”,

so Maarten Janssen aus Den Haag gegenüber ZackZack.

Janssens Meinung nach haben die Maßnahmen viel mit der Rolle zu tun, die die Regierung einzunehmen versuche. Es werde zwar nicht viel verboten, aber von vielem dringend abgeraten. Dadurch sei nicht ganz klar, wie die Menschen sich verhalten sollten:

“Die allgemeine Haltung des Premierministers scheint zu lauten: “Ich bin hier der Chef, aber wir sind alle erwachsene, verantwortungsbewusste Menschen”. Es werden Maßnahmen verhängt, die jedoch keine Wirkung haben. Das spielt sich dann deutlich in der aktuellen Situation der Krankenhäuser wieder.”

Die Regierung versuche laut Janssen, Maßnahmen zu erzwingen, anstatt die Verantwortung zu übernehmen.

Amsterdam und Rotterdam besonders betroffen

Durch die Verbreitung des Coronavirus ist die Gesundheitsversorgung in den Niederlanden gefährdet. In Amsterdam, Rotterdam und Den Haag mussten die Notaufnahmen von Krankenhäusern bereits zeitweilig geschlossen werden, wie der Leiter des Netzwerkes Akute medizinische Versorgung, Ernst Kuipers, am Mittwoch dem Parlament in Den Haag mitteilte.

Weil alle Betten belegt waren und zu wenig Personal zur Verfügung stand, mussten Erste-Hilfe-Abteilungen für mehrere Stunden schließen und Krankenwagen Patienten in andere Krankenhäuser oder Städte bringen. In Krankenhäusern und auf Intensivstationen in den Niederlanden nimmt die Zahl der Covid-19-Patienten indes schnell zu.

Rutte spricht von “alarmierender” Lage

Trotz der neuen Corona-Maßnahmen rechnen die Krankenhäuser damit, dass bis November im günstigsten Fall 40 Prozent der regulären Versorgung gestrichen werden müssten. Sollten die Maßnahmen nicht greifen, wird im schlimmsten Fall mit einer Reduzierung von 75 Prozent gerechnet.

“Dann bleibt neben der Covid-19-Pflege nur noch die Erste Hilfe übrig”,

sagte Kuipers. Die Situation sei im Vergleich zum Frühjahr “düsterer”. Krankenhäuser strichen bereits Hunderte von Operationen und hätten zahlreiche Behandlungen abgesagt.

Niederländischer Primierminister Mark Rutte auf der Pressekonferenz in Den Haag am 13 October 2020 / Foto: APA

In fast allen Regionen sei die Lage “alarmierend”, sagte Rutte. In der vergangenen Woche registrierte das Institut für Gesundheit und Umwelt RIVM fast 44.000 Neuinfektionen – 60 Prozent mehr als in der Vorwoche.

(jz)

Titelbild: APA Picturedesk

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