Donnerstag, März 28, 2024

Salzburger Spitäler im Tiefschlaf – Trotz Kuchl-Quarantäne und Corona-Regeln

Trotz Kuchl-Quarantäne und Corona-Regeln

Salzburg ist der neue Corona-Hotspot Österreichs. Kuchl wurde sogar schon unter Quarantäne gesetzt, obwohl die Gemeinde die Spitäler nicht überlasten kann. Trotz Quarantäne befindet sich das Gesundheitssystem des Landes noch im Tiefschlaf. Aktuell hält Salzburg nur 40 Intensivbetten für Corona-Patienten bereit. Das Land könnte die Kapazitäten aber um 60 Prozent erweitern.

 

Wien, 19. Oktober 2020 | Eine Verfünffachung der Patienten in Intensivpatienten habe es zuletzt in Salzburg gegeben, sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer letzte Woche. Damit begründete der ÖVP-Landeschef neue Hygieneverordnungen, die Gemeinde Kuchl stellte man sogar unter Quarantäne. Die Verfünffachung ist tatsächlich richtig. Betrachtet man aber absolute Zahlen, klingt die Sache weit weniger dramatisch: Hatte Salzburg davor nur einen Corona-Patienten auf der Intensivstation, sind es seit letzter Woche fünf. Haslauer sprach dennoch von einer “dramatischen Entwicklung”.

Zentrale Salzburger Corona-Station noch geschlossen

Landeshauptmann Haslauer argumentierte auch mit der „drohenden Überlastung des Gesundheitssystems“. Feiern außerhalb des privaten Raumes sind verboten. Dabei zeigen ZackZack-Recherchen, dass sich das Salzburger Gesundheitssystem eigentlich noch im Tiefschlaf befindet. Denn aktuell hält Salzburg nur 45 Intensivbetten für Covid-Patienten bereit.

Die aktuelle Situation in Salzburg: Insgesamt gibt es 39 Corona-Patienten. Aber nur 45 Intensivplätze (davon 5 belegt) für das gesamte Land.

Das sind um rund 60 Prozent weniger Betten, als man im Frühjahr zur Verfügung hatte. Im April gab die Salzburger Landeskorrespondenz bekannt, dass über 141 Intensivbetten zur Verfügung stehen würden. Woher kommt also die Verknappung? Laut Salzburger Krisenplan befinde man sich aktuell auf Eskalationsstufe 2, sagt Harald Heidenberger, Pressesprecher des Salzburger Gesundheits-Landesrates Christian Stöckl (ÖVP) im Gespräch mit ZackZack. Fünf Stufen habe der Krisenplan, noch stehe man nicht an dem Punkt, an welchem Kapazitäten erweitern werden müssen.

So war Salzburg im Frühjahr organisiert: 141 Intensivbetten standen zur Verfügung.

Im Frühjahr setzte Salzburg auf ein zentrales Corona-Krisenmanagement. 90 Prozent der Intensivbetten waren in der Salzburger Uniklink bereitgestellt. Nun habe man die Corona-Stationen aber „dezentralisiert“. Sieben Salzburger Spitäler würden aktuell Intensivbetten für Covid-Patienten bereithalten, das macht 6,5 Betten pro Spital. Von einer Überlastung der Spitäler scheint man aktuell weit entfernt zu sein.

Kuchl kann Salzburger Spitäler nicht überlasten

Die Salzburger Gemeinde Kuchl steht dennoch seit dem Wochenende unter Quarantäne. Warum das notwendig ist, obwohl das Land Salzburg noch nicht einmal die gesamten Corona-Kapazitäten hochgefahren hat? „Es geht darum, die Fallzahlen generell wieder unter Kontrolle zu bekommen“, so Heidenberger. Das von der Gemeinde Kuchl selbst aber keine drohende Überlastung des Gesundheitssystems ausgeht, gestand auch Heidenberger ein.

In Kuchl soll ein Teil der Bevölkerung gegen die Quarantäne poltern. Landeshauptmann Haslauer verteidigt seine „konsequente Haltung“ aber: “Ich möchte auf alle Fälle verhindern, dass die Quarantäne verlängert werden muss“, sagte Haslauer im „Ö1“-Morgenjournal. Bisher sind 14 Tage Quarantäne für Kuchl vorgesehen. „Verhindern“ könnte Haslauer die Verlängerung der Quarantäne relativ einfach: indem er sie nicht verlängert.

Betriebe, denen nun die auswärtigen Arbeiter fehlen und deshalb die Arbeit einstellen mussten, können aktuell nicht mit einer Entschädigung vom Bund rechnen. Sie rechnen mit hohem wirtschaftlichen Schaden.

(ot)

Titelbild: APA Picturedesk

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