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Corona – Experten kritisieren Maßnahmen: “Kein Lockdown notwendig”

Experten kritisieren Maßnahmen

Immer mehr Experten, allen voran Ärzte, stimmen ein in die Kritik an der derzeitigen Corona-Politik. „Kein Grund zu Angst und Panik“ mahnt jetzt auch der Epidemiologie-Direktor an der Charité Berlin. In Österreich mahnt Public-Health-Experte Martin Sprenger, worauf trotz Angst und Panik vergessen wird: auf den Schutz der älteren Menschen.

Wien, 23. Oktober 2020 | Die aktuelle Lage rund um Covid-19-Erkrankungen sei „ernst zu nehmen“, aber „kein Grund zu Angst und Panik“. Stefan Willich, Direktor des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie an der Charité Berlin kritisierte im Gespräch mit der “Berliner Zeitung” die Angst-Politik rund um das neue Coronavirus.

„Wir haben zum Glück bisher eine geringe Auslastung der Krankenhäuser. Es gibt zwar einen Zuwachs bei den Infektionen, aber viele der positiv getesteten Personen sind entweder nicht erkrankt oder haben nur geringe Symptome.“

Wir müssen mit dem Virus leben

Auch er ist, wie zahlreiche andere Experten seines Faches, der Meinung, dass wir uns „daran gewöhnen“ müssten, „mit dem Virus zu leben“.

Seiner Einschätzung nach würde es noch mindestens ein Jahr, aber „wahrscheinlich sogar länger“ dauern, bis ein ausrechend getesteter, wirksamer und sicherer Impfstoff am Markt ist.

Corona-Maßnahmen: Vorsicht vor Nebenwirkungen

Der Experte betont darüber hinaus, dass die gängigen Hygienemaßnahmen wie Mindestabstand oder falls dieser nicht möglich ist, Mund-Nasen-Schutz sowie Hygiene und Contact Tracing im Fall von bestätigten Infektionen ausreichend sind. Es bestehe keine Notwendigkeit, „über einen Lockdown zu diskutieren.“

Er mahnt, dass auch „Einschränkungen durch Corona-Maßnahmen nicht frei von Nebenwirkungen“ seien und betont dabei neben materiellen Verlusten auf Grund wirtschaftlicher Maßnahmen auch psychische Folgen der Krise wie Alkoholismus, Angststörungen und Depressionen.

Immer mehr Kritik an Corona-Politik

Erst gestern machte Friedrich Pürner, Chef eines deutschen Gesundheitsamtes, Schlagzeilen über die Grenzen Deutschlands hinweg: Er zog Bayern-Chef Markus Söders (CDU)  Corona-Politik durch den Kakao und kritisierte die Fixierung der Politik auf die Summe der positiv Getesteten als wenig sinnvoll. Entscheidend sei nicht die Zahl positiver Tests, sondern wie krankmachend eine Erkrankung sei: „Man weiß nicht, wie viele Personen Symptome haben und krank sind.“ Auch er forderte: Statt Ängste zu schüren, sollte Zuversicht geben im Mittelpunkt stehen. Auch die deutsche Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) schlug in diese Kerbe:

„Wir glauben, dass etwas mehr Ruhe und Sachlichkeit und etwas weniger Bedrohlichkeit vielleicht helfen könnten, die nächsten eineinhalb Jahre auch noch zu überstehen“,

sagte der stellvertretende KBV-Vorsitzende und Allgemeinmediziner Stephan Hofmeister der Deutschen Presse-Agentur.

Schutz für Risikogruppen wichtig

Willich von der Charité Berlin beharrt indes auf Fakten. Die Fallsterblichkeit sei beim Coronavirus in etwa so hoch wie bei der Grippe – mit einem gravierenden Unterschied: Während die Grippe vor allem für Säuglinge und Kleinkinder tödlich ist, ist es das Coronavirus vorwiegend für alte Menschen. Deshalb sei es wichtig, insbesondere für Alten- und Pflegeheime besondere Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Es gelte, die Risikogruppen besonders gut zu schützen. Willich verweist dabei aber auf Freiwilligkeit:

„Wobei auch hier gilt, dass jeder einzelne selbst entscheiden sollte, welchem Risiko er sich aussetzen möchte.“

Experte Sprenger kritisiert „Unvermögen“ der Regierung

Auch in Österreich wird zunehmend mehr Kritik an den Maßnahmen rund um Corona laut –Public-Health-Experte Martin Sprenger, der die Maßnahmen bereits sehr früh kritisierte hatte, machte zuletzt in einem öffentlichen Facebook-Post die fehlenden Schutzmaßnahmen für die ältere Bevölkerung aufmerksam:

„Es ist erschreckend, wie wenig in die Unterstützung von Alten- und Pflegeheimen investiert wird. 200.000 Euro im Schnitt für jedes Heim entsprechen 200 Millionen Euro. Das sind aktuell Peanuts. Es braucht aber auch eine effektive Unterstützung von mobilen Diensten und pflegenden Angehörigen. Letztendlich sind es Infektionen in diesen Bereichen, die die Zahlen in den Krankenhäusern in die Höhe treiben und damit die Politik zum Aktionismus zwingen. Letzteren vermisse ich beim Schutz der fast 500.000 Pflegegeldbezieher*innen in Österreich fast vollkommen. Dieses Unvermögen fällt uns in der Virensaison mit Sicherheit auf den Kopf.“

(lb)

Titelbild: APA Picturedesk

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