Freitag, März 29, 2024

Wien ist anders – Wiener Solidaritätswelle

Wien ist anders

Die Wienerinnen und Wiener haben am Montag bewiesen, dass sie füreinander da sind. Via Internet boten zahlreiche Personen Schutzsuchenden einen Schlafplatz, Taxifahrer boten Gratisfahrten an und drei Männer retteten einen Polizisten und eine Zivilistin.

 

Wien, 03. November 2020 | Während Wien am Montag eine der schlimmsten Nächte seit Jahrzehnten erlebte, ging durch die Stadt eine Welle der Solidarität. Zahlreiche Menschen befanden sich in den Stunden des Terroranschlags noch auf den Straßen, die Wiener waren angehalten, ihre Wohnungen raschestmöglich aufzusuchen.

In den sozialen Netzwerken stellten zahlreiche Nutzer einen Schlafplatz unter dem Hashtag #Schwedenplatztür zur Verfügung, um die Personen von den Straßen zu holen. Das Angebot wurde aufgrund der grassierenden, unbestätigten Meldungen dankend angenommen.

Nicht nur Privatpersonen boten den flüchtigen Menschen Unterschlupf, auch Lokale baten die Leute herein, um sie von der Straße zu holen.

Auch bei der Aufklärung des Tatherganges halfen die Wienerinnen und Wiener mit. Auf der Seite des Verfassungsschutzes luden sie laut Innenminister Nehammer (ÖVP) mehr als ein Terabyte an Videos hoch. Das entspricht circa 20.000 Videos.

Die Wiener Landespolizeidirektion informierte die Wiener Bevölkerung mit Fakten während des Anschlags auf Twitter. Die Bevölkerung dankte es den Einsatzkräften auf dem Kurznachrichtendienst.

Taxi-Fahrer fährt Schutzsuchende gratis

Nutzer auf Facebook berichteten von einem Taxifahrer, der Montagabend kein Geld annehmen wollte, während er Personen aus der Innenstadt führte. „Er fährt heute Nacht, um den Menschen zu helfen“, berichtete jemand auf Facebook.

Musiker bietet Zugabe

Der prominente Musiker Martin Grubinger spielte am Montagabend im Wiener Konzerthaus. Trotz Informationen über den Anschlag, führte Grubinger sein Konzert fort und lieferte sogar Zugaben, um die Menschen im Konzerthaus zu beruhigen. Auch die Wiener Philharmoniker ernteten Solidaritätsapplaus, weil sie den festsitzenden Gästen in der Staatsoper ein Gratiskonzert lieferten.

Zivilcourage

Zwei türkischstämmige Männer zeigten derweil besondere Zivilcourage. Sie werden nach den verheerenden Attentaten in der Wiener Innenstadt auf diversen Social-Media-Kanälen als selbstlose Retter gefeiert. Die Kampfsportler sollen einer älteren Frau und einem angeschossenen Polizisten geholfen haben. „Mein Freund und ich hatten Blickkontakt und wussten, was zu tun ist. Es gab keine andere Wahl, als zu helfen“, sagt Mikail Özen zum ORF.

Sein Freund Recep Gültekin wurde beim Rettungsversuch angeschossen. Özen ist es, wichtig zu betonen, dass “wir türkisch-stämmige Muslime jeglichen Terror verabscheuen. Wir lieben Österreich, wir stehen zu Österreich. Österreich ist unsere Heimat. Wie würden jederzeit helfen. Ich würde heute das gleiche wieder tun.”

Dritter Helfer

Auch ein Mitglied jener palästinensisch-stämmigen Familie, der ein Grundstückkauf in Weikendorf (Bezirk Gänserndorf) lange verweigert worden war, dürfte sich Verdienste bei der Versorgung Verletzter nach dem Anschlag in der Wiener Innenstadt erworben haben. Wie unter anderem der Wiener SPÖ-Abgeordnete Omar Al-Rawi berichtete, war Osama Joda einer der Helfer bei der Bergung eines verwundeten Polizisten.

Joda, der bei einem Fast-Food-Lokal am Schwedenplatz arbeitet, berichtete dem “Kurier”, er habe den angeschossenen Beamten hinter eine Betonbank gezogen und versucht, die Blutung zu stoppen. Auch bei der Verständigung der Rettung sei er tätig gewesen und habe geholfen, den Mann zum Rettungswagen zu tragen.

“Oaschloch”

Für etwas Heiterkeit sorgte in den sozialen Medien ein kursierendes Video. Ein Wiener Bewohner schrie dem Attentäter aus dem Fenster „Schleich di, du Oaschloch!“ hinterher. Das Wort „Oaschloch“ schaffte es deshalb unter die Trending-Begriffe auf Twitter.

https://twitter.com/maxschrems/status/1323587223682457600

Update/04.November 2020 10:15: Der Artikel wurde um den dritten Helfer ergänzt.

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

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