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Investigativer Journalismus unter Druck – Studie

Studie

In vielen Ländern gehen die finanziellen Mittel für investigativen Journalismus zunehmend aus. Zu diesem Schluss kommt das globale Forschungsprojekt „Media for Democracy Monitor 2020“. In Österreich wurde während der Pandemie vor allem Geld in auflagenstarke Boulevardmedien gepumpt.

 

Wien, 13. November 2020 | Das Forschungsprojekt „Media for Democracy Monitor 2020“ (MDM) verglich die Situation des weltweiten Investigativ-Journalismus der Jahre 2009 und 2019. Das Ergebnis: in Österreich sind mehr Journalisten in der Investigativ-Sparte tätig als noch zehn Jahre zuvor. Das Budget der einzelnen Zeitungen für investigative Recherchen ist jedoch strikt limitiert, wie Chefredakteure den Studienleitern bestätigten. Genaue Zahlen, wie viel für investigative Journalisten bei den einzelnen Zeitungen verwendet wird, liegen der Studie aber nicht vor.

Corona-Förderung wandert zu Boulevard

Leidtragende ist die Investigativbranche auch aufgrund der Coronakrise. Der Großteil der Corona-Medienförderung, die insgesamt bisher 32 Millionen Euro umfasste, wurde an Boulevardzeitungen ausbezahlt. Die Auszahlung orientierte sich an der Auflagenstärke – ein Vorteil für Gratiszeitungen und große Bouelvardblätter.

Trotz Wirtschaftskrise nicht auf investigativen Journalismus verzichtet wird laut Studie in Skandinavien und Großbritannien. In Schweden reservierten die national verbreiteten Nachrichtenmedien zehn Prozent ihres Budgets für diesen Zweck. Auch in Dänemark genieße investigativer Journalismus weiterhin Priorität.

Weltweit wird Budget zusammengestrichen

Medienhäuser würden ihre Redaktionen verkleinern, ganze Investigativteams Sparmaßnahmen zum Opfer fallen, heißt es in der Aussendung des MDM. So würden in Chile investigative Recherchen nur noch von freien Journalistinnen und Journalisten zugekauft oder bei spezialisierten Redaktionsbüros in Auftrag gegeben. Auch in Australien haben die führenden Nachrichtenmedien laut den Forschern – abgesehen von den Fernsehveranstaltern – ihre Budgets für investigative Aufgaben zusammengestrichen.

Die Untersuchung wurde unter dem Dach der Euromedia Research Group im ersten Halbjahr 2020 in 18 Ländern weltweit durchgeführt. Für Österreich nimmt die Universität Salzburg an dem Forschungsverbund teil. Die gesamte Studie soll im Frühjahr 2021 öffentlich präsentiert werden. Erste Ergebnisse zur Coronakrise wurden bereits im September veröffentlicht.

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

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