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Kurz will Schulsperren – Kanzler gegen Experten und Minister

Kanzler gegen Experten und Minister

Am Samstag will die Regierung laut Berichten schärfere Corona-Beschränkungen verkünden. Allem Anschein nach werden auch die Schulen geschlossen. Damit würde sich Sebastian Kurz durchsetzen, obwohl sogar der Thinktank des Kanzleramtes gegen die Maßnahme ist. Der allgemeine Tenor im Land: Schulschließungen seien der allerletzte Schritt. Die Kirchen bleiben dagegen wohl offen.

 

Wien, 13. November 2020 | Ignoriert Sebastian Kurz jetzt schon sein eigenes Kanzleramt? Experten des Kanzler-Thinktanks von „Schattenkanzlerin“ Antonella Mei-Pochtler sprachen sich diese Woche „explizit“ dafür aus, „die Schulen offen zu halten, solange es möglich ist.“

Kurz will Schulsperren

Besonders jene Kinder, die aus „ärmeren und bildungsbenachteiligten Hintergründen stammten“, habe die Schulschließung im Frühjahr einen beachtlichen Schaden zugefügt. Dennoch versucht Kanzler Kurz offenbar bereits seit Wochen, die Schulen dicht zu machen. Jetzt soll sich der Kanzler durchgesetzt haben: die Fellner-Plattform „oe24“ berichtet, dass der Schul-Lockdown am Samstag verkündet werden soll. Möglicherweise bleiben nur noch die Kindergärten offen. „Kurz und seine Berater“ sollen auf diesen Schritt pochen.

Aber auch die Ampelkommission sprach sich in ihrer gestrigen Sitzung dafür aus, die Schulen offen zu halten. Laut APA sei der Beschluss für offene Schulen einstimmig gefasst worden. Man empfehle dem Bildungsministerium allerdings, weitere Präventionsmaßnahmen innerhalb der Schulen einzusetzen.

Nachhaltiger Schaden

Doch nicht nur das „Future Operation Clearing Board“ von Mei-Pochtler und die Ampelkommission plädieren für Schulschließungen als letzten Schritt. Am Mittwoch sprachen sich unter anderem die Kinder- und Jugendanwaltschaften und die Caritas gegen zugemachte Schulen aus. “Viele Kinder und Jugendliche haben während des ersten Lockdowns Bildungsrückstände aufgebaut, das haben wir auch in unseren Lerncafés in ganz Österreich beobachtet. Die Kinder konnten das in den Sommerschulen nur teilweise aufholen”, meldete sich Anna Parr, die Generalsekretären der Caritas, per Aussendung zu Wort.

Auch das Bildungs- sowie das Gesundheitsministerium sehen Schulschließungen als allerletzten Ausweg. Bildungsminister Faßmann stellte diese Woche bereits klar, dass er sich für einen Schul-Lockdown nicht zuständig sieht. Auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober schloss die Schulsperren bisher aus.

Durch den beträchtlichen wirtschaftlichen Schaden, den Schulsperren auslösen würden, spricht sich auch die Wirtschaftskammer für offene Schulen aus: „Schließungen von elementaren Bildungseinrichtungen sind sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus gesellschaftspolitischer Sicht abzulehnen”, betonte Vizepräsidentin Martha Schultz in einer Aussendung und erinnerte an die Konsequenzen für unzählige Betriebe.

Auch die Opposition aus SPÖ, NEOS und FPÖ spricht sich geschlossen für offene Schulen aus. Beate Meinl-Reisinger (NEOS) betont, das derzeitige Zahlenchaos bei den Infektionen sei keine ausreichende Grundlage für eine Entscheidung. Pamela Rendi-Wagner sieht in der Maßnahme “wenig Nutzen und großen Schaden”. Die FPÖ geht sogar noch einen Schritt weiter und will auch die Oberstufe, die bereits auf Heimunterricht umgestellt hat, wieder öffnen.

Kirchen bleiben offen

Laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) zählen Kinder unter 14 Jahren nicht zu den Treibern der Pandemie, weshalb die Schulen offenbleiben sollten. Ob Kinder, wenn sie positiv getestet sind, auch infektiös sind, ist unklar – darüber gibt es innerhalb der Wissenschaft keine einheitliche Meinung.

Einig ist sich die Wissenschaft dagegen, dass vor allem betagte Menschen die Corona-Risikogruppe darstellen. Diese Gruppe besucht nicht mehr die Schule, allerdings eher die Kirche. Die Kirchen bleiben allerdings trotz weiterer Verschärfungen offen. Das sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Franz Lackner, am Freitag in einer Pressekonferenz.

(ot)

Titelbild: APA Picturedesk

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