Donnerstag, März 28, 2024

EU bei 103 Produkten von China abhängig – “Nicht kritisch”

“Nicht kritisch”

Eine Studie des Berliner Mercator Institute for China Studies (Merics) untersuchte die EU-Abhängigkeit von chinesischen Importen. Bei 103 Produkten braucht die EU China, “die Wahrnehmung, Europa sei in kritischer Weise abhängig von China” wäre aber überzogen, so der Schluss der Studie.

Berlin, 18. November 2020 | Die Europäische Union ist einer Studie zufolge bei Dutzenden Gütern auf Lieferungen aus China angewiesen. “In 103 Produktkategorien – darunter Elektronik, Chemie, Minerale/Metalle und Arzneimittel/Medizin – besteht eine kritische Abhängigkeit von Importen aus China”, heißt es in der Untersuchung des Berliner Mercator Institute for China Studies (Merics). Besonders hoch ist die Abhängigkeit beispielsweise bei Vitamin B, wo der Importanteil 97,9 Prozent betrage.

EU nicht in kritischer Weise von China abhängig

Bei Chloramphenicol – einem Breitbandantibiotikum – sind es demnach 97,4 Prozent. In der Elektronikbranche sei die Abhängigkeit insgesamt am ausgeprägtesten, da viele Bausteine für High-Tech-Produkte wie Leiterplatten oder Dioden von China geliefert würden. Der Aufbau alternativer Lieferketten sei hier komplex und kostspielig.

“Die Covid-19-Pandemie hat gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeiten sichtbar gemacht”, betonte Merics-Chefökonom und Studienautor Max Zenglein mit Blick etwa auf dringend benötigte Lieferungen von Schutzmasken “Made in China”. Europa weise eine kritische Abhängigkeit von China insbesondere bei Komponenten im unteren Bereich der Wertschöpfungskette auf. Grund zur Besorgnis sieht der Experte aber unterm Strich nicht: “Die Wahrnehmung, Europa sei in kritischer Weise abhängig von China, ist überzogen.”

Die Präsenz chinesischer Unternehmen und Investitionen in Europa sei immer noch relativ gering, insbesondere im Vergleich zu amerikanischen Akteuren. Außerdem sei die Volksrepublik auf ein gutes Verhältnis zu Europa angewiesen. “China würde unter schlechteren Beziehungen mit der EU leiden, die zu den größten ausländischen Investoren zählt und damit zahlreiche Arbeitsplätze schafft”, sagte Zenglein. “Zudem ist die EU für China ein wichtiger Markt und eine Quelle von dringend benötigtem technologischen Know-how.”

“Abhängigkeit im gegenseitigen Interesse”

Die EU sollte sich daher in ihrer China-Politik nicht von überzogenen Ängsten vor der eigenen Verletzlichkeit leiten lassen, sondern sich auf ihre Stärken besinnen, rät der Experte. “Es ist im Interesse Chinas und der EU, gegenseitige Abhängigkeiten bis zu einem bestimmten Grad aufrechtzuerhalten. Starke Verflechtungen können zwar zu politischen Zwecken ausgenutzt werden, aber oft auch Eskalation verhindern helfen.”

Europas größte Volkswirtschaft Deutschland ist besonders eng mit China verbunden. 48,5 Prozent der Exporte aus den 27 EU-Mitgliedsstaaten in die Volksrepublik waren im vergangenen Jahr “Made in Germany”. Im zweiten Quartal 2020 wurde China erstmals überhaupt wichtigster Absatzmarkt für deutsche Exportwaren. Von Jänner bis September wuchs der China-Anteil an den gesamten Einfuhren auf den Rekordwert von 11,3 Prozent.

(apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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