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So wenig weiß OÖ-Landeshauptmann über Corona-Tests – ÖVP-Unwissenheit vor laufender Kamera

ÖVP-Unwissenheit vor laufender Kamera

Landeshauptmann Thomas Stelzer offenbarte im TV unfassbare Wissenslücken. Seine Erklärung, warum Oberösterreich der Corona-Hotspot Österreichs ist, enthielt Falschinformationen. Trotz des virologischen Unwissens kann der Kurz-loyale Landeschef aber eines: Wien-Bashing.

 

Wien, 18. November 2020 | Schon lange ist Wien nicht mehr der Corona-Hotspot Österreichs. Stattdessen hat nur noch das Burgenland das Infektionsgeschehen besser im Griff als Wien. Oberösterreich liegt dagegen knapp hinter Salzburg als trauriger Spitzenreiter. Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) konnte sich das wilde Coronatreiben in seinem Land nur mit einem weiteren Seitenhieb auf Wien erklären.

Beste Tests in Oberösterreich Grund für hohe Infektionsrate?

„Wir setzten (sic!) ausschließlich den Höchststandard – PCR-Tests – ein. Nicht wie andere, die Gurgeltests oder Antigentests einsetzen. Das führt dazu, dass wir viele positive Fälle finden“, sagte der türkise Landeshauptmann am Dienstag auf „Puls 4“.

Das war eine ziemlich unverblümte Attacke auf Bundeshauptstadt, wie man sie aus dem Wien-Wahlkampf noch bestens kennt. Wien setzte früh auf Gurgeltests und kaufte bereits eine Vielzahl an Antigentests, die der Bevölkerung gratis zur Verfügung gestellt werden. Besonders pikant: Auch bei Gurgeltests handelt es sich um PCR-Tests. Das richtete der Pressesprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) ÖVP-Mann Stelzer via Twitter aus.

Weitere Falschinformationen

Doch in Stelzers Aussage stecken noch mehr Falschinformationen. Denn Antigentests gelten als unsensibler als PCR-Tests. Zwar produzieren beide Testvarianten, wenn sie massenhaft verwendet werden, falsch positive Tests. Bei Antigentests kommt dies aber noch häufiger vor. Stelzers Theorie entsprechend, müsste Wien mehr fehlerhafte positive Corona-Fälle haben als Oberösterreich. Die “Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (OEGIT) rät indes seit längerem von massenhaften Testungen ab.

Vergleiche zwischen den Ländern hinken zudem aus einem weiteren Grund: Es gibt keinen allgemeinen gültigen sogenannten Ct-Wert, der die Frage klärt, bis wann ein PCR-Corona-Test als positiv gilt. Je höher der Ct-Wert ist, desto weniger Virus wurde in der Probe gefunden.

Warum ist Oberösterreich gegen Gurgeltests?

Die Wissenslücke von Stelzer war Grund genug, bei seiner Stellvertreterin Christina Haberlander (ÖVP) nachzufragen. Sie ist auch Gesundheitslandesrätin. ZackZack wollte wissen, was aus ihrer Sicht gegen PCR-Gurgeltests und Antigentests spreche. Aus dem Büro von Christine Haberlander hieß es dazu, dass “insbesondere von der Qualität der Präanalytik (wie wird abgenommen, wie wird gekühlt, wie wird transportiert)” die Qualität des Ergebnisses abhänge.

“Nur wenn der Erreger in der Präanalytik nicht verloren geht, kann ein Nachweis gelingen. Die oberösterreichischen Krankenhauslabore sind hochqualifiziert, bestens ausgerüstet – da muss man auch die beste und genaueste Präanalytik verwenden. Rachenabstriche, abgenommen von ausgebildetem Personal, haben nach derzeitigem Stand die geringste Fehlerquelle und sind auch schnell abgenommen.”

Zur Frage, ob es einen einheitlichen Ct-Wert gebe und damit Klarheit, bis wann ein Test positiv sei, relativiert die Stelzer-Stellvertreterin:

“Der Ct-Wert ist keine absolute Messgröße. Er gibt einen Hinweis auf die Infektiösität, dementsprechend sind die Werte mit Vorsicht und stets in der Kombination mit der Klinik zu interpretieren. Dementsprechend ist es nicht vernünftig, einen Wert für alle Labors zu nennen, das hängt sehr von Sensitivität der verwendeten Methode ab. So hat jedes Labor seinen eigenen Cut-off-Wert. Das ist aber bei fast allen Laborwerten so, dass das Labor seine eigenen Referenzbereiche je nach Methodik hat.”

Zudem beruhigt man gegenüber ZackZack: alle Labore “seien zertifiziert”, heißt es auf die Frage, ob externe Qualitätskontrollen bei den Labors durchgeführt werden.

(ot)

Titelbild: APA Picturedesk

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