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Rechtsextremer Terror im Westen am Vormarsch – Terrorismus-Index 2020

Terrorismus-Index 2020

Terroristische Anschläge rechtsextremer Natur haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Das zeigt der neue “Global Terrorism Index”. Besonders bedrohlich ist die Entwicklung in den westlichen Ländern, wo seit 2018 mehr Menschen rechtem Terror zum Opfer fallen als irgendeiner anderen Form terroristischer Gewalt.

 

Wien, 27. November 2020 | Laut Statistiken des globalen Terrorismus-Index, der jährlich vom „Institute for Economics and Peace“ herausgegeben wird, war der schreckliche Wiener Allerseelen-Anschlag eher die Ausnahme als die Regel.

Zahl verfünffacht

Denn während Terrorismus insgesamt – global gesehen – immer weniger Todesopfer fordert, nimmt die Zahl rechtsextremer terroristischer Angriffe in den westlichen Ländern seit Jahren zu.

Allein in den letzten fünf Jahren hat sich die Zahl rechtsextremer Angriffe verfünffacht. Noch eindeutiger ist die Statistik für die letzten zehn Jahre: Gab es in den westlichen Ländern 2010 nur einen einzigen rechtsextremen Terroranschlag, waren es 2019 bereits 49. Besonders abgesehen haben es Rechtsextreme auf Migranten, politisch Andersdenkende und Sicherheitskräfte.

Terror hat viele Gesichter

Weltweit ist islamistischer Terror immer noch der tödlichste. Der Großteil der Anschläge findet aber in Afghanistan, Nigeria und dem Irak statt.

In der westlichen Welt ist die Entwicklung eine andere. Dort war politisch motivierter Terrorismus fast immer präsenter als religiöser Extremismus. Trotzdem verbindet man Terror oft mit radikalen Islamisten. Das könnte damit zusammenhängen, dass radikal-islamistische Terrorangriffe bis vor zwei Jahren noch mehr Todesopfer forderten als rechtsradikale Anschläge.

Seit 2018 verlieren in den westlichen Ländern mehr Menschen durch rechtsextreme Gewalt ihr Leben als durch irgendeine andere Form des Terrors. 2019 gab es im Westen 108 Terror-Tote. Ganze 89 davon gehen auf das Konto von Rechtsextremisten.

Breivik, Tarrant, Bowers & Co.

Die Liste ist lang. Nicht nur die Anzahl, sondern auch das Ausmaß rechtsextremer Terrorangriffe hat in den letzten zehn Jahren traurige Höhepunkte erreicht. In schmerzlicher Erinnerung Norwegens ist das 2011 vom Rechtsextremen A. Breivik angerichtete Massaker an jungen Sozialdemokraten geblieben. Er hatte 77 Menschen das Leben genommen, die meisten davon waren nicht einmal volljährig. 2018 und 2019 folgten schreckliche Terroranschläge in den USA und in Neuseeland mit antisemitischem und antimuslimischen Hintergrund. Vor zwei Jahren schoss R. Bowers in den USA vor einer Synagoge in Pittsburgh ebenso wahllos um sich wie 2019 der rechtsradikale B. Tarrant in Christchurch. Beim Angriff auf zwei Moscheen tötete er über 50 Menschen. Zuvor hatte er Kontakt zu den österreichischen Identitären in Wien und unterstützte sie mit Spenden.

Warum Terror zunimmt

Gründe für die zunehmende Verschärfung der Gewalt gibt es viele. ZackZack hat beim Terrorismus-Experten Thomas Riegler nachgefragt. Ihm zufolge erleben wir „seit geraumer Zeit einen Anstieg von rechtsextremistischem Terrorismus“, besonders in den USA und in Deutschland.

Es gebe einen Zusammenhang zwischen „wirtschaftlich schwierigen Zeiten und gesellschaftlichen Umbrüchen, die von Extremisten als direkte Bedrohung wahrgenommen werden und sie zum Handeln motivieren können.“

Besorgniserregend ist auch die Einschätzung Rieglers, dass offenbar immer weniger Menschen vom Terror schockiert sind. Deshalb müssten wir „auf absehbare Zeit mit dieser Bedrohung leben.“

Aber… es gibt ja auch linken Terrorismus?

Im Westen eigentlich kaum. Dass rechtsextremer und linksextremer Terrorismus oft im selben Atemzug genannt werden, liegt an rechten politischen Akteuren, die bewusst links- und rechtsextreme Gewalt vermischen und gleichsetzen. Hier die Zahlen: Von 2000 bis 2014 gab es ungefähr gleich viele rechts- und linksextreme Angriffe in den westlichen Ländern, wobei im Durchschnitt jeder rechtsextreme Anschlag 0,86 Menschen das Leben kostete, linksradikale Angriffe verbuchten dagegen “nur” 0,11. Während also fast jeder rechtsextremistische Angriff jemanden tötet, ist jeder zehnte linksextremistische Anschlag lebensbedrohlich.

(dp)

Titelbild: APA Picturedesk

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