Samstag, April 20, 2024

„Herr Bundeskanzler, das stimmt so nicht“ – Kurz bei Wolf

Kurz bei Wolf

Am Mittwoch verkündete die Regierung neue Maßnahmen für den Dezember. Bundeskanzler Sebastian Kurz war dazu am Abend bei Armin Wolf in der ZIB 2 zu Gast. Nicht nur einmal musste Wolf den Kanzler an die Wahrheit erinnern.

 

Wien, 03. Dezember 2020 | Für Verwunderung sorgte bei der Pressekonferenz am Mittwoch, bei der die Pläne über die Weihnachtstage verkündet wurden, eine Aussage des Bundeskanzlers. Der schob die hohen Infektionszahlen Personen mit Migrationshintergrund zu: “… und haben dann durch Reiserückkehrer, und insbesondere auch durch Menschen, die in ihren Herkunftsländern den Sommer verbracht haben, uns Ansteckungen wieder ins Land hereingeschleppt.”

https://twitter.com/lukasriepler/status/1334125608239046661

Dieser Satz wurde auch von ZIB2-Moderator Armin Wolf, der den Bundeskanzler damit konfrontierte, aufgegriffen. Zahlreiche Personen mit Migrationshintergrund seien empört gewesen über die Aussagen des Kanzlers. Die Agentur für Gesundheit- und Ernährungssicherheit (AGES) erhebt zudem nicht einmal, ob Reiserückkehrer Migrationshintergrund hätten, wie es der Kanzler formulierte. Die AGES erhebt nur, aus welchen Ländern Urlauber zurückkämen.

“Herr Bundeskanzler, das stimmt so nicht”

Wolf legte dem Kanzler in der Sendung die Zahlen vor. Gerade einmal 30 Prozent der Infektionen aus dem September sind auf Reiserückkehrer zurückzuführen, hingegen stammten 70 Prozent der Neuinfektionen aus Österreich. Konfrontiert mit den Zahlen, ruderte der Kanzler plötzlich zurück: „Es gehe gar nicht um die Nationalität und der Herkunft“. Auch nannte der Kanzler ein anderes Beispiel als noch am Nachmittag, plötzlich sorgte sich Kurz nämlich um Partyurlauber zu Silvester in Prag. Wolf schritt ein:

„Herr Bundeskanzler, ich unterbreche Sie nur ungern, aber das stimmt so nicht.“

Kurz in der Verteidigung:

„Darf ich ausreden?“

Wolf:

„Bitte nicht, weil was Sie da gerade sagen, stimmt nicht“.

Der ZIB2-Moderater musste daraufhin dem Kanzler seine eigenen Aussagen von der Pressekonferenz wenige Stunden zuvor noch einmal vorlesen – Kurz schob hier Personen mit Migrationshintergrund klar die Schuld zu. Als Antwort erhielt Wolf ein kleinlautes:

„Ja das stimmt“.

Den Faktencheck bestehen die Kurz-Aussagen nicht

Screenshot/Twitter

Kurz verdreht Statistik

Ein weiteres Mal wurde der Kanzler mit Fakten konfrontiert, die er nicht wirklich wahrhaben wollte. Wolf zeigte Kurz die momentanen Todesstatistiken im Vergleich zu Deutschland. Bei den Infektionen pro Million Einwohner steht Österreich fast doppelt so schlecht wie Deutschland da.

Kurz konnte oder wollte das Beispiel Wolfs aber nicht ganz verstehen: der ÖVP-Kanzler führte zweimal an, dass Deutschland mehr Tote als Österreich habe. Das stimme zwar, aber nur in absoluten Zahlen, schließlich habe Deutschland auch 10 Mal so viele Einwohner wie Österreich.

Kurz patzig

Auf Kritik war der Kanzler generell am Mittwoch nicht gut zu sprechen. Des Öfteren beklagte er Kritik an sich selbst. Man müsse nicht „überall das Haar in der Suppe suchen“. Er könne die „Pandemie nicht wegzaubern“.

Regierung verweigert Runden Tisch

Beim anschließenden Runden Tisch auf ORF 2 sollten eigentlich Vertreter aller Parlamentsparteien die neuen Maßnahmen diskutieren. Grüne und ÖVP verweigerten die Teilnahme.

Das ganze Interview

Screenshot: ORF.

(bf)

Titelbild: screenshot/ORF

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