Freitag, April 19, 2024

Kanzleramts-Show im ORF-Hauptabendprogramm – Sagenhafter Quotenflop

Sagenhafter Quotenflop

„Vom Bundeskanzleramt initiiert“: So präsentierte Moderatorin Barbara Stöckl am Dienstag die Sendung „Lebensretter“ im öffentlich-rechtlichen ORF. Mit an Bord waren Sebastian Kurz, Elisabeth Köstinger und Alexander Wrabetz. Die Quote der Kanzler-Show fiel unterirdisch aus.

 

Wien, 23. Dezember 2020 | Seit 2018 begleitet die Weihnachtszeit die ORF-Sendung „Lebensretter“. Aus allen neun Bundesländern werden jeweils „Österreichs Heldinnen und Helden” vorgestellt.

„Vom Kanzleramt initiiert“

Initiiert wurde die Show im öffentlich-rechtlichen Fernsehen vom Bundeskanzleramt. Sprich: Mittels GIS-Gebühren darf der Kanzler die Reichweite des ORF nutzen. Kostenschätzungen der vergangenen Episoden der „Lebensretter“-Show gehen von 300.000 Euro aus. Bei der Showgestaltung konnte man den türkisen Anstrich kaum übersehen. Die einleitenden Worte nach der Anmoderation von Barbara Stöckl führte Bundeskanzler Sebastian Kurz.

Jury mit türkisem Anstrich

Die Jury, die die neun „österreichischen Helden“ auswählte, bestand aus Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), Krone-Chefredakteur Klaus Herrmann und dem um seine Wiederwahl zitternden ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Bereits in der Ausgabe von 2018 war mit dem damaligen Regierungssprecher der türkis-blauen Regierung, Peter Launsky-Tieffenthal, und der Kanzleramts-Mitarbeiterin Lilly Kunz das ÖVP-Parteibuch im Hauptabendprogramm vertreten gewesen. Die damalige Jury wurde in einer Aussendung sogar als „hochkarätig“ bezeichnet.

2020 verzichtete man auf lobende Worte für die Jury. Bei den von Köstinger, Wrabetz und Hermann ausgewählten „Helden“ handelte es sich großteils um Personen, die mit ihrer Arbeit in der Corona-Pandemie einen Beitrag geleistet hatten. Pflegekräfte aus dem Ausland, die man im Frühjahr in Scharen mit dem Zug nach Österreich geführt hatte, suchte man in der Sendung vergeblich. Nebenbei wurden auch Helfer des Terroranschlags in Wien geehrt.

Köstinger: „Im Leben gibt es eigentlich nichts Schöneres, als zu helfen”

Köstinger ließ, angesichts der Katastrophe in den griechischen Lagern und der ausbleibenden Aufnahme von Kindern seitens Türkis-Grün, einen Satz fallen, der viele Zuseher verwunderte. „Im Leben gibt es eigentlich nichts Schöneres, als zu helfen“, zitierte sie einen Zivildiener. Die Ironie dürfte der ÖVP-Ministerin nicht aufgefallen sein.

Quoten-Vollflop

Quotentechnisch floppte die Sendung jedenfalls vollends. Mit unterirdischen elf Prozent Marktanteil (350 Tausend Zuseher), liegt „Lebensretter“ – zur Schokoladensendezeit um 21:05 – hinter der Ziehung von „Euromillionen“ (16 Prozent Marktanteil). Damit fuhr sie den schlechtesten Marktanteil der neun Stunden zuvor auf ORF 2 ein.  

Kanzlershow als Quotenflop. Schlechtere Quoten als die Euromillionen-Ziehung

Bild: Screenshot/ORF-Teletext S.377.3

Auch im Netz kam die Show nicht gut an.

https://twitter.com/stefan_tibor/status/1341491625432899591

https://twitter.com/Bee_Rosebath/status/1341490057673379842

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

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