Samstag, April 20, 2024

Chaos um ungenutzte Impfdosen

Türkis-Grün taumelt ohne echten Impfplan von Lockdown zu Lockdown. Recherchen zeigen, dass Österreich auf zehntausenden Impfdosen sitzt, die erst nächste Woche systematisch zum Einsatz kommen. Der Shop der BBG war derweil kurzzeitig aus Angst vor Überlastung eingeschränkt. Doch die große Bestellwelle blieb aus, denn die Kurz-Regierung lässt sich Zeit.

 

Wien, 05. Januar 2021 | Wochen nach der ersten Lieferung diskutiert Österreich über den Start der flächendeckenden Impfungen und das versprochene „Licht am Ende des Tunnels“.

Offiziell heißt es: Im Land lagern 63.000 Impfdosen, ab 12. Jänner soll dann das große Spritzen losgehen. Man sei top vorbereitet. Mediziner und die Opposition behaupten aber das Gegenteil.

Zehntausende Dosen ungenutzt

ZackZack fragte bei Pfizer, einem der Hersteller des Pfizer/BioNTech-Impfstoffes, nach. Wie viele Impfdosen hat man bereits nach Österreich geliefert? Eine Sprecherin betonte, man habe mit dem „First Shipment“ 10.000 und Anfang Jänner dann ca. 60.000 Impfdosen geliefert. Für die Lagerung und Abwicklung sei allerdings der Bund zuständig.

NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker will von seriösen Quellen wissen, dass bereits jetzt 150.000 Kontingente verfügbar seien. Laut „Kurier“ zeigte man sich vonseiten des Anschober-Ministeriums diesbezüglich schmallippig: Eventuell bekäme man statt fünf sogar sechs Dosen aus einer Flasche abgefüllt. „Vielleicht ergibt sich daraus ein Mengenunterschied“, heißt es. Nichts Genaues weiß man nicht. Bezüglich derzeitiger Lagermengen war das Gesundheitsministerium auf ZackZack-Anfrage nicht erreichbar.

Offizielle Zahl der Geimpften falsch

Laut „Heute“ sei auch die offizielle Zahl der bereits Geimpften nicht korrekt. Statt den vom Corona-Beauftragten Clemens Martin Auer kolportierten 6.000 Geimpften, seien es den Bundesländern zufolge lediglich 4.694 Menschen, die gegen Sars-CoV-2 geimpft worden seien. Das Ministerium legte heute nach: es seien jetzt doch 8.360 Dosen injiziert worden. Die Kompetenz der Verteilung liegt jedenfalls bei der Bundesregierung – und die scheint nicht so recht zu wissen, wer wie viel bekommen soll.

Screenshot Twitter/Mario Dujakovic.

Onlineshop der Bundesbeschaffung kurzzeitig eingeschränkt

Die Bundesländer beziehen ihre Impfdosen über den e-shop der Bundesbeschaffung GmbH (BBG). Obwohl das bisher nur ein paar Tausend sind, hatte die BBG Angst vor Überlastung – und sperrte den Shop vorsorglich für alle anderen. Auf der Homepage hieß es:

„Wir schließen unseren e-Shop für reguläre Bestellungen kurzfristig, um keinesfalls eine Systemüberlastung zu erzeugen und so die Versorgungssicherheit mit Covid-Impfstoffen jedenfalls aufrecht erhalten zu können.“

Ursprünglich war die Einschränkung bis Freitag, 8. Jänner geplant. Doch dann gab es Entwarnung: auf ZackZack-Nachfrage betont die BBG, man habe sicherheitshalber den Shop für reguläre Bestellungen kurzfristig geschlossen, „um auch die ersten Impfbestellungen abzusichern“. Nachdem im Zuge der ersten Bestellungen keine Probleme aufgetreten seien, „konnte der e-Shop in der Zwischenzeit bereits wieder live geschaltet werden.“ Keine Probleme, das heißt: kaum Bestellungen.

Türkis-Grün lässt sich Zeit

Das für die BBG zuständige Finanzministerium von Gernot Blümel (ÖVP) scheint auf die bereits im Vorhinein bekannten Impfmengen dennoch nicht ausreichend vorbereitet zu sein. Die von der BBG befürchtete Bestellwelle blieb zwar zunächst aus, denn Österreich hinkt zahlenmäßig hinterher. Das liegt nicht an der BBG, sondern an den herumliegenden Impfdosen. Dass diese nicht verimpft werden, sei laut SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner „grob fahrlässig“. Die SPÖ hat bereits eine parlamentarische Anfrage eingebracht.

Nächste Woche kommt die nächste 60.000er-Tranche. Dann soll es endlich großflächig losgehen. Bleibt die Frage, ob die BBG ihren Shop dann erst recht schließen muss. Noch hätte Blümel Zeit, die technischen Vorkehrungen zu treffen. Bis dahin lagert der Anti-Corona-Stoff irgendwo bei etwa Minus 20 Grad.

(wb)

Titelbild: APA Picturedesk

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