Freitag, April 26, 2024

Polit-Chaos auf der Piste: 90 Prozent aller Skigebiete ohne Covid-Strategie

90 Prozent aller Skigebiete ohne Covid-Strategie

„Das Virus verbreitet sich nicht auf der Skipiste“, so einst die Tourismusministerin Elisabeth Köstinger. Eine Studie der Wirtschaftsuniversität Wien, der TU und dem Frauenhofer Institut beweist: 90 Prozent der befragten Skigebiete haben keine fertige Pandemie-Strategie entwickelt. Liegt das Problem bei den Betreibern oder aufseiten der Politik?

Wien, 15. Jänner 2021 | Viele Skigebiete in Österreich sind offenbar ohne klare Strategie in den Corona-Winter gestartet. Das bestätigt eine Befragung der Wiener Wirtschaftsuniversität (WU) zusammen mit der TU Wien und dem Fraunhofer Institut. Die Umfrage unter 88 teilnehmenden österreichischen Skigebieten aller Größen aus 330 Befragten zeigt, dass mehr als 90 Prozent der Betreiber im Befragungszeitraum Dezember 2020 noch keine fertige Pandemie-Strategie entwickelt haben und ca. ein Drittel auch keine Entwicklung plante.

Die Skigebiete in Österreich durften am 24. Dezember aufsperren und auch während des harten Lockdowns offen bleiben.

COVID-19-Strategien sind überlebensnotwendig

Zur Erhöhung der unternehmerischen Krisenbewältigung, wie jener der COVID-19-Pandemie, ist die Entwicklung geeigneter Strategien überlebensnotwendig. Christian Schumacher, Assistenz-Professor am „Institute for International Business“ der Wirtschaftsuniversität Wien, erklärt, dass Unternehmen mit einer klaren Strategie erfolgreicher durch Notsituationen kämen und langfristig sogar davon profitieren könnten.

„Genau an diesem Punkt setzt unsere Studie an: Uns stellte sich die Frage, inwieweit sich die österreichischen Skigebiete mit konkreten Maßnahmen auf die COVID-19-Krise vorbereitet haben und welche Lösungen hier verfolgt werden.“

Ein besonderer Fokus wurde auf Digitalisierungslösungen wie personifizierte Skikarten-Chips, Fiebersensoren oder automatisierte COVID-19-Schnelltestsysteme gelegt.

Größtenteils keine klare COVID-19-Strategie

Die Autorinnen und Autoren untersuchten hierbei sowohl die Entwicklung einer generellen Strategie zur Handhabung der COVID-19-Pandemie, als auch konkrete Maßnahmen und Lösungen aus dem Bereich der Digitalisierung. Die Studie zeigt: Lediglich sieben Prozent der befragten Betreiber verfolgen bereits eine fertig entwickelte COVID-19-Strategie und nur jedes fünfte Skigebiet arbeitet derzeit an der Ausarbeitung von Strategien. Es zeigt sich in der Umfrage auch hohes ungenutztes Potential von Digitalisierungslösungen im Umgang mit COVID-19.

 „Digitalisierungslösungen im Kundenbereich und die damit verbundene Datennutzung erhöht die Kundensicherheit signifikant“,

merkt Digitalisierungsexperte Andreas Schumacher von Fraunhofer Austria an.

Zwar haben die Betreiber einzelne Maßnahmen gegen COVID-19 ergriffen, jedoch hat die Hälfte der Skigebiete derzeit keine Initiativen umgesetzt, um COVID-19 konkret mittels Digitalisierungslösungen entgegenzutreten. Vier von zehn Skigebieten planen dies auch nicht.

Hohes ungenutztes Potenzial

Das hohe ungenutzte Potential von Digitalisierungslösungen gegen COVID-19 resultiert vermutlich aus teilweise fehlenden Digitalisierungsstrategien der Skigebiete, so die Studienautorinnen. Rund zwei Drittel der befragten Betreiber verfolgen derzeit keine fertige und konkrete Digitalisierungsstrategie. Hierbei handelt es sich vor allem um kleinere Skigebiete, die laut der Studie deutlich weniger digitalisiert sind als die großen.

Politisches Chaos und widersprüchliche Anforderungen

Für den Nationalratsabgeordneten Sepp Schellhorn (NEOS) ist klar, dass die Verantwortung für das Chaos auf den Skipisten – vor allem durch die sich widersprechenden Anforderungen und die nicht klar ausgearbeiteten Covid-Strategien – bei der Regierung liege. Er bezieht sich dabei auch auf die Verschärfung der Konzepte kurz vor Saisonstart. Benachteiligt seien vor allem die kleinen Betreiber. Grundsätzlich sehe er eine Ungleichbehandlung vor allem in der Medienberichterstattung und in der Kommunikation der Regierung:

„Es gibt keine klaren Angaben, ob und wie aufgesperrt werden kann – das setzt sich natürlich in der Unsicherheit der Unternehmer durch. Auf der einen Seite ist der wirtschaftliche Druck und auf der anderen die Gesundheit“,

so Schellhorn gegenüber ZackZack.

(jz)

Titelbild: APA Picturedesk

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