Freitag, April 19, 2024

Impfschummler bei Armin Wolf – “Ich war im Warteraum”

“Ich war im Warteraum”

Einen skurrilen Auftritt legte der Feldkircher ÖVP-Bürgermeister Wolfgang Matt bei Armin Wolf hin. Er dürfte seiner Wahrnehmung nach alles richtig gemacht haben und sieht kaum einen Grund, sich zu entschuldigen. An Rücktritt denke er nicht.

 

Wien, 20. Jänner 2021 | Der Vorarlberger ÖVP-Bürgermeister Wolfgang Matt von Feldkirch durfte sich am Mittwoch im Zib2-Studio bei Armin Wolf erklären. Er holte sich entgegen des geltenden Impfplanes eine Dosis Corona-Impfstoff. „Ich werfe auch kein hartes Brot weg, sondern mache Toast daraus“, erklärte sich der Eigentümervertreter des Seniorenheimes Feldkirch. Er sei eben „im Warteraum“ gewesen – und sonst keine andere Risikoperson mehr, die eigentlich Vorzug gehabt hätte. Die schweren Vorwürfe der Heimärztin, die von „Korruption“ sprach, ließ er an sich abprallen, jedoch mit fragwürdigen Begründungen.

„Das hätte ich machen können“

Es sei dort geimpft worden und dann einfach noch eine Dosis übrig geblieben, so seine Erzählung. Obwohl er sich schon vor Wochen auf die Impfliste des Seniorenheimes schreiben hat lassen, erklärte sich Matt ganz anders: Man hätte nicht mehr so schnell Personen aus der Risikogruppe mobilisieren können. „Was hätten sie gemacht, wenn drei Impfdosen übrig geblieben wären?“ Dann hätte er versucht, noch irgendwie Leute zu mobilisieren. Wolf stellte dann fest: „Das hätten Sie mit einer Dosis auch machen können.“ „Ja, das ist richtig, das hätte ich mit einem Impfstoff auch machen können.“

Sonderbar klingt auch eine weitere Begründung des in Bedrängnis Gebrachten. Er sei eben als Eigentümervertreter auch in Kontakt mit Seniorenvertretern. Auf die Feststellung von Wolf, dass dort laut Verordnung kaum Besuche zugelassen seien, argumentierte Matt, dass Senioren-Angehörige eben auch zu ihm ins Rathaus zu Besuch kämen.

Rücktritt?

An Rücktritt denke Matt nicht, jedoch nicht „weil er kein Gefühl habe“. Sondern wenn „Leute hier gewesen wären, die noch eine Dosis abnehmen hätten können“, dann wäre er „ohne weiteres“ zurückgetreten. Er habe sich jedoch besonders „defensiv“ verhalten, deshalb sehe er auch keinen Grund für eine Entschuldigung. „Soll ich mich jetzt entschuldigen, dass ich diese letzte Dosis genommen haben?“ Wenn aber Wert darauf gelegt werde, dann könne er sich entschuldigen. Im Zib2-Studio ist das jedenfalls nicht passiert.

Der zuletzt sehr stille Vizekanzler und Justizminister Werner Kogler (Grüne) forderte überraschend seinen Rücktritt. Auch die „Vorarlberger Nachrichten“ forderten in ihrem Leitartikel den Rücktritt von Matt. Ebenso gingen auf Twitter die Wogen hoch:

„Alles richtig gemacht“, von Tilg bis Matt, von Tirol bis Vorarlberg, von ÖVP bis ÖVP.

Wikipedia schätzt das Interview ein.

https://twitter.com/gerold_rie/status/1351641686519250951

Der Chefredakteur der „Vorarlberger Nachrichten“ ist fassungslos.

(ot)

Titelbild: APA Picturedesk

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12 Kommentare

  1. Die Corona-Pandemie hat uns aber auch gezeigt, dass der Föderalismus mehr Verwirrung stiftet, als er Vorteile für die Bürger bringt. Er wird jedoch zur Katastrophe, wenn er Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen die Möglichkeit einräumt, lebensrettenden Impfstoff unter Freunden zu verteilen, statt ihn an jene weiterzugeben, für die er bestimmt ist. Für jeden Bürgermeister/jede Bürgermeisterin, der/die so verantwortungslos handelt, ist bereits der heutige Tag einer zu viel, an dem er/sie sich noch Bürgermeister/-in nennen darf.

  2. Ich bin einfach sprachlos. Sind wir wirklich so?
    Aber mir war klar dass , sobald die Impfung den Ländern überantwortet wurde die Freunderlwirtschaft unbarmherzig zuschlagen wird.
    Mehr darf ich nicht schreiben…… in meinem Zorn

    • Nein wir sind nicht so, Politiker sind so, weils denen schlicht und einfach zu gut geht in Österreich….

  3. Erbärmlich. Widerlich. Darum hasst jeder Politiker. Winden wie ein Aal und habe alles richtig gemacht. Warum sagt er nicht einfach wie es war: Er hat Angst um sein Leben und wollte unbedingt den Impfstoff weil er so wichtig ist. Es sei nur mal gesagt: Wenn die ganzen Bürgermeister und Bezirksräte usw von heute auf morgen verschwinden, merkt das keiner. Wenn die Putzfrau einen Tag nicht erscheint, dann merkt das jeder.

    • Die Behauptung des Bm er habe im Altenheim oft beruflich zu tun….gewöhnlich sieht man die Bm in den Altenheimen nur wenn Wahltag ist weil da müssen sie ja sehen das alles seine Ordnung hat und kein betagter Mensch womöglich sein Kreuzerl an einer falschen Stelle macht…..hab mal erlebt das eine betagte Dame die an diesem Tag etwas kränkelte bei so einem Auftritt ihr Mittagessen…..zu Füßen des Bm…..erinnere mich immer wieder gern daran.

  4. So ist das eben, wenn sich keiner auskennt. Solche Typen sind es gewöhnt, sich vorzudrängen und sind dahingehend auch ohne jedes Gspür. Aber es muss doch klare Vorgaben von Bund/Land geben, wer zu impfen ist und wer nicht. Kleine Mitarbeiter*innen haben natürlich Respekt/Angst vor dem großen Bürgermeister und tun, was er will. Sie können sich ja auch auf nichts berufen. Eine Regierung, die jede Verantwortung immer nur nach unten abschiebt, ist die wahre Schuldige daran. Dort muss man ansetzen, nicht jeden Bürgermeister persönlich anrufen und fragen, ob er eh schon geimpft ist.

    • Nur Pech für ihn, dass die Heimärztin keine “kleine Mitarbeiterin” war. Wenn der Herr Bm jetzt geimpft ist dann kann er ja einige wichtige systemrelevante Aufgaben im Heim übernehmen wie z.B. die Bewohner aus dem Bett heben, waschen, ankleiden, füttern, auf WC setzen und anschließend sauber machen…..ich hoffe es findet sich ein mutiger Mensch der ihm das so sagt ……

  5. Falls er die Folgeimpfung immer noch als Bürgermeister erhalten würde, hätte ich an seiner Stelle gar kein gutes Gefühl.

    • Ich hätte an seiner Stelle auch kein gutes Gefühl wenn ich dem Pflegepersonal über dem Weg laufen würde…

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