Donnerstag, April 18, 2024

Impf-Chaos in Salzburg – Covid-freie Privatkliniken bevorzugt?

Covid-freie Privatkliniken bevorzugt?

Das Desaster rund um die Corona-Impfungen nimmt weiter seinen Lauf. Vor allem Salzburg und Tirol dürften es mit der vom nationalen Impfgremium vorgegebenen Priorisierung nicht so ernst nehmen. Ärzte werden auf Mitte Februar verwiesen, ausgewählte Covid-freie Privatkliniken würden in der Verteilung des Impfstoffs klar bevorzugt werden.

Wien, 21. Jänner 2021 | „Wo ist unser Impfstoff?“, fragen sich viele Salzburger Ärzte derzeit zu Recht. Bereits Anfang Dezember hat man sie durch die Ärztekammer zur verbindlichen Anmeldung für die Corona-Impfung aufgefordert. Im Falle einer niedergelassenen Ärztin, die an ZackZack herangetreten ist und anonym bleiben möchte, hätte es die erste Teil-Impfung für sie und ihre sieben Ordinationsmitarbeiter bereits am 15. Jänner geben sollen.

Ein Tag davor, also am 14., dann die Nachricht: es gebe nicht genügend Impfdosen, der nächste mögliche Termin sei erst Mitte Februar. Auch eine neuerliche Anmeldung sei nötig.

„Es ist ein Wahnsinn, wie hier mit uns umgegangen wird. Man verspricht uns etwas ein Monat lang und dann dauert es erst wieder. Zwischendurch habe ich dann Patienten, die bei Lebensmittelkonzernen, Banken oder großen Energieversorgern arbeiten und mir erzählen, dass sie bereits nächste Woche geimpft werden sollen“,

so die Ärztin zu ZackZack.

ZackZack konnte den Lebensmittelkonzern, den Energieversorger und die Bank für eine Stellungnahme erreichen. Von Seiten der Unternehmen wird betont, dass man sich hier an die Vorgaben des Bundes halten und als kritische Infrastruktur (zu der beide gezählt werden) erst in Phase 2 mit den betrieblichen Impfungen starten werde.

„Wohin gehen die ganzen Impfstoffe?“

Während etwa in Wien etwa 8.500 niedergelassene Ärzte bereits letzte Woche geimpft wurden und auch in Oberösterreich mit Ende Jänner fast alle Ärzte durchgeimpft werden dürften, werden sie in Salzburg auf Mitte Februar vertröstet. Hier dürfte irgendetwas überhaupt nicht stimmen mit der Verteilung, wie die Medizinerin meint:

„Ich frage mich nun: Wohin gehen die ganzen Impfstoffe?“

Auch in den “Salzburger Nachrichten” klagt ein 69-jähriger Kinderarzt, der bereits selbst zur Risikogruppe gehört, darüber, dass die Gruppe der niedergelassenen Ärzte in Salzburg erst für ab dem 15. Februar vorgesehen ist. Hier würde sich der Informationsstand „ständig ändern“.

ÖVP-nahe Privatklinken bevorzugt?

Stattdessen würden Salzburger Privatkliniken, die nicht vorwiegend Covid-Patienten behandeln, bevorzugt werden. Die PremiQaMed, die auch Kliniken in Wien und Graz führt, würde gar lediglich jene Patienten behandeln, die davor einen negativen PCR-Test vorweisen können. Dort sei die Belegschaft bereits zur Hälfte durchgeimpft.

Im Spital der Barmherzigen Brüder hätte man ebenfalls schon so gut wie alle Mitarbeiter durch. Auch dort würde sich die Anzahl an Covid-Patienten laut Spital „in Grenzen halten“. Alles „ÖVP-nahe Spitäler“, wie die betroffene Ärztin ZackZack erzählt.

Auch in Tirol sorgen Berichte über zu Unrecht bevorzugte Privatspitäler für Empörung. Laut einem Bericht des “Standard” seien vor allem private Unfallkliniken unter dem Namen Medalp bereits ordentlich mit dem Impfstoff versorgt worden. Diese würden ebenso gar keine Covid-Patienten versorgen, sondern – nahe bei Skigebieten gelegen – auf Unfallchirurgie spezialisiert sein. In den Landeskliniken hätten stattdessen erst etwa 15 Prozent der Mitarbeiter die Impfung erhalten.

Aus der Salzburger Landesregierung rund um LH-Stellvertreter und Gesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP) heißt es jedenfalls, dass man sich beim Salzburger Impfplan stets an die Priorisierungsempfehlungen des Bundes halte. Privatkliniken ohne Covid-Patienten sind dort jedoch nicht als oberste Priorität angeführt.

(mst)

Titelbild: APA Picturedesk

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Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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24 Kommentare

  1. Kann dieses ganze Politiker-Wirrwarr nicht mehr ernst nehmen. Daher hält sich auch meine Empörung darüber in Grenzen.

  2. Landeshauptmann Haslauer und seine Partei stellen jetzt klar, wer für sie schützenswert ist: ihre Bürgermeister, ihre Privatkliniken… Ich möchte einfache Antworten auf einfache Fragen: 1. Wie viele Bürgermeister wurden in Salzburg bisher geimpft? 2. Welche Privatkliniken wurden bereits durchgeimpft? 3. Welche Supermarktketten werden gerade in die “kritische Infrastruktur” hineingemogelt? 4. Wieviel Geld bekommt die Salzburger ÖVP von a) Ortsparteien und Bürgermeistern b) Privatkliniken c) Supermarktketten?

    • Fakt ist: ab dem Zeitpunkt als Impfen Ländersache würde… warum auch immer… war dieses unmoralische Vordrängen quasi Tatsache

  3. Jetzt schicken sie die Ärztekammer aus dem Tiefschlaf/Marmorpalast, um auf den Anschober medial einzuprügeln, damit ihre ÖVP Impfluschen in den Dörfern aus den Medien rauskommen. Durchsichtig und erbärmlich.

  4. Ich hoffe bei der kommenden Wahl werden sich ein Teil der vernünftigen Menschen an diese Unverschämtheiten, das Vordrängeln , anarchistischen Aktionen erinnern.

  5. Anschober in Zib2 eben. Alles ok… kein Problem…. blablabla.
    Wir sind im Zeitplan blablabla.
    Ein Trauerspiel

    • Der kommt mit der Kritik überhaupt nicht zurecht. Reagiert nur mehr noch mit Mauern und überheblichen trotz.

      • Man sollte aber nicht vergessen, dass er jahrelang mit Josef Pühringer zusammenarbeiten musste und schon ein Burnout hatte. Jemand mit Profil oder Power von den Grünen wäre NIE in die Regierung gekommen. Welch ein (indirektes) Bild von Kurz: Die Blauen (und manche, die österreichisches Eigentum verwalten) brauchen Drogen. Der Vizekanzler schafft’s nicht ohne Alkohol und der Bundesschlaubi hält’s auch nur aus, weil er ein vollkommenes Wrack ist …

        • Der Rudi A. ist glaube ich ein netter und bemühter Mensch und es war irgendwie klar das so Jemand Sozialminister wird (ohne die Agenden Arbeit natürlich weil die kann man keinem Grünen anvertrauen wäre ja noch schöner wenn die Arbeitslosen nicht mehr schickaniert würden). Den Ruin der Krankenkassen hatte die ÖVP schon vorher über die Bühne gebracht und so glaubte die ÖVP das Ressort sei eh nicht mehr so wichtig……die krasseste Fehleinschätzung der Österreichischen Politgeschichte….

    • Spätestens jetzt weiß ich, warum ich keinen Fernseher habe ;-). Breaking News im Guardian: “Austria has already 160,000 (partially) vaccinated people. In only roughly 6 years the whole population will be prepared for Corona/Covid. The whole world is looking on the amazing Bundesschlaubi (Chief Health Minister) Anschober for this incredible results.”

      • Sicher nicht von der Hand zu weisen jedoch bedenken sie bitte das der Bundesmaturant das Sagen hat! Wie hat er BK aus den Vorgänger-Regierungen immer kritisiert: ein BK hat zu wissen was passiert und Transparenz wurde eingefordert.

        Das Wort Transparenz verkommt aus dem Mund des Bundesmaturanten und seiner Partei sowie den Steigbügelhaltern (Grün) zu einem schleimigen, widerwärtigen Brei!

      • Hab auch schon viele Jahre keinen Fernseher mehr weil die Realität jede Fiktion übertrifft…..Seuchen, Korruption, Massenüberwachung, Umweltkatastrophen…Comedy.

    • Lou Lorenz hätte noch nachhaken müssen, in Bezug auf privatspitäler. Ich hoffe nur, dass Wolf das heiße Eisen aufnimmt.

  6. Bei der ganzen Widerlichkeit finde ich doch eines ziemlich spannend: Jetzt kommen Dinge zum Vorschein, die über Jahrzehnte fast unsichtbar waren. Das fängt nicht beim Bürgermeister im Ländle an und hört nicht bei einer Privatklinik in Salzburg (oder Wien oder Graz, etc.) auf. Beim Standard liest man, dass der Fleischmarkt völlig zusammenbricht, weil die Gasthäuser geschlossen haben. Die meisten Flugzeuge sind am Boden. (…) Wäre es nicht gerade JETZT an der Zeit wieder verstärkt darüber nachzudenken, wen man wählt, was man isst (und wo’s herkommt) und wie man nachhaltig reist?

    • Selbstverständlich wäre es an der Zeit. Die Covid Krise legt sich ja wie ein Brennglas auf alles und macht sehr vieles sichtbar. Viele denken auch in diese Richtung. Ich hab überhaupt kein Problem mit der Aussage, es wird nie wieder so wie vorher. Reisen wird nie wieder so wie vorher. Ja und? Muss ja auch nicht. Ging ja auch nicht.

      Die Krise hat uns ja auch Trump von Hals geschafft. So gesehen…
      Allerdings- die Krise hat uns Kurz nicht nicht vom Hals geschafft. Es wird immer widerlicher. So gesehen.

      Wieviele Widerlichkeiten wird’s noch geben müssen? Mir schlägt es schon ordentlich aufs Gemüt.

      • Wie lange ist es her, dass Kurz ein zehnjähriges (Öster-)Reich angekündigt hatte? 😉 Aktuell lese ich unter anderem Christopher Clarks “Die Schlafwandler”. Faszinierend. Wäre Kurz fünf Jahre früher aufgetaucht, hätte es vielleicht ein neues “Österreich-Ungarn” geben können. Schüssel & Co. haben schon extrem viel Schaden an der Demokratie angerichtet. Doch sie ist zäh. In den USA genau so wie bei uns. Und das ist gut so. Die Türkis-Grünen wollten den Ibiza-U-Ausschuss blockieren. Der VfGH hat das verhindert. Jetzt dürfte ungefähr Halbzeit sein. Und was dabei herausgekommen ist ist gewaltig. Steter Tropfen höhlt eben den Stein. Die Mühlen des Gesetzes mahlen langsam. Aber sie mahlen. Es wird weitere Korruptionsprozesse geben …

        • Das stimmt absolut. Die Mühlen mahlen. Ich glaube auch, dass die Türkisen den Widerstand langsam spüren. Kurz ist keine gefestigte Person, er braucht nicht allzuviel, um die Nerven zu verlieren.

          Mir hat gestern jm aus OÖ gesagt, dass das lkh Gmunden (dorthin werden alle Covid Patienten verlegt) pflegetechnisch am Ende sei. Das Problem sei das personal. Es sei nicht möglich, Personal für die Dauer der Krise zu bekommen, weil
          1) schlecht bezahlt
          2) keine Langzeitperspektive

          • Auf meinen Einwand, warum man nicht Leute anwirbt, indem man die für die ‘Krise’ vorübergehend äußert gut bezahlt (anstelle alle in einen lockdown zu schicken, um die Spitäler zu entlasten), hat er gemeint… offensichtlich weil das typisch österreichisch sei. Haben wir noch nie gemacht und so..

            Das glaub ich nicht. Es gibt keinen Willen zur Lösung.

          • Naja, die Politik in den letzten (sagen wir) Jahrzehnten hat ja so gut funktioniert. Man tut so, als würde man etwas machen, schaut aber nur auf den Profit. Jetzt geht das halt hinten und vorne nicht mehr (und wird öffentlich). Ich glaube, diese Situation ist einmalig (für Bürger*innen, Medien, etc.) Wenn es jetzt immer noch Leute gibt, die eine dritte Piste (in Schwechat) bauen wollen, oder Autobahnen, etc., dann liegt das auch daran, dass genau jene in den letzten Jahren nichts anderes gelernt haben. (…)

          • Ich glaube, dass das eine Ausrede ist. Gesehen hat man es als die Grenzen dicht waren und keine Pfegekräfte mehr ins Land kamen (oder hinaus zu ihren Familien kamen). Und gleichzeitig kürzen Kurz & Co. die Familienbeihilfe. Die Langzeitperspektive könnte man problemlos schaffen: Stipendien vergeben für jene, die das Potential haben und auch nutzen wollen. Bis hin zu einem Medizinstudium! Aber wir bräuchten auch Forschung im Pflegebereich. Kombiniert mit Soziologie und Psychologie. Es muss flächendeckend Supervision geben um mit dem enormen Druck umgehen zu können, etc. Mit Sicherheit aber brauchen wir keine Aschbacher*innen!

          • Natürlich ist es eine Ausrede. Anreize schaffen für Pflegekräfte liesse sich leicht. Man richtet lieber die kleinen Unternehmer zugrunde, indem man sie in den ewigen lockdown schickt und abhängig macht. Und dann kann man schön umstrukturieren. Das gesamte land. Ich bin sicher, das ist Bernhard Bonellis Plan.

            Und PRW macht jetzt mit. Fein!

    • ganz zu schweigen vom Steir. Landeshauptmann. So jemanden kann man nicht erfinden. @fuchor, auch wenn sie keinen tv haben, aber die Pkw mit diesem Typen muss man sich in der tvthek nachsehen und dem Guardian zu kommen lassen.

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